liebe barbara,
abby und ich haben ganz aehnliches am letzten sonntag unternommen. freilich ist abby nun schon 17 1/2 monate alt - aber noch sehr welpig (was mich freut).
wir waren mit 8 hunden und 10 menschen unterwegs, alles leute, die in unserer hundeschule gelernt oder trainiert haben. solche wanderungen gehoeren zum individuellen und freiwilligen zusatzangebot und immer ist auch zumindest eine trainerin mit ihren hunden dabei. ABER erziehungsprogramm ist keines dafuer vorgesehen, ausser bei der nachtwanderung, die auch zweimal im jahr durchgefuehrt wird.
die anderen teilnehmenden hunde waren 1 bordercollie, 1 glatthaar-, 1 rauhhaar-foxterrier, 2 relativ junge, aber erwachsene sharpeis - eine davon mutter eines schon recht fortgeschrittenen wurfs, die endlich mal wieder "ausgang" hatte, 1 blonder labrador, 1 golden retriever und 1 abby. die menschlichen teilnehmer gingen in lockerer, offener gruppe, jeder auf seinen hund achtend, aber jeder auch auf jeden der anderen hunde mit-aufpassend. zweck war nicht das treffen der menschen, sondern das gemeinsame erleben der hunde.
mir fiel dabei auf, dass die hunde, von denen die meisten - nicht abby - einander schon kannten, sich rasch zu einer art temporaerem rudel zusammenschlossen und fuer die dauer des spaziergangs - 4 stunden - auch relativ stabile beziehungen zueinander etablierten. das bedeutete, dass der eine oder andere hund eher eigene wege ging - die kleine rauhhaar-foxterrierdame etwa schlug sich haeufig allein ins unterholz und kam nach einer weile von vorn oder von hinten bzw. auf rufen ihres frauchens angerannt. die sharpeis blieben eher unter sich. abby und der bordercollie freundeten sich recht gut an. alle hunde liefen frei, mit ausnahme eines wegstuecks auf einer sehr wenig befahrenen strasse bzw. beim einkehren in einen auwaldgasthof.
abby war zumeist ganz vorn dabei und orientierte sich stark an den anderen. immer wieder mal blieb sie auch stehen und wartete, bis sie mich sah, dann lief sie weiter. andere hunde, an denen wir vorbeikamen, haben sie zwar interessiert, aber nach kurzem beschnueffeln lief sie immer zu "ihrem rudel" zurueck. einmal zweigte abby ab und ich sah sie auf dem weg neben einer frau in aehnlichem outfit wie meinem laufen. als ich sie rief, schaute sie zu der frau neben sich hoch, blieb stehen, schaute in meine richtung, stutzte und kam dann auch schon angerannt. sie hatte mich wohl verwechselt. eine nicht uninteressante beobachtung.
ein zweites mal lief sie einen weg geradeaus, als die gruppe abbog. ich und auch andere sahen sie weiterlaufen. als ich zur weggabelung kam, war abby schon "ueber die berge". ich habe gerufen, nix, wieder gerufen - nix. dann wurde mir etwas bang und ich ging ihr rufend nach. kurz vor der einmuendung des weges in einen wald habe ich dann die hundepfeife herausgeholt - worauf sie - nach dem zweiten pfiff - angerannt kam. es ist also anzunehmen, dass sie schon ziemlich weit entfernt war und mein rufen nicht gehoert hat -? nach dieser episode kam sie fuer eine ganze weile an die schleppleine. spaeter liess ich sie wieder ganz frei laufen und sie hielt sich relativ nah bei der gruppe bzw. kam auf rufen prompt zurueck.
meine erfahrung ist also, dass eine wanderung in einer groesseren gruppe offenbar die enge abhaengigkeitsbindung zu mir lockert, im austausch dafuer aber eine bindung an die gruppe etabliert - und sei's auch nur auf limitierte zeit. aber auch, dass das wandern in der gruppe als von den anderen hunden akzeptiertes, temporaeres "rudel-mitglied" offenbar abby selbstbewusster macht. da erkundet sie schon auch mal ein kleines stueckchen welt auf eigene faust - vermutlich mit dem gefuehl im hinterkopf - sofern derlei auf hundeeben uebertragbar ist - dass "das rudel" schon aufpasst und sie nicht verloren gehen kann.
dieses letztere hat mich nachdenklich gemacht. ich lese nun wieder intensiv bei guenther bloch das rudel- und erziehungsverhalten bei den woelfen nach. kann ich im uebrigens nur jedem bestens empfehlen: "der wolf im hundepelz. hundeerziehung aus unterschiedlichen perspektiven", autor: guenther bloch, verlag: kosmos, stuttgart 2004.
das ist's - kein rat, keine deutung, nur eine beobachtung... (dass wir das in der naechsten trainingsstunde thematisieren werden, versteht sich fuer mich von selbst.)
freundliche gruesse aus wien