hallo,
hallo faustus,
mann ich habe deinen beitrag gelesen, und SO VIELES könnte genau von mir geschrieben gewesen sein:
>Obwohl ich mich umfassend (bei 3 Züchtern und Internet) informiert habe, hat der Pinscher meine Erwartungen bei weitem übertroffen: ich habe die perfekte Rasse für mich gefunden. Nur in einer Hinsicht, nämlich bezüglich seinem Sexualverhalten, scheint er der Beschreibung, die ich von einer sehr netten Züchterin erhalten habe, zu entsprechen: seine "Geilheit" (Wortwahl einer älteren Dame!).
> schließlich habe ich mich bewusst für einen Rüden entschieden!
ja, so ist das bei uns auch...
es ist eine sehr individuelle entscheidung. ich halte BEIDE extrempole (auf keinen fall kastrieren! UND jeder rüde, der nicht in die zucht geht, MUSS kastriert werden) für totalen blödsinn... es kommt auf vieles an:
- wie geht es dem hund damit? (gewichtsverlust, nächtelanges geheul...)
- wie ist die wohnsituation (kann er bruchsicher verwahrt werden? wie viele nicht kastrierte hündinnen gibt es im 2km umkreis? stark befahrene straßen im umkreis - wenn er abhaut)
- was hat der besitzer mit dem hund vor (der eine mag es akzeptabel finden, dass er als alternative zur kastration den hund zur lebenslangen flexileine verdammt, weil es anders einfach nicht zu handlen ist).
ich habe lange eine studie zur arbeitsbereitschaft rüde/kastrierter rüde gesucht. es gibt dazu keine vergleichenden daten. bei der rettungshunde-wm waren viele kastrierte rüden vorn mit dabei. unter den einsatzorganisationen gibt es einige, die aus prinzip keine unkastrierten rüden nehmen, alle blindenführ- und behindertenservicehunde sind kastiert - die auswirkung auf die zusammenarbeit mensch-hund kann also so negativ nicht sein...
auch falsch ist das märchen, dass kastration gegen das tierschutzgesetz verstößt. (man muss schon den ganzen paragraphen lesen, nicht nur den 1. satz!)
es ist ein märchen, dass kastration raufer zahm macht. die meisten raufer sind angstaggressiv - wieso sollte der hund kastriert weniger angst haben? (nützen tut sie nur bei dominanzaggressiven hunden - und das sind SEHR wenige). der einzige unterschied ist das, was du geilheit nennst, das vergeht nach einiger zeit, aber sonst bleibt der hund genau derselbe.
ich halte es auch für blödsinn, wenn jemand zu einem hundeführer sagt, es geht NUR mit kastration. es gibt immer mehr als eine möglichkeit. die frage ist nur, ob man bereit ist, den preis dafür zu bezahlen. das wäre in deinem fall
- ein ausbruchsicherer zaun oder die dauerhafte verwahrung im haus und
- sehr viel kontrolle beim gassi-gehen, damit er da nicht abhauen kann;
- wenn er doch abhaut, ist der "preis" fürs nicht kastriert-sein eben das risiko, dass ihm unterwegs was zustößt - da muss auch jeder halter wissen, wie er damit umgehen kann, dass sein hund eventuell tagelang weg ist. - auch wieder eine ganz individuelle sache!
und wenn für seinen eigenen hund/seine eigenen wohnsituation das resume ist, dass die alternative zur kastration lebenslanges im-haus-einsperren und flexileine ist, dann muss man auch für seinen eigenen individuellen hund abwägen, wie er besser dran ist: starke einschränkung in der bewegung ODER eine operation.
einfach ist die entscheidung nicht! und rückgängig machen kann man sie auch nicht! sich nicht entscheiden zu können, ist auch eine entscheidung - bis dahin sind eventuell die verhaltensmuster so eingefahren, dass sie sich nach der kastration nicht mehr ändern... dann hat man die nachteile von ALLEM. ich wünsche dir alles gute für diese entscheidung - und dass du die märchen (die es für BEIDE möglichkeiten gibt!) von den fakten trennen kannst, bei der entscheidung alle vor- und nachteile FÜR DEINEN HUND im auge behältst und hinterher befindest, dass die entscheidung, wie immer sie für euch ausfallen mag, so für euch richtig war,
alles liebe,
s.