Sabine hat recht, je besser sozialisiert der Hund ist und je mehr Vertrauen er hat, desto leichter wird die Umstellung. Und generell, wenn der Hund in gleich gute oder bessere Hände kommt, lebt er sich relativ schnell ein. Das ist kein Mangel an "Treue" sondern Überlebenskunst. Ein gut sozialisierter Mensch stürzt sich ja auch nicht aus dem Femster, wenn der Partner stirbt, sondern sucht meistens Trost und Zuwendung bei anderen Menschen. Mit Mangel an "Treue" hat das absolut nichts zu tun. Aber eine gewisse genetische Kompente spielt bei dieser Überlebensfähigkeit auch eine Rolle. Es gibt Hunde, die wirklich schlimm mißhandelt wurden, die aber, wenn sich die Verhältnisse ändern, sehr schnell Vertrauen schöpfen und dann fast "normal" werden. Andere, bei denen alles richtig gemacht wurde, und die ein gutes Leben haben/hatten, können sich nur schwer an Neues anpassen.
Und natürlich ist eine Anpassung "nach unten" - also in weniger liebevolle und kompetente Hände - recht schwer für alle Kreaturen.
Ich sehe dies in der Hundepension jeden Tag: Herrchen/Frauche hat fast einen Nervenzusammenbruch, den Hund uns zu überlassen, und Hundchen zieht schon an der Leine, um in die Hundepension zu kommen und lebt sich danach sehr schnell ein. Wenn Frauchen dann anruft, wie es Hundchen denn geht, ist sie häufig sogar enttäuscht, wenn man ihr (durch die Blume) sagt, daß Hundchen sie nicht vermißt und Spaß hat.
Natürlich gibt es auch ein paar, die sich nicht anpassen können, die vor allem Angst haben, und das sind wirklich mitleidswerte Kreaturen.
Als ich vor Jahren einen kommerziellen Kurzlehrgang über die Segen des Industriefutters bei der Purina Fabrik (Pro-Plan usw.) in St. Louis mitmachte (genau den, den die vet. med. Studenten auch bekommen!) wurde uns natürlich die riesige "tolle" Anlage mit den Hunderten von Versuchshunden gezeigt. Alles blitzblank und sauber, aber die Hunde verbringen halt ihr ganzes Leben in einem relativ kleinen Maschendrahtzwinger. Keiner der Hunde war handscheu. Die meisten wurden dort gezüchtet. Alle waren Rassehunde. Es gab alle möglichen Rassen: Die meisten waren Labbis, dann Beagles, Spaniel und - etwa 30 Zwergschnauzer.
Während bei unserm Duchgehen die Labbis, Spaniel usw. meistens nur aufgedreht waren, zwängten ALLE die Zwergschnauzer ihre Näschen durch den Maschendraht und drängten sich an ihn, damit sie gestreichelt werden konnten - was man ja nur mit ein-zwei Fingern tun konnte. Der Unterschied im Verhalten zu den andern Rassen war eklatant. Die Vermutung liegt also nahe, daß die Verschmustheit der meisten Schnauzer durchaus eine hohe genetische Komponente hat. Der Anblick der -zig sich an den Maschendraht drängenden und sehr traurig guckenden Schnauzer steckt mir heute noch in den Knochen.
Vera