Du bist nicht angemeldet.

Persönliche Box

Neue Benutzer

Evanger(20. Mai 2024, 08:42)

Elbri(9. Mai 2024, 20:07)

Fridschnauz(28. April 2024, 16:53)

BaS(14. April 2024, 13:00)

Theo-retisch(30. März 2024, 16:05)

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Das Schnauzer-Pinscher-Portal Schnaupi. Falls dies dein erster Besuch auf dieser Seite ist, lies bitte die Hilfe durch. Dort wird dir die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus solltest du dich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutze das Registrierungsformular, um dich zu registrieren oder informiere dich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls du dich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert hast, kannst du dich hier anmelden.

Riho

Erleuchteter

  • »Riho« ist weiblich
  • »Riho« ist ein verifizierter Benutzer

Beiträge: 22 517

Aktivitätspunkte: 113 270

Hunde: Schnauzer pfeffersalz Hündin 14 Jahre alt

  • Private Nachricht senden
Benutzer
Mitglied

21

Montag, 2. März 2009, 23:40

Hallo Lara,

als Omi Angie zu uns kam, war unsere Afra 12 Jahre alt und Angie versuchte schon mit 6 Monaten, Chefin zu werden. Afra war eine absolute Alpha-Hündin. Nicht nur eine starke Hündin, was sehr oft mit einer Alpha-Hündin verwechselt wird. Wenn Afra auf den Hupla kam, haben alle Hunde einen "Diener" gemacht und sie sehr respektvoll behandelt. Sie musste ihr ganzes Leben lang niemals knurren oder beißen. Sie stand nur da, schaute die anderen Hunde an und alle wurden winzig klein mit Hut. Angie versuchte, wie gesagt, sehr früh, die Regierung zu übernehmen, aber das hatte sie die Rechnung ohne Afra gemacht. Die hatte so allerlei drauf, der Kleinen klar zu machen, wer das Sagen hat. Sie ist z.B. einfach auf Angie zu gegangen und hat sie rückwärts gedrängt, bis die vor einer Wand stand. Dann hat sie die Kleine noch ein paar Sekunden angeschaut, die fiel in sich zusammen wie ein Hefeteig, der Zugluft bekommen hatte und Afra ging ihrer Wege. Zu einem anderen Zeitpunkt, als Angie einfach zu frech wurde, hat sie die Kleine umgeworfen, sich über sie gestellt, fuuuurchtbar streng geschaut und Angie hat die weiße Fahne rausgehängt. Irgendwann machte Angie einen großen Bogen, wenn Afra irgendwo stand oder lag. Ich habe Afra in ihrem hohen Rang in jeder Hinsicht unterstützt. Ihre Tochter Ayka hatte der starken Mutter eh nix entgegen zu setzen und war eine Hund ohne Meinung. Sie kümmerte sich um Angie überhaupt nicht und Angie hatte mit Ayka auch nix am Hut. Zwei Jahre war die Rangordnung klar und dann wurde Afra mit ihren nun fast 14 Jahren richtig alt und klapperig und Angie setzte sie von jetzt auf gleich als Chefin im Hunderudel ab. Afra schlief neben meinem Bett in ihrem Korb und eines abends stellte Angie die Afra in der Schlafzimmertüre