Hallo Michaela,
Und vielleicht wächst die Erkenntnis, dass es nicht mehr ums "Einschränken" geht, sondern darum, umzudenken.
Vielleicht endlich jetzt, 25 Jahre nach Tschernobyl.
Lange vor Tschernobyl habe ich mich als 8-jährige gefragt, was der ganze industrielle Wahnsinn hier bei uns soll. Als 8-jährige darf man das noch fragen. Damals hätte ich lieber irgendwo in Afrika gelebt, weitab der Zivilisation – auch mit dem Risiko, schlimm zu erkranken oder unterernährt zu sein. Gerne habe ich mich damals schon abgewendet – bin raus gegangen, in die „Wildnis“; Hauptsache ich muss kein Auto hören, darf Wälder, Wiesen, Bäche sehen… gerne hätte ich damals schon für alle anderen „umgedacht“. Und wie das so ist – ich bin dann reingewachsen in den ganzen Schlendrian… und nach Afrika brauch ich jetzt auch nicht mehr zu gehen. An einem Tauchschein habe ich mal gearbeitet, um Greenpeace zu unterstützen , bestanden habe ich den nicht, und überhaupt war das eine unausgereifte Idee…
Der Unfall Tschernobyl ist nicht der einzige Unfall, seit AKW Zeiten. Wikipedia beschreibt viele Störfälle anderer AKW. Damals nach dem Ereignis Tschernobyl war man noch nicht bereit umzudenken. Irgendwie ist ja alles noch sehr glimpflich ausgegangen, beruhigte man sich: Mein Mann meint, die glühende Masse sei damals in der Schutzwanne des AKW hängen geblieben – Sand und Beton drauf, gut war es. Heute im Fall Fukushima hoffe man „spekulativ“ darauf, wenn schon alles schmelze, dass sich die glühende Masse Richtung Lava verabschiede, dort könne sich die Masse gut verteilen, es sei ohnehin so ziemlich alles radioaktiv im Erdreich. Alte Lehrmeinungen, wonach sich die Masse durch die Erde hindurch fresse, um am anderen Ende der Welt „herauszufallen“ konnten ja entkräftet werden.
Ich hoffe auch so sehr auf ein heutiges Umdenken und es würde mich nicht stören, mich einzuschränken – damit allein ist es aber nicht getan, ganz richtig, liebe Michaela.
Wir Menschen sollten uns einfach von dem Hochmut verabschieden, alle und alles kontrollieren und berechnen zu können. Auch jene Faktoren, die nachgewiesenermaßen zwar theoretisch errechenbar, aber nicht kontrollierbar sind.
Was kann man selbst tun?
Zum Beispiel seinen Strom von Versorgern beziehen, die nachweislich und zertifiziert Strom aus erneuerbaren Energien liefern. Den gibt's schon für 21,5 Cent pro KW/h. Die Preisdrohung zieht also nicht wirklich.
Immer und immer wieder haben wir skeptisch diese Anbieter hinterfragt und wir sind nicht wirklich glücklich mit diesen oft scheinbar erneuerbaren Energien. Momentan informieren wir uns in Richtung Energie selber herstellen und zurück ins Netz speisen. In ein paar Jahren benötigen wir eine neue Heizungsanlage und dann möchten wir bestmöglich, umweltverträglich austauschen.
Zum Beispiel sich eine Organisation aussuchen, die dem eigenen Denken entspricht und auf die Straße gehen. An Mahnwachen teilnehmen.
Ob diese Ansätze allerdings für Dich, Steffi, in Deiner ganz persönlichen Situation mit dem Mann bei einem Energieversorger, denkbar sind, wage ich zu bezweifeln.
Ich bin nicht ganz sicher, wie du „Mann bei Energieversorger“ sinngemäß meinst? Mein Mann ist ein gutes Stück älter wie ich. Damals, als junger Erwachsener hat er so ziemlich alles an Organisationen und Straße gehen und Mahnwachen teilgenommen, die ihm sinnvoll erschienen, z.B. Stichwort „Startbahn West“ – mein Mann kommt ja aus der Frankfurter Gegend. Es war ihm immer ein inneres Bedürfnis, die Welt zum Besseren zu verändern. Nach einem technischen Studium hat er deshalb Umwelttechnik drangehängt und Zusatzschulungen gemacht, um irgendwo einen Anfang zu finden, in den Köpfen ein Umdenken zu erzielen. Damals war es sehr schwer Firmen zu finden, die sich an neue Gesetze im Hinblick Umwelt halten wollten. Er hat sich nicht klein kriegen lassen und ist dann eben gegangen (worden) mit Kraft für einen neuen Anfang. Seit kurzem erst zeigt sich großflächig ein Umdenkwille. Und er sitzt für sich an der richtigen Stelle und schult andere. Neue Ideen hört man sich bereitwillig und interessiert an. Er dreht ein kleines Rad im Getriebe – aber er dreht!
Du hast recht – zur Zeit ist es für mich undenkbar, in der Öffentlichkeit größer tätig zu werden. Ich bin zu stark eingebunden und spüre mich teilweise selber manchmal nicht mehr. Ich müsste erst mal wieder nach Kindererziehung freier werden, um mich informieren zu können und gezielt etwas zu unternehmen. Du merkst ja sicher an meinen Argumentationen, wie löchrig diese sind. Das ist auch der Grund, warum ich auf die anderen von dir gegebenen Informationen gar nicht eingehen kann, leider, Michaela…
Soweit für heute.
Liebe Grüße von Steffi