Original geschrieben von Claudia_R
Nervlich angekratze Hunde sind nicht per se gefährlich!
Hi Claudia,
sie können es durchaus sein! Ein Hund, der häufig Gefahren sieht, wo keine sind, kann entweder meiden oder "nach vorne meiden" — mit demselben Triebziel: In Ruhe gelassen zu werden.
Im SD ist Beute aber König. Der Griff wird stark bewertet — und ein voller Griff ist ein Beutegriff. Wehrgriffe sind schlecht gezielt, zwar hart, aber hektisch und nicht voll.
Also kann auch ein angekratzter Hund, der sich nicht auf Beuteverhalten kanalisieren läßt (und es gibt solche) nicht viel im SD erreichen. Gewisse Hunde auf der Kippe können sogar durch gezieltes und richtig durchgeführten SD Training "entschärft" werden, weil Aggression (Wehren) in Beuteverhalten umdirigiert wird. (Künstlicher Übersprung). Der Hund lernt, daß es ihm nicht an den Kragen geht, daß die "Kampfhandlung" ritualisiert ist — wie in einem menschlichen Kampfsport auch. Und dazu kommt dann noch die Kontrolle, die der HF auszuüben lernt, und der sich der Hund beugen muß. Die ist auch nützlich im täglichen Leben.
Daß diese Hunde nicht in die Zucht gehören, sollte jedem vernünftigen Menschen klar sein.
Es gibt durchaus Hunde, die eine (für mich erwünschte) Naturschärfe haben, die aber absolut felsenfeste Nerven haben. Solche Hunde sind relativ selten aber es gibt sie — und bei ihnen ist man sicher wie in Abrahams Schoß, wenn man sich nicht gerade saumäßig daneben benimmt. Solche Hunde warnen fast immer lange bevor sie auch nur ans Beißen denken, und selbst bei einer "Meinungsverschiedenheit" setzen sie erst mal ihren Körper ein (zum Blockieren z. B) bevor sie wirklich beißen.
Ein selbstsicherer Mensch mit Pistole ist viel weniger gefährlich als ein nervöser, der gleich auf jeden Schatten ballert — beim Hund ist es ebenso: Aggression gepaart mit guten Nerven ist nicht gefährlich. Es ist bei Hunden wie bei Menschen, den Feigling muß man mehr fürchten als den Mutigen.
Vera