und ließ sie nicht in den Raum. Ich ahnte, was da auf mich zu kam und mischte mich zunächst nicht ein. Afra stand vor der Türe, versuchte noch einmal, ins Schlafzimmer zu kommen, als Angie sie massiv körperlich anging. Das alte Mädchen hatte natürlich gegen die zweijährige, starke Hündin überhaupt keine Chance. Sie stand noch einen Moment da, senkte dann den Kopf, drehte sich um und ging in einen Korb in der Diele. Angie legte sich sofort in den Korb neben meinem Bett. Mir quietschte es in der Seele :( Meine stolze Afra durfte nicht mehr neben mir schlafen und ging leise aufs Altenteil.
Ich habe dann trotz besseren Wissens noch einmal versucht, Afra ein paar der alten Privilegien einzuräumen, aber Angie ging immer wieder körperlich gegen sie vor, was ich natürlich unterbunden habe. Angie war zwar eine starke Hündin, hatte aber nicht die Alpha-Qualitäten der jungen Afra. Sie musste sich härter als Chefin behaupten. Auch wenn es mir fürchterlich weh tat, meine stolze Afra nun als letztes Glied in der Kette zu sehen, musste ich dem alten Mädchen zu liebe Angies Ansprüche respektieren. Als ich mich nicht mehr einmischte, war Angie sofort zufrieden, hat Afra ihr Leben als nun rangniedrige Hündin leben lassen und ich konnte die beiden Mädels ohne Sorge alleine zusammen im Haus lassen. Angie stellte Afra noch zwei Mal mit dem Kopf in die Ecke und Afra tat das auch ohne Gegenwehr. Ich hätte heulen können, meine ehemals stolze Alpha-Hündin so zu sehen. Ich hatte damit aber ein viel größeres Problem als das alte Mädel. Zwei Wochen nach dem "Machtwechsel" mussten wir Afra einschläfern. Angie hat genau den Zeitpunkt gespürt, ab dem Afra das Rudel nicht mehr führen konnte.
Was ich allerdings niemals zugelassen habe war, wenn Angie sich dazwischen drängen wollte, wenn ich mich mit Afra beschäftigte. Diese Entscheidungen habe ICH getroffen und daran habe ich auch nicht den kleinsten Zweifel bei Angie aufkommen lassen. Sie hat es auch verstanden und trollte sich dann. Afra hatte dadurch auch keine Nachteile von Angie zu befürchten. Ich habe zwar die Rangordnung innerhalb des Hunderudels respektiert und eingehalten, aber der Chef im Mensch-Hunde-Rudel war IMMER ICH (und mein Mann). Daran gab es nichts zu rütteln.
Nun haben wir wieder eine Omi hier und nun ist es Angie. In vier Wochen wird sie 15 Jahre alt. Die nächst jüngere Hündin ist Enja, ihre Tochter und sie respektiert ihre Mutter immer noch als Chefin. Da ein Mutter-Tochter-Verhältnis in der Regel lebenslang bestehen bleibt bin ich gespannt, ob es zwischen den beiden auch einen Machtwechsel geben wird. Zwergi Korry hat eh nix zu sagen und ist außen vor. Ich werde aber diese Mal nicht zulassen, dass auch bei einer Änderung in der Rangordnung das alte Mädchen körperlich nieder gemacht wird.

