fuer alle die tollen hundehalter mit ihren hochintelligenten hunden, die sich so brav an die regeln der gemeinen hundepsychologie halten! was seid ihr nicht alle grossartig!!!
ich bin schon als teenager nicht durch sogenannte "konsequenzen" dem willen meiner erzieher beizubiegen gewesen. und nun scheint mein hund racheauftraege von denen da oben auf den wolken auszufuehren ;D . ach ja, hab ich euch schon mal von abby erzaehlt?
ich weiss, dass manche hier sowieso meinen, die kleine sei fuer immer "versaut" und "verzogen". ausserdem ist sie ja als stadthund auch ein gar zu bedauernswertes lebewesen, so voellig un-artgerecht leben muessend. das sitz ich aus, das steh ich durch, auch wenn jemand meint, dass die kleine abby ein besonders dummer hund ist, der's halt niemals lernen wird. :p
ich moechte hier nur mal anmerken, wie realitaetsfremd so manche "versuchsanordnung" in sachen erziehung sein kann/ist.
- die anzahl der zu treffenden hunde auf einem spaziergang ist - fuer uns - so gut wie nie abzuschaetzen. also eruebrigen sich diesbezueglich vorausschauende planungen.
- weglaufen und in die entgegengesetzte richtung davonmarschieren loest bei abby ein nachdenken aus: sie setzt sich hin und schaut mir nach. lange. sehr lange. wenn ich aus ihrem blickfeld verschwunden bin, schaut sie sich um und sucht sich einen hund zum spielen und vor allem einen menschen, der sie streichelt. sie hat keine angst, mich zu verlieren. (so enttaeuschend das fuer mein ego auch sein mag
) ich habe das mit der trainerin besprochen: es gibt kaum eine moeglichkeit, bei abby diese angst hervorzurufen - und zwar, weil sie offenbar ein derart tiefes vertrauen in mich hat, dass ich sie wieder abhole und niemals auf immer verlasse. vielleicht eine folge ihrer fruehen OP-erfahrung im alter von 5 monaten, meinte die trainerin
- ausserdem hat abby grundsaetzlich ein enormes vertrauen in menschen, weil sie niemals auch nur die geringste negative erfahrung mit einem von ihnen gemacht hat: menschen reagierten fast ausnahmslos sehr freundlich auf sie. daher fuehlt sie sich offensichtlich sicher, solange menschen ihrem blickfeld sind.
- versuchsanordnung in einer hundezone ohne andere Hunde oder menschen. abby schnueffelt herum, ich verstecke mich ausserhalb der eingezaeunten zone hinter einem baum. irgendwann schaut abby hoch und schaut sich um: niemand da, kein frauchen. sie schaute lange und sorgfaeltig in alle richtungen. dann schnueffelte sie ein weilchen weiter, schaute sich wieder um: kein frauchen, kein mensch, kein hund. da ging sie dann zum gatter der hundezone und versuchte, sich unter dem gatter durchzubuddeln und durchzukriechen, um aus dem eingezaeunten rauszukommen. das war der zeitpunkt des abbruchs des versuchs. abby fand's uebrigens ganz normal, dass ich wiedergekommen bin und ging ohne ueberschwaengliche freude nach ausgestandener verlustangst mit mir. ich denke, sie haette versucht, allein nachhause zu laufen. vielleicht haette sie den weg auch gefunden, nur haette sie einige stark befahrene durchzugsstrassen ueberqueren muessen... :-o
- rufe ich abby und drehe mich um, um davonzugehen, wenn sie nicht sofort zu mir kommt, dann riskiere ich, dass sie auf eigene faust die welt erkundet. ausnahme: mitten in einem arg verschlammten wald wie am letzten sonntag, wo auch keine menschen unterwegs waren und sie im schlamm fast steckenblieb. da blieb sie doch wirklich stets brav an meiner seite. wir leben aber nicht tagtaeglich im verschlammten winterwald.
- hoere ich auf, zu rufen und warte einfach, bis sie wiederkommt, dauert das manchmal eine ziemlich lange weile. sie kommt schon wieder zurueck, das ja. aber ich riskiere, dass sie bei ihrem ausflug einem jaeger vor's rohr oder auf eine fahrstrasse geraet und das nicht ueberlebt.
und ich kenne noch eine variante: abby begegnet auf ihrem erkundungsfeldzug einem anderen hund und spielt mit dem und wenn ich glueck habe, bringt herrchen/frauchen des anderen hundes abby im gefolge zu mir. oder ich muss einem anderen spaziergaenger anbieten, die reinigung seiner hellen hose zu bezahlen, weil mein liebes abbymaedchen, an sich durchaus nicht mehr an anderen menschen hochspringend, das natuerlich tut, sobald ein mensch sie mit "nein! was fuer ein liebes hunderl!" begruesst und versucht, sie, ohne sich zu buecken, zu streicheln...
versteht ihr, was ich meine? der reale alltag schaut einfach anders aus. auf dem hundeplatz und im training funktioniert vieles, auch das abrufen, sogar immer oefter in gegenwart von anderen hunden. nur dieser schoene uebungsaufbau im trockendock mit sich langsam steigernder schwierigkeitsintensitaet - sorry, aber ich bin ein mensch mit einem relativ normalen leben, zu dem auch gehoert, dass ich meine tage nicht allein als hundetrainingscamps organisieren kann.
wir ueben jeden tag. manchmal etwas mehr, manchmal weniger, wir haben jede woche unsere zwei trainingseinheiten in der hundeschule - und abby laeuft an der leine - einer kurzen fuer die stadt und oeffis, der flexi fuer den park und der feldleine fuer wanderungen im wald und auf den wiesen. und nur im eingezaeunten gelaende oder, wenn ich strassen und andere gefahrenzonen weit weg weiss, darf sie voellig frei laufen. punktum.
daher, liebe brigitte, lass es dich nicht verdriessen! versuch, was dir sinnvoll erscheint und erhalte dir deine geduld mitsamt dem glauben, dass es irgendwann mal im laufe des lebens deines oscar einmal funktionieren wird. aehnlich wie die sache mit dem sauberwerden. spaeter laesst sich kaum mehr sagen, was ausschlaggebend war. bleib konsequent in deiner haltung dem hund gegenueber und glaub nicht an patentloesungen. die gibt's nicht. 8-)
manchmal geht mir das schon auf den nerv, wenn suggeriert wird, dass hunde vor allem in menschen- und verkehrsfernen arealen leben (sollen), wo der alltag trainingsgerecht aufbaubar ist. die wirkliche welt des weitaus groessten teils der hunde, die mit menschen leben, sieht vermutlich anders aus.
recht realistische gruesse aus wien