Hallo Niclas,
erst einmal super, dass ihr euch vor der Anschaffung über so viele Dinge Gedanken macht und auch für Ideen und Anregungen offen seid.
Ich bin auch Lehramtsstudentin und kann das super mit dem Hundealltag vereinbaren. Natürlich ist es von Vorteil, dass du und deine Freundin euch beide um den Hund kümmern wollt. Bei uns ist es auch so, dass meistens jemand bei dem Hund ist - die Arbeits- und Vorlesungszeiten laufen ja nicht immer parallel. Und wenn wir beide mal unterwegs sind, kann der Hund auch gut alleine bleiben. Zum Einkaufen o.Ä. kann man ihn eh nicht mitnehmen, es sei denn, man lässt ihn vor dem Laden oder im Auto - dann lasse ich unseren Hund doch lieber zu Hause und gönne ihm ein bisschen Schlaf. Er ist glaube ich auch oft ganz froh, wenn er mal in Ruhe in seinem Körbchen liegen kann und uns nicht immer im Blick behalten muss.
Nichts desto trotz kann es nicht schaden, einen "Notfallplan" für die Betreuung in petto zu haben (z.B. Eltern, Geschwister, enge Freunde, die den Hund auch kennen).
Natürlich wäre es am besten, wenn ihr den Hund nach der Prüfungszeit in den Semesterferien zu euch nehmen könnt. Gerade in der ersten Zeit muss man den Hund ja doch erst einmal "kennen lernen". Wenn ihr einen Welpen aufnehmt, müsst ihr sowieso viel Zeit investieren (Sozialisierung, Stubenreinheit usw.), aber auch einen älteren Hund könnt ihr nicht sofort ins kalte Wasser werfen. Ihr müsst auch erst einmal sehen, ob und wie lange ihr ihn alleine lassen könnt, ob er vor irgendwelchen Dingen Angst zeigt, wie er bei Unwetter reagiert und so weiter. Und natürlich kann es auch nicht schaden, ihn von Anfang an an andere Hunde, Fahrradfahrer und Jogger zu gewöhnen und auch schon ein bisschen Erziehung walten zu lassen. Was ihr früh richtig macht, müsst ihr später nicht mehr korrigieren.
Deine Idee, einen Hund aus dem Tierschutz zu nehmen, finde ich super. Wir haben unseren Kleinen auch aus einer Tötungsstation auf Zypern. Wir sind superglücklich, dass wir uns für ihn entschieden haben. Hier habe ich aber auch noch ein paar Tipps für dich:
Ich fand es für uns ganz wichtig, den Hund nicht "blind" zu übernehmen. Viele Organisationen besorgen Flugtickets für die Hunde und ihr holt das Tier dann am Flughafen ab. In dem Fall kauft ihr sozusagen die Katze (oder den Hund
) im Sack. Wir haben unseren Rüden von einer Organisation, die die Hunde in Deutschland erst einmal in ehrenamtliche Pflegestellen gibt. Dort leben die Tiere dann im ganz normalen Alltag und die Pflegestellen können auch Auskünfte über die Hunde geben (z.B. Verträglichkeit mit anderen Tieren, Stubenreinheit, charakterliche Eigenheiten usw.). Wir haben uns unseren Hund dort angesehen und uns kennen gelernt, sind mit ihm spazieren gegangen und haben auch gleich erfahren, welche "Baustellen" es bei ihm noch gibt. Ich würde dir auf jeden Fall empfehlen, dir auch so eine Organisation zu suchen, die die Hunde aus deutschen Pflegestellen heraus vermittelt. Natürlich müsst ihr bei Tieren aus dem Tierschutz damit rechnen, dass nicht alles "eitel Sonnenschein" ist. Die meisten Tiere haben schlimme Dinge erlebt und Angst vor vielen Sachen. Hier kann es sehr viel Geduld erfordern, diese Dinge wieder ins Lot zu bringen. Wenn euch die Sache mit dem Tierschutz zu heikel ist, kann ich mich den Vorrednern nur anschließen: es gibt viele erwachsene Tiere, die aus Zuchtstätten abgegeben werden oder weil die Besitzer z.B. verstorben sind oder aus anderen Gründen die Tiere nicht mehr halten können. In dieser Richtung könnt ihr natürlich auch suchen.
Zum Lernen im Alter: Als unser Hund vor einigen Wochen zu uns kam, kannte und konnte er relativ wenig. Er war etwa zwei Jahre alt und wurde erst in seiner Pflegestelle an Leine und Halsband gewöhnt. Mittlerweile kann er schon bei Fuß gehen (naja, kleinere "Aussetzer" hierbei gibt es natürlich noch), Sitz und Platz klappen auch schon super. Auch erste "Annäherungen" an den Hundesport gab es schon. Wir können ihn auch schon im Feld frei laufen lassen, da er sehr auf uns fixiert ist und für die kurze Zeit schon sehr gut hört. Natürlich gilt hierbei auch immer: der Hund kann nur widergeben, was er von euch mitbekommt. Wenn ihr noch keine (oder nur geringe) Erfahrung mit Hundeerziehung habt, sucht euch eine Hundeschule oder einen Hundesportverein in eurer Nähe. Die meisten Vereine bieten nicht nur "Basisarbeit" an, sondern auch verschiedene Hundesportarten wie Agility oder THS an. Wenn ihr euch sowieso gerne bewegt und gerne draußen seid, ist vielleicht auch etwas für euch dabei.
Viel Spaß bei der weiteren Suche!
LG Insa