Grüße von
Rita
Signatur von »Riho« Tue und lebe, was du für richtig hältst und vertraue dir. Alles andere ist Energie- und Zeitverschwendung.
Andreas Neumann

Philiandela

unregistriert

22

Dienstag, 3. März 2009, 02:07

@Andrea: Genau das ist der Knackpunkt. Wenn die Intensität, mit der du körperlich etwas tust (hier wegschubsen) aussagt: "Du bist jetzt nicht dran!", wird es auch das selbstbewußteste Riesenbaby verstehen - vielleicht wird er es nochmal versuchen, aber er wird bei der entsprechenden Ernsthaftigkeit erkennen, worum es geht und es lassen. Aber nur WENN es von Anfang an für ihn nicht wie eine Spielaufforderung wirkt - und das hängt von der Präsenz des Menschen ab.

Und das @Vera macht für mich auch ein faires Verhalten aus - dem Hund ganz klar zu zeigen, was ich möchte und was ich nicht möchte (nämlich mich von ihm manipulieren und von ihm Aufmerksamkeit einfordern zu lassen), er lernt mich so nämlich einzuschätzen und Aufmerksamkeit auf sich zu beziehen, wenn sie für ihn bestimmt ist.
Das demonstriere ich nicht nur an einem zweiten vorhandenen Hund, sondern tausend mal im Alltag, wenn eben Prinz Schnauz gerade nebensächlich ist und ich ihm das auch deutlich zeige - muß ich dann davon ausgehen, daß er einen Angriff auf jeden startet, der meine Aufmerksamkeit ohne ihn bekommt? Doch nur dann, wenn er es nicht gelernt hat! Das ist nicht Schmarrn sondern eine klare Grenze. Auch unter Hunden kann nicht jeder Pimpf daherkommen und Aufmerksamkeit einfordern. Der Oppositionsreflex wird nur dann aktiviert, wenn man unklar im Umgang ist und sich auf Konflikte einläßt, die man nur verlieren kann (habe ich früher auch getan, aber ich weiß heute ziemlich genau, warum das nicht funktionieren konnte).
Zu deinem Schokoladenbeispiel: das was du beschreibst, ist nichts anderes als "Frust ertragen" lernen - und das muß sowohl Kind als auch Hund. Und ja - ich mußte (wie jeder von uns) - sehr wohl zusehen, wenn andere Kinder etwas bekommen haben und ich nicht. Was ich daraus gelernt habe, ist, daß es im Leben nicht immer das gibt, was man gerne möchte.

So, jetzt aber gute Nacht!
LG Ela

Vera + Hexer

unregistriert

23

Dienstag, 3. März 2009, 06:44

Hi Ela,

ich sehe es einfach nicht so. Etwas wehren spornt das Begehren. Wenn ich dem kleinen Hund sage: Du aber nicht, du mußt zuschaun, wie ich mit der andern schmuse, schüre ich Eifersucht - am Ende muß das möglicherweise der alte Hund ausbaden.

Ich habe über etliche Jahrzehnte ein Haus voller Hunde gehabt und immer darauf geachtet, daß Fairness herrscht. Einer wird gestreichelt, der andere kommt: "Ich auch!" und wird ebenso gestreichelt. Dann kommt noch einer, und ich finde irgendwie eine dritte Hand — und eine vierte, wenn's sein muß! Ebenso wie ich nie auf die verrückte Idee kommen würde, einem ein Leckerle zu geben, während der andere dasteht und sabbelt. Ich mag Asymmetrien nicht! Und ich bin absolut berechenbar für meine Hunde - die müssen sich nicht erst überlegen, woher der Wind weht und wer denn jetzt mal "dran" ist. Wer zu mir kommt, wird gestreichelt und beschmust. Wer den andern Hund ernsthaft anmotzt, bekommt eins auf die Glocke. Da halte ich den Alten den Rücken frei. Alte werden bei mir nicht vom Thron geschubst. Rudeländerungen kommen erst, nachdem jemand gestorben ist. Die Alten haben in mir einen mächtigen Partner und die Jungen wissen das.

Individuelle Aufmerksamkeit bekamen die Hunde, wenn ich sie einzeln auf Spaziergänge, zum Training usw. mitnahm. Allerdings habe ich auch da auf ein dynamisches Gleichgewicht geachtet.

Vera







Hanifeh

unregistriert

24

Dienstag, 3. März 2009, 08:21

Zitat

Wer zu mir kommt, wird gestreichelt und beschmust. Wer den andern Hund ernsthaft anmotzt, bekommt eins auf die Glocke.
So halte ich es auch! Mein Haus - meine Regeln und Regel Nummer 1 ist, daß ich keinen Zoff dulde. Ob ein Junghund einen Alten nervt oder ein Althund wie verrückt seinen Platz neben mir verteidigt - beide Varianten dulde ich nicht. Neben mir zu liegen ist ein Privileg für jeden, der sich benehmen kann - manchmal acht Hunde auf der Bank vor dem PC (deswegen habe ich keinen Bürostuhl ;) ) und zwei weitere direkt an meinen Füßen. Selbst das Mammut hat schnell gelernt, daß man nicht auf Pinscherlein tritt, weil man sonst rausfliegt - mehr mache ich nicht, aber das langt auch, denn Dabeisein war schließlich das Ziel des Übeltäters.

