was beurteilen die Richter eigentlich ? Warum gab es nicht eine höhere Punktzahl ? Wofür ziehen sie Punkte ab ?
Hallo Ulla,
die Unterordnung war wirklich toll anzuschauen, sehr harmonisch, selbstsicher und motiviert. Das spricht sehr für die Ausbildung und den Grundaufbau. 86 Punkte auf einer FCI-Weltmeisterschaft sind ein hervorragendes Ergebnis, erstmal kommen da nur sehr wenige hin, und für einen "Nicht Profi-Sportler" ist eine Leistung über 80 Punkte in irgendeiner Abteilung auf so einer Veranstaltung einfach nur klasse und verdient vollen Respekt.
Leider, und da gebe ich Dir Recht, sind die Unterschiede im Spitzensport für Laien nicht mehr so deutlich zu sehen. Daher muss man als Sportler schon in der Materie drinstecken, wenn man die Unterschiede zwischen 86 und 92 sehen möchte... für jemanden, der sich da ansonsten wenig mit beschäftigt, ist das leider nicht immer so nachvollziehbar. Das ist wahrscheinlich so, wenn ich mir im Fernsehen Bodenturnen, Eiskunstlaufen oder Turmspringen ansehe... ich habe da vollsten Respekt vor diesen Sportlern und finde es als Laie toll... Unterschiede sehe ich da meistens nicht und daher ist viel für mich auch nicht nachvollziehbar. Das liegt aber nicht an den Richtern, sondern weil ich schlicht und einfach keine Ahnung davon habe.
Zunächst zur Richtweise: Es sollten und werden in den meisten Fällen die "Nicht-Schäferhunde und Malis" nicht benachteiligt. Die Richter sind angehalten, möglichst rasseunabhängig zu richten und die Allermeisten (zumindest auf so einer Großveranstaltung) bekommen das auch ganz gut hin. Dazu kommt eben auch, dass ein 25 Kilo Malinois natürlich spurtschneller ist als ein 50 Kilo Rottweiler. Daher geht es bei der Beurteilung nicht um Tempo und Geschwindigkeit alleine sondern vielmehr auch um Motivationslage und Engagement in der Arbeit.
Dann noch so ein Lieblingsthema von mir: Richter ZIEHEN keine Punkte, sie VERGEBEN welche. Wenn Du mit Deinem Hund den Platz betrittst, dann hast Du nicht 100 Punkte von denen etwas abgezogen wird, sondern Du hast 0 Punkte und musst Dir welche verdienen. Die Punkte die Du pro Übung bekommst werden ermittelt, indem der Richter beurteilt, wie weit die Vorführung vom Idealbild abweicht. Und hier gibt es eben manchmal Irritationen, da es "das Idealbild" nicht gibt und jeder Richter vielleicht gerade bei den Punkten "Arbeitsfreude", "Motivation" und "Triebverhalten" andere Vorstellungen hat. Das ist auch leider sehr schwierig auf einen Nenner zu bringen, da man sowas einfach nicht "messen" oder standardisieren kann. Daher gilt auch im Hundesport: Wo Menschen richten ist es immer ein Stück weit subjektiv.
Zu der Vorführung von Monika (die ich im Übrigen, wie schon gesagt, wirklich sehr "rund" und schön anzusehen fand): Höchstbewertungen gab es meiner Meinung nach nicht (und ich habe mir nicht die Beurteilung angesehen, sondern das geht ausschließlich nach meinem Empfinden), weil der Hund immer mal wieder leicht lästig war (stieß immer mal aus Motivation heraus beim Fußlaufen leicht an, deutlicher wurde das im Vorsitzen, hier war er deutlich lästiger), Holzaufnahme sollte einmal besser gezeigt werden, Positionen etwas schneller eingenommen und der größte "Klopfer" war beim Voraus, wo er das erste Hörzeichen leider ignorierte und erst beim 2. Hörzeichen stoppte. Das sind alles natürlich Kleinigkeiten, die sich aber selbstverständlich summieren.
Dazu muss man sagen, dass es eine Weltmeisterschaft war, bei der natürlich schon deutlich strenger gerichtet wird. Bei einer Vereinsprüfung wäre so eine Leistung wohl niemals unter 90 Punkten bewertet worden.
Ich hoffe, ich konnte das etwas erklären....
Viele Grüße
Sören