Hi Rita, hi Sabine,
so weit sind wir sogar theoretisch nicht auseinander, und in der Praxis nehme ich mal an, noch weniger. Bei mir gab es wenig Rangelei, weil ich die Führung behalte. Alpha bin ich. Fertig. Und meine Position muß ich nicht mit irgenwelchen physischen Mitteln zementieren.
Natürlich gibt es Rangordung im Hundevolk, und je stabiler die ist, desto besser. Der Tod eines Hundes schaffte immer erst mal Unruhe in meinem Rudel. Dann wurde um bessere Positionen gerangelt. Aber Hunde können die Rangordnung sehr gut auch ohne böse zu werden ausmachen und wenn nicht, fahre ich dazwischen wie ein Hagelsturm beim Picknick.
Klein-Hexer war schon als 8-wöchiger Welpe sehr forsch (aber lieb). Ich hatte damals noch meine 12 jährige Apache. Bei mir wurden beide gestreichelt, aber wenn er Apache ärgerte, ließ ich ihr freie Hand/Pfote. (Hätte sie das nicht gekonnt, hätte ich ihr geholfen.) Dann kam er zu mir angejammert. Er war eigentlich gar nicht frech, wollte nur überall dabei sein, bei ihr im Mauseloch graben, die Couch mit ihr teilen, wenn sie ihre Ruhe wollte usw. Warnsignale erkannte er, befolgte sie aber nur geringfügig. Anderthalb Wochen lang ging das so. (Apaches Mutter hätte das viel schneller auf die Reihe bekommen, aber Apache hatte nicht das Kaliber ihrer Mutter - mit ein Grund warum gerade sie aus dem Wurf behalten habe. Ich fürchtete weniger, daß es zu blutigen Auseinandersetzungen kommen könnte.) Dann riß Apache der Geduldsfaden und sie war knurrend und beißen über Klein-Hexer, der wie am Spieß schrie. Es war nur das Vertrauen in den klaren Kopf meiner Apache, der mich nicht dazwischenfahren ließ - aber Nervenkrieg war es schon. Natürlich wurde Hexer dabei kein Haar gekrümmt. Nur voll besabbert war er.
Danach war Hexer ein höflicher kleiner Knabe. Eine gehobene Augenbraue von Apache, und er machte einen Diener (immer mit fröhlicher Mine!) und trollte sich. Sobald er die Regeln anerkannte, ließ Apache die Zügel locker, und nun durfte er mit ihr zusammen im selben Loch graben, oder auf der Couch liegen und die zwei spielten sehr schön zusammen. Die damalige Schäferhundin meiner Freundin, die enorm aggressiv war und nicht alle Tassen im Schrank hatte (die Hündin, nicht die Freundin
) baggerte er so dezent an, ein kleiner Schlecker hier - ein Küßchen da - nie war er aufdringlich oder unterwürfig - daß sie ihn in Kürze voll akzeptierte. Ein Meisterstück an Diplomatie! So etwas habe ich zuvor und danach noch nie gesehen!
So sollten es Hundebesitzer auch halten: Wenn die Körpersprache des (kleinen) Hundes "richtig" ist, d.h., das Sozialverhalten angemessen, kann man ruhig mal die Zügel schleifen lassen. Aber so viele Besitzer sehen nicht, was einfach Welpengehabe ist, und was schon soziales Testen ist und reagieren viel zu stark auf vermeintliche Herausforderungen des Welpen oder Junghundes. Dieser Dominanzunsinn spukt halt leider in viele Köpfen rum beim kleinsten Fordern des Junghundes. Immer machen sich diese Besitzer Sorgen, ob und daß sie auch ja die Oberhand behalten. Daß sie sich darum einen Kopf machen, ist aber schon das erste Problem. Der Hund spürt diese Zweifel und Unsicherheit doch ganz genau.
Ich selber schubse nie, pack den kleinen Hund nicht am Schlafittchen, brülle selten, sage oft Autsch! weil Welpenzähne halt weh tun, und stelle mich auch sonst nicht so zimperlich an. Ich habe viel spielerischen Körperkontakt mit meinen Hunden. Zimperliche sollen sich Pudel kaufen (Sorry Sabine.) ABER ich spiele hart - wenn der Hund beim Spielen etwas über die Stränge schlägt. (Genauso wie von Trumler beschrieben). Das funktioniert, und trotz meiner leichten Hand und fast straffreien Haltung sorge ich mich nicht im Geringsten über meine Alphaposition bei einem Hund, den ich selbst aufgezogen habe. Nie.
Und ich lasse meinen Alten nicht die wenigen Privilegien wegnehmen. Ich hätte der jungen Hündin nicht erlaubt, das Körbchen der alten - oder die Stelle auf dem Bett zu usurpieren. Hexer schlief auf der Couch oder neben dem Bett, solange Apache am Leben war. (Ein Hund im Bett ist genug! Gleichrangige mußten sich früher abwechseln.) Priviliegien verteile ich - und fertig — und zwar meistens sehr gerecht. Alle meine Hunde haben immer "gefragt," ob sie aufs Bett dürfen - obwohl das so gut wie immer erlaubt ist. Daran und an anderen Respektsbezeugungen habe ich nie arbeiten müssen, sie resultieren einfach daraus, daß ich ein ganz toller Überhund bin - und das ohne Gekreisch und Strafen. Ich gebe aber auch keine Wischi-Waschi Signale. Hunde wissen ganz genau, woran sie bei mir sind (Menschen auch!). Ich kenn die besten Spiele (u. a. "Ausbildung," die ja nur ein Spiel mit Regeln ist) und bin eben sehr unterhaltsam, wenn ich das mal so sagen darf!
Jedenfalls aus der Sicht der meisten Hunde! :-)
Aus demselben Grund komme ich auch sehr gut mit Kindern zurecht (besonders, wenn die Eltern nicht danebenstehen!)
Ups, wieder langatmig
Vera