Ich glaube nicht, daß wir Menschen in der Lage sind, einen Hund, der nicht wirklich ranghoch IST künstlich "oben" zu halten - und der Versuch schadet dem, dem wir eigentlich helfen wollten vermutlich, weil die unechte Stärke zu Aggressionen bei den anderen führt. Einen jungen Riesen würde ich selbst die Erfahrung machen lassen, daß die Althündin Chefin ist. Wie sich das später mal darstellt, wenn die Kleine stärker und die Alte evtl. sehr klapperig ist, steht auf einem anderen Blatt. Rangordnung ist nicht starr, sie kann sich je nach den Gegebenheiten wandeln!
Li Gr S

Riho

Erleuchteter

  • »Riho« ist weiblich
  • »Riho« ist ein verifizierter Benutzer

Beiträge: 22 517

Aktivitätspunkte: 113 270

Hunde: Schnauzer pfeffersalz Hündin 14 Jahre alt

  • Private Nachricht senden
Benutzer
Mitglied

25

Dienstag, 3. März 2009, 11:50

Hallo Vera,

in der Natur wird ein alter Hund, der das Rudel nicht mehr führen kann, vom Thron geschubst und da kann es so weit gehen dass einer, der sich da widersetzt, das mit dem Leben bezahlen muss. Unsere Schnauzer haben noch sehr viele Naturinstinkte und vor allen Dingen die Pfeffischnauzer. Natürlich hätte ich Angie damals eins auf die Glocke hauen können und in meiner Anwesenheit hätte sie die Afra dann auch in Ruhe gelassen. Aber erstens wollte ich ihr Rudelverständnis nicht durcheinander bringen und zweitens hätte ich die Hunde in meiner Abwesenheit nicht mehr zusammen lassen können, und das wollte ich auf keinen Fall haben. Afra hat das damals genau verstanden und sich gemäß ihren Instinkten gefügt. Sie hatte deshalb kein schlechtes Leben. Sie war überall dabei und bekam die für sie wichtige Aufmerksamkeit durch uns Menschen. Sie bewegte sich in ihrem Rudel ganz normal, hatte halt nur nicht mehr die Privilegien, die ein Chef halt hat.
Fairness in der Hundehaltung :?: Klar bekommen bei mir alle Hunde die gleiche Menge an Zuwendung, aber wann und wie ich die Verteile, bestimme ICH. Keiner meiner Hunde ist deshalb seelisch verkümmert oder musste zum Hundepyschater. Es gibt hier auch keine Eifersucht, weil alle wissen, dass sie nichts vermissen müssen. Wenn ich mit einem schmuse, kommt hier nicht einer der anderen Hunde und fordert für sich die gleiche Zuwendung. Sie schauen gelassen zu, weil sie um nichts "kämpfen" müssen und genau wissen, dass ICH bestimme, wer gerade geknuddelt wird und wer nicht und das jeder die für ihn notwendige und passende Zuwendung bekommt. Liegt Enja bei mir auf dem Schoß, können die anderen sich ruhig in der Nähe aufhalten, ohne dass sie pampig wird. Kommt dann aber ein fremder Hund in unsere Nähe, wird gebrummt.
Jeder muss halt so mit solchen Dingen umgehen, wie er es FÜR SICH als richtig empfindet. Es muss für andere aber noch lange nicht passend sein. Jedem Tierchen............ :)

Grüße von
Rita
Signatur von »Riho« Tue und lebe, was du für richtig hältst und vertraue dir. Alles andere ist Energie- und Zeitverschwendung.
Andreas Neumann

chaotina

unregistriert

26

Dienstag, 3. März 2009, 17:01

@lara

Hallo Lara,
ja wir haben ein Haus gemietet mit Garten und Anjes geht dann erst mal in den Vorgarten und wässert den Rasen. Hat natürlich nicht jeder einen Garten und dann geht es so nicht -:- hab ich einfach verdrängt das es auch Hundebesitzer in Wohnungen gibt :nuho: Tschuldigung.
LG Inka mit Anhang

Vera + Hexer

unregistriert

27

Dienstag, 3. März 2009, 18:56

Hi Rita, hi Sabine,

so weit sind wir sogar theoretisch nicht auseinander, und in der Praxis nehme ich mal an, noch weniger. Bei mir gab es wenig Rangelei, weil ich die Führung behalte. Alpha bin ich. Fertig. Und meine Position muß ich nicht mit irgenwelchen physischen Mitteln zementieren.

