Hallo zusammen,
ich habe etwas in dem Buch von Michael Grewe "Hunde brauchen klare Grenzen" gefunden, was durchaus auf Menschen übertragbar ist und gerade in diesem Thread gut passt - meine ich.
"Bei einer Auseinandersetzung geht es nicht unbedingt harmonisch zu - dennoch ist Harmonie, also die Abstimmung beider Parteien auf eine vereinbarte Regelung, das Ziel sozialer Reibung. Konfliktbereitschaft und Konfliktfähigkeit stehen einer harmonischen Beziehung nicht nur nicht entgegen, sie bilden ihre Grundlage und machen sie überhaupt erst möglich. So wie ein Streit unter Menschen klärend wirken kann - SOFERN SICH DIE STREITPARTNER GEGENEINANDER FAIR VERHALTEN - so dient auch die Auseinandersetzung mit unserem Hund der Klärung der Verhältnisse. Wie in einem Konflikt unter Menschen auch, IST FAIRNESS AUSSCHLAGGEBEND für eine erfolgreiche Kommunikation mit unserem Hund."
Ab und zu komme ich mir hier vor wie im Deutschen Bundestag. Dort sind Respekt voreinander und Fairness untereinander mittlerweile auch Fremdworte
Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten sollte - auch innerhalb eines Portales.
Zur Zucht neuer Farbschläge - es hat große Mühe gekostet, die Farbschläge, die wir haben, sauber zu züchten (kleine Rückschläge gibt es immer noch) und ich kann die Züchter verstehen dass ihnen der Kamm schwillt, wenn immer wieder nach noch mehr Farben gerufen wird, nur weil die vielleicht hübsch aussehen. Man muss nicht den Markt mit allem, wonach gerufen wird, bedienen. Es muss auch nicht jeder unbedingt haben können, was er will. Gerade in der Hundezucht im Allgemeinen haben solche Wünsche Blüten getrieben, die die Hunde ausbaden müssen (brachycefale Rassen die kaum noch normal atmen können, winzige Hunde, die sich beim ersten Sturz das Genick brechen, Hündinnen die ihre Welpen nicht natürlich gebären können usw.). Zum Glück müssen die Schnaupizüchter sich mit solchen Auswüchsen nicht herumschlagen. Aber rechtfertigt alleine das Schönfinden die Kreation immer anderer Farbschläge? Um unsere Rassen sauber in der Farbe zu bekommen, hat es viel Engagement und Durchhaltungsvermögen der Züchter gekostet und das über lange Jahre. Mal eben zwei Farbschläge aufeinander setzten und schon haben wir ne neue Farbe - so einfach ist das nicht.
Nun zum praktischen Aspekt einer Farb-Kuddel-muddel-Zucht. Die meisten Käufer haben eine Klare Vorstellung davon, wie ihr Hund aussehen soll, wenn sie sich für einen Rassehund entscheiden. In der Regel möchte niemand einen schwarzen Hund kaufen, wenn er einen weißen im Kopf hat. Er wendet sich an einen Züchter, der z.B. weiße Zwerge züchtet und freut sich nach einem positiv verlaufenen Gespräch auf seinen ZSw, den er in ein paar Wochen holen kann. Werden nun die Farben vermischt, kann kein Züchter einem Käufer sagen, dass er von ihm einen ZSw bekommen kann. In einem Wurf können alle mögliche Farben liegen und der Züchter muss seine potentiellen Käufer vertrösten auf die Zeit, nachdem der Wurf gefallen ist um zu sehen, ob ein ZSw dabei ist. Wenn nicht, muss der Käufer zum nächsten Züchter wandern oder schon im voraus bei der Planung ...zig Züchter kontaktieren um zu dem zu gehen, der ihm einen ZSw "liefern" kann. Einen wirklich guten, potentiellen Käufer zu verlieren ist nichts, was sich ein Züchter wünscht.
Gehen wir nun davon aus, dass die "neuen" Farben auf Dauer ebenfalls rein gezüchtet werden sollen. Was meint ihr, wie eine solche Reinzucht dann zustande kommen soll? Der Genpool ist zu Anfang so klein, dass zwangsläufig Inzucht wenn nicht sogar Inzestzucht betrieben werden muss. Um zu wissen, welche Folgen eine solche Zuchtmethode hat (Fitnessverlust, Anfälligkeit für Krankheiten usw.), muss man kein großer Genetiker sein. Ich weiß, dass diese Form der Zucht immer noch umstritten ist. Fakt ist, dass man in recht kurzer Zeit optisch fast geklonte Hunde hat, dass Fehler in der Zucht sehr schnell sichtbar werden, aaaaaber - was passiert mit dem "Ausschuss"? Das sind Lebewesen mit möglicherweise heftigen, gesundheitlichen Defekten oder sie sehen - was noch das geringste Problem FÜR DIE HUNDE IST - einfach nur blöd aus. Kein Züchter kann auf Dauer diesen "Ausschuss" behalten. Also muss er ihn in gute Hände verschenken und die "guten Hände" haben dann möglicherweise einen Hund, der nicht lange lebt oder nur mit der Hilfe der Medizin am Leben erhalten werden kann.
Was ich fast genau so schlimm finde ist, dass bei dieser Zucht der neuen Farben nur noch auf die Farbe, also das Äußere, geschaut wird weil man ja so schnell wie möglich auch die neue Farbe sauber haben möchte. Alle anderen Eigenschaften wie das Wesen, die Langlebigkeit und eben die Gesundheit bleiben außen vor.
Nun könnte man sagen, dass man ja gar nicht darauf achten muss, welche Farbe mit welcher verpaart wird. Ist doch wurscht, was da geboren wird, sind doch alles süße Hundis. Wenn man diese Einstellung hat, kann man sich von der Rassehundezucht verabschieden. Dann werden zwar schnauzerähnliche Hunde gezüchtet, aber mit fortschreitender Kuddel-muddel-Zucht gehen die ganz typischen Eigenschaften unserer Hunde, nicht nur die optischen, den Bach runter. Wenn wir in die ganz alten Zuchtbücher oder in das Zuchtbuch Nr. 1 des PSK schauen, sehen wir ein Sammelsurium von schnauzerähnlichen Hunden mit den unterschiedlichsten Farben und Körperformen. Schön waren die wenigsten von ihnen. Das fanden wohl auch die damaligen Züchter, haben sie doch alles daran gesetzt, die Hunde optisch und auch wesensmäßig zu verbessern. Es geht ja nicht nur um das Äußere - wo Schnauzer drauf steht, sollte auch Schnauzer drin sein.
Was die weißen Riesen betrifft, habe ich keine Ahnung, woher die kommen, ob es wirklich Riesenschnauzer sind usw. - muss ich aber auch nicht wissen.
Sorry, ist bisschen lang geworden, aber das ist das, was mir spontan zu dem Wunsch, immer neue Farben in unseren Rassen zu züchten, eigefallen ist. Es gibt sicher noch mehr zu bedenken - aber dazu können paar andere schlaue Leute auch noch was schreiben
Grüße von
Rita