Hallo, Ihr Alle,
vor ein paar Jahren hatten wir diese Diskussion mit allen Emotionen und Kontroversen schon einmal.
Hier wurde immer wieder auf die so großen gesundheitlichen Gefahren bei einer Kastration von Hündinnen hingewiesen und auf das Verbot im Tierschutzgesetz, wobei bei letzterem etwas nicht stimmen kann, denn würde streng nach diesem verfahren, so dürften die Tierschutzvereine nicht auf der Kastration der Abgabehunde bestehen.
Ich bin nun der Meinung, dass eine Kastration in jedem Einzelfall genau überlegt werden sollte. Ich habe zum Beispiel eine dd-Hündin, rot (aber natürlich zu hellrot). Ich habe sie aus diversen Gründen, die ich schon einmal dargelegt habe, kastrieren lassen. Im Nachhinein wurde mir dazu von einer Züchterin gesagt, dass ich in Anbetracht der bei dd-Hunden verbreiteten Hautprobleme das Richtige getan habe, da durch die ständigen Hormon-schwankungen sonst diese Probleme wahrscheinlich stärker aufgetreten wären. So hat Estelle außer einem extrem dünnen Fell und dem Auftreten von Pickeln beim zu proteinhaltiger Ernährung (was man ja vermeiden kann) keine Hautprobleme.
Was Katzen betrifft, so ist das mit der unkontrollierten Vermehrung durchaus ein Argument. Ich habe z.B. Filou, einen kastrierten Kater, der bei Bekannten zugelaufen war, die genau neben der Autobahn wohnen und vernünftigerweise entschieden, dass sie ihn dort wegen der Gefahr des Überfahrenwerdens nicht als Freigänger halten können, und als Wohnungskatze fühlte er sich überhaupt nicht wohl. So kam er - schon kastriert - zu mir, wo er frei rein und raus kann. Wäre er nun nicht kastriert, so hätte ich dies wohl nachholen müssen, denn einerseits pflegen unkastrierte Kater auch ihre Wohnung zu markieren, was mit erheblichen geruchlichen Beeinträchtigungen verbunden ist. Außerdem würde er sich hier draußen auf dem Land unkontrolliert vermehren, es gibt hier nämlich genügend mehr oder weniger frei lebende Land-Katzen. Zudem würde er zweifellos immer wieder in Katerkämpfe verwickelt und käme oft nach längerer Abwesenheit zerschunden und verletzt nach Hause, wo ich ihn dann wieder flicken und pflegen müsste, damit er nach Wiederherstellung wieder auf die Walz gehen und später zerrauft nach Hause kommen könnte ... usw.
Ob Sterilisation der weiblichen Tiere so viel besser ist, wage ich zu bezweifeln. Man verhindert zwar die Vermehrung, aber der Drang nach dem anderen Geschlecht bleibt, die Hitze bleibt, die Rüden (es gibt viel mehr unkastrierte Rüden als kastrierte) in der näheren und weiteren Umgebung spielen verrückt, entlaufen zu Hause und riskieren überfahren zu werden.
Zudem sehe ich bei mir zu Hause, wo gegenüber ein Reiterhof ist, wohin sehr viele der dortigen Pferdeeinsteller ihre Hunde mitbringen, dass diese bei der Läufigkeit ihrer Hündinnen bevorzugt bei uns im Feld - also fernab von ihrer eigenen Wohnung - spazieren gehen, was wiederum die in meiner Nachbarschaft lebenden Rüden und auch deren Besitzer zum Wahnsinn treibt, insbesondere da es sich nicht um nur eine Hündin handelt, sondern um mehrere, die dann grundsätzlich schön nacheinander in der Hitze sind. Besonders angenehm ist das also auch für die Umgebung nicht.
Da dies noch längst nicht alle Argumente für und gegen sind, bin ich der Meinung, dass man das jeweils den Besitzern der Tiere überlassen sollte, da jeder Fall anders gelagert ist.
Auch hinsichtlich der Nachteile einer Kastration (Inkontinenz, Ablehnung durch andere Hunde) habe ich selbst noch keine Erfahrung gemacht und auch in meinem recht großen Bekanntenkreis nichts dergleichen gehört. Estelle benimmt sich durchaus "sehr weiblich" gegenüber anderen Hunden und wird auch von Rüden immer freundlich und interessiert beschnuppert und betüdelt. Werden die Rüden nach ihrer Meinung zu aufdringlich, so macht sie ihnen das unmissverständlich klar.
Auch bei Estelles Vorgängerin Minette, die erst mit 8 Jahren wegen Knötchenbildung an den Zitzen auf tierärztlichen Rat hin kastriert wurde, war es wie oben beschrieben.
Liebe Grüße
Marlies mit Estelle