Natürlich gibt es Rangordung im Hundevolk, und je stabiler die ist, desto besser. Der Tod eines Hundes schaffte immer erst mal Unruhe in meinem Rudel. Dann wurde um bessere Positionen gerangelt. Aber Hunde können die Rangordnung sehr gut auch ohne böse zu werden ausmachen und wenn nicht, fahre ich dazwischen wie ein Hagelsturm beim Picknick.

Klein-Hexer war schon als 8-wöchiger Welpe sehr forsch (aber lieb). Ich hatte damals noch meine 12 jährige Apache. Bei mir wurden beide gestreichelt, aber wenn er Apache ärgerte, ließ ich ihr freie Hand/Pfote. (Hätte sie das nicht gekonnt, hätte ich ihr geholfen.) Dann kam er zu mir angejammert. Er war eigentlich gar nicht frech, wollte nur überall dabei sein, bei ihr im Mauseloch graben, die Couch mit ihr teilen, wenn sie ihre Ruhe wollte usw. Warnsignale erkannte er, befolgte sie aber nur geringfügig. Anderthalb Wochen lang ging das so. (Apaches Mutter hätte das viel schneller auf die Reihe bekommen, aber Apache hatte nicht das Kaliber ihrer Mutter - mit ein Grund warum gerade sie aus dem Wurf behalten habe. Ich fürchtete weniger, daß es zu blutigen Auseinandersetzungen kommen könnte.) Dann riß Apache der Geduldsfaden und sie war knurrend und beißen über Klein-Hexer, der wie am Spieß schrie. Es war nur das Vertrauen in den klaren Kopf meiner Apache, der mich nicht dazwischenfahren ließ - aber Nervenkrieg war es schon. Natürlich wurde Hexer dabei kein Haar gekrümmt. Nur voll besabbert war er.

Danach war Hexer ein höflicher kleiner Knabe. Eine gehobene Augenbraue von Apache, und er machte einen Diener (immer mit fröhlicher Mine!) und trollte sich. Sobald er die Regeln anerkannte, ließ Apache die Zügel locker, und nun durfte er mit ihr zusammen im selben Loch graben, oder auf der Couch liegen und die zwei spielten sehr schön zusammen. Die damalige Schäferhundin meiner Freundin, die enorm aggressiv war und nicht alle Tassen im Schrank hatte (die Hündin, nicht die Freundin :D) baggerte er so dezent an, ein kleiner Schlecker hier - ein Küßchen da - nie war er aufdringlich oder unterwürfig - daß sie ihn in Kürze voll akzeptierte. Ein Meisterstück an Diplomatie! So etwas habe ich zuvor und danach noch nie gesehen!

So sollten es Hundebesitzer auch halten: Wenn die Körpersprache des (kleinen) Hundes "richtig" ist, d.h., das Sozialverhalten angemessen, kann man ruhig mal die Zügel schleifen lassen. Aber so viele Besitzer sehen nicht, was einfach Welpengehabe ist, und was schon soziales Testen ist und reagieren viel zu stark auf vermeintliche Herausforderungen des Welpen oder Junghundes. Dieser Dominanzunsinn spukt halt leider in viele Köpfen rum beim kleinsten Fordern des Junghundes. Immer machen sich diese Besitzer Sorgen, ob und daß sie auch ja die Oberhand behalten. Daß sie sich darum einen Kopf machen, ist aber schon das erste Problem. Der Hund spürt diese Zweifel und Unsicherheit doch ganz genau.

Ich selber schubse nie, pack den kleinen Hund nicht am Schlafittchen, brülle selten, sage oft Autsch! weil Welpenzähne halt weh tun, und stelle mich auch sonst nicht so zimperlich an. Ich habe viel spielerischen Körperkontakt mit meinen Hunden. Zimperliche sollen sich Pudel kaufen (Sorry Sabine.) ABER ich spiele hart - wenn der Hund beim Spielen etwas über die Stränge schlägt. (Genauso wie von Trumler beschrieben). Das funktioniert, und trotz meiner leichten Hand und fast straffreien Haltung sorge ich mich nicht im Geringsten über meine Alphaposition bei einem Hund, den ich selbst aufgezogen habe. Nie.

Und ich lasse meinen Alten nicht die wenigen Privilegien wegnehmen. Ich hätte der jungen Hündin nicht erlaubt, das Körbchen der alten - oder die Stelle auf dem Bett zu usurpieren. Hexer schlief auf der Couch oder neben dem Bett, solange Apache am Leben war. (Ein Hund im Bett ist genug! Gleichrangige mußten sich früher abwechseln.) Priviliegien verteile ich - und fertig — und zwar meistens sehr gerecht. Alle meine Hunde haben immer "gefragt," ob sie aufs Bett dürfen - obwohl das so gut wie immer erlaubt ist. Daran und an anderen Respektsbezeugungen habe ich nie arbeiten müssen, sie resultieren einfach daraus, daß ich ein ganz toller Überhund bin - und das ohne Gekreisch und Strafen. Ich gebe aber auch keine Wischi-Waschi Signale. Hunde wissen ganz genau, woran sie bei mir sind (Menschen auch!). Ich kenn die besten Spiele (u. a. "Ausbildung," die ja nur ein Spiel mit Regeln ist) und bin eben sehr unterhaltsam, wenn ich das mal so sagen darf! 8-| Jedenfalls aus der Sicht der meisten Hunde! :-)

Aus demselben Grund komme ich auch sehr gut mit Kindern zurecht (besonders, wenn die Eltern nicht danebenstehen!)

Ups, wieder langatmig

Vera



Paula100

unregistriert

28

Dienstag, 3. März 2009, 20:55

@Vera Reeves

Hallo Vera,

was heißt das konkret, wenn Du sagst "ABER ICH SPIELE HART" (genauso wie von Trummler beschrieben)?? Ich erinnere mich nicht daran, was Trummler zu diesem Thema geschrieben hat?? Wie muss ich mir ein HARTES SPIEL vorstellen .. ich weiß, der Welpe ist von alleine (FÜR UNSER MENSCHLICHES EMPFINDEN) eher grob und ruppig im Spiel, aber wie agierst Du dann????

Und ... wie muss ich mir das vorstellen, wenn Du schreibst ....."Du fährst dazwischen wie ein Hagelsturm beim Picknick" ...??... was passiert dann konkret??

VG und einen schönen Abend

Andrea

Vera + Hexer

unregistriert

29

Dienstag, 3. März 2009, 21:28

Hi Andrea,

Trumler beschreibt das sehr schön in einem seiner beiden Bücher (weiß nicht mehr welches) "Mit dem Hund auf du" oder "Hunde ernst genommen."

Im Klartext heißt das: Ist der Welpe zu grob (ich habe aber relativ viel Toleranz - und - wie ich schon hie und da bemerkt habe, bin nicht zimperlich :D) werde ich grober - aber mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Nie spürt das Hündchen Ärger, Wut, Angst oder gar Hilflosigkeit. (Dieses ewige "Nicht Beißen aua, aua," zeigt dem Hund ganz genau, wer der Stärkere ist.) Hündchen lernt ganz schnell, daß die Geister die er rief, ihm ein bißchen zuviel sind. Ich mache das auf dem Bett oder auf einem weichen Rasen, so daß auch nichts passiert, wenn ich ihn mal grob umschubse oder runterdrücke und ihn in der Position halte bis er aufgibt. Man merkt so sehr schnell, wo die Schwelle des Hündchens liegt. Als Klein Hexer ewas aufmüpfig wurde und auf mir herumkletterte, habe ich ihn mir um die Schulter gelegt wie auf den Bildern Jesus das Lamm und in der Gegend herumgetragen. Da hat er aber große Augen bekommen. Danach warf ich ihn aufs Bett - alles im Spiel - und sofort war er viel höflicher. Das muß man nur rechtzeitig genug machen, denn mit einem großen Hund geht das natürlich nicht mehr.

Wenn ich wie ein Gewitter zwischen Hunde fahre, ist das eine sehr theatralische, große und laute (und SEHR seltene) Aktion. Ich komme nicht wie ein Lüftchen angesäuselt, sondern wie ein Tornado. Notfalls werden Stühle umgeworfen und Töpfe auf den Boden gescheppert. Hundchen denkt, der Himmel fällt ihm auf den Kopf und Ende der Welt ist nahe. Wenn so eine Handlung nötig ist, ist es immer in Antwort auf ein schweres Vergehen - und dabei ist der Adrenalinspiegel der Hunde sowieso schon hoch. Da muß man mit Krach rein, nicht mit Schimpfen.

Ich mache das auch mit Hunden in der Pension, die frech werden und angreifen. Da donnern die Deckel der Dreckeimer und der Kies gegen das Wellblech und dem Hund fliegt allerhand Gerät um die Ohren. Dabei brauche ich den Hund (meistens) gar nicht zu berühren. Der denkt jetzt nämlich, daß er sich mit einer durchgedrehten Alten bestimmt nicht anlegen will! Auf einen ineffektiven Gegenangriff oder Strafe warten solche Hunde. Damit haben sie oft schon Erfahrung gemacht - mit einer Wahnsinnigen rechnen sie aber nicht! (Auch gebe ich dem Hund eine Fluchtroute. Eine Flucht nach vorn will ich ja vermeiden! :439:)

Vera

Vera + Hexer

unregistriert

30

Dienstag, 3. März 2009, 21:51

@ Andrea

Trumler,"Mit dem Hund auf du." Kapitel: "Das Spiel."

"Hier können wir gleich mit unseren eigenen Möglichkeiten, die Verhaltensweisen des Kampfspieles nachzuahmen, viel zur künftigen Beziehung zwischen uns und unserem Hund vorbereiten. Kampfspiele sind nur mit körperlichen Kontakten austragbar. Unsere Hände sind hervorragende Werkzeuge und können sogar zwei Geschwister ersetzen. (....) Wenn aus dem kleinen Welpen einmal eine Dogge oder ein Bernhardiner heranwächst, dann brauchen wir schon beide Hände und können ihm nur noch einen Kampfpartner liefern. (...)

Der Hund lernt im Spiel. Bei den Kampfspielen mit den Menschen lernt er nun im besonderen, daß er uns niemals — niemals! — besiegen kann, daß wir viel stärker sind als er, und daß wir auch im Spiel stets die Führung behalten. Das ist für ihn sehr leicht begreiflich, denn genau das lernt er auch in der natürlichen Hundefamilie: Die Elternkumpane sind immer und überall überlegen. Was man im Spiel lernt, schafft jedoch keine Minderwertigkeitskomplexe. Im Spiel ist selbst das Besiegtwerden äußerst vergnüglich ... So haben wir hier die schönste und natürlichste Methode, dem vierbeinigen Freund unsere Vorrangstellung ohne Anwendung von roher Gewalt und ohne Konflikte von klein auf zur Gewohnheit werden zu lassen."

Dies ist für mich eines der besten (vielleicht der beste) Beitrag, der je zur Welpenerziehung geschrieben wurde. Klar, logisch, auf natürlichem Verhalten aufgebaut — und doch so schwer kleinmütigen, zweiflerischen oder überanalytischen Menschen, ebenso wie solchen mit ständigem Autoritätsgehabe beizubringen.

Vera

Social Bookmarks