Weil immer wieder die gleichen Fragen aufkommen, mache ich mir in den nächsten Tagen NACH UND NACH die Arbeit und tipsel mal aus dem Buch "Tierärzte können die Gesundheit ihres Tieres gefährden" das Kapitel "Vitamine und der vermeintliche Mangel daran" ab. Ich bitte um Geduld, bis alles abgetipselt ist.
Quelle: "Tierärzte können die Gesundheit ihresTieres gefährden" von Jutta Ziegler, mvg Verlag
Vitamine und der vermeintliche Mangel daran
Seit Vitamine künstlich hergestellt werden können, ist der Konsum von Vitamintabletten weltweit stark angestiegen. Im Jahr 2006 haben die Amerikaner 2,3 Milliarden US-Dollar für die Nahrungsergänzung und Vitamine ausgegeben. Mittlerweile wird fast jedes verarbeitete Lebensmittel mit künstlichen Vitaminen angereichert, nicht weil sie so gut sind, sondern weil es sich so besser verkaufen lässt.
Die Angst vor Vitaminmangel lässt viele zu mit Vitaminen angereicherten Lebensmitteln sowie Vitaminpräperaten greifen.
Die Werbung suggeriert uns, dass wir uns um die Gesundheit keine Gedanklen mehr machen müssen, werfen wir uns nur genügend dieser bunten Vitaminpillen ein. Diese magischen Nahrungsergänzungen werden zu einer Art Versicherung gegen schlechte Ernährung, wodurch wir uns nicht mehr schuldug fühlen müssen, wenn wir "schlechte Nahrung" zu uns nehmen. Dank der mit Vitaminen angereicherten Lebensmittel können wir weiter sündigen. Wissenschaftliche Forschungen (finanziert durch die Vitaminhersteller) weisen sogar darauf hin, das hohe Dosen von Nahrungsergänzungen vorbeugend gegen Krankheiten wirken können. Das ist ein Irrtum!
Das gilt genauso für Hund und Katze. Auch hier sind im Fertigfutter viele künsliche Vitamine enthalten, die den Tierbesitzern vorgaukeln: Hier ist alles drin, was der Hund, was die Katze braucht. Niemand weiß genau, wie viel Vitamine der Mensch, das Tier, letztendlich benötigt. Im Folgenden nenne ich einige der vielen Vitamine, die im Bezug auf das Haustier tatsächlich von Bedeutung sind. Die anderen Vitamine spielen für ihren Hund und ihre Katze insofern keine Rolle, als dass sie nicht an einem Mangel daran leiden können bzw. auch keine Gefahr einer Überdosierung besteht.
Vitaminmangel wird seltenst durch einen Mangel an Vitaminen in der Nahrung ausgelöst: Meist sind Resorptionsstörungen im Darm oder verstopfte Kapillaren (kleinste Blutgefäße) verantwortlich dafür, dass mit Vitaminen angereicherte Blut nicht mehr an seinen Bestimmungsort gelangen kann. Das kann mehrere Ursachen haben, von denen beim Menschen Überernährung mit proteinreichen Lebensmitteln die warscheinlichste ist. Diese Proteine verstopfen auf Dauer die kleinen Blutgefäße und verhindern somit den ungehinderten Blutfluss. Zusätzlich werden vor allem durch die Aufnahme von zu viel Transfettsäuren, wie sie in den meisten verarbeiteten und raffinierten Fetten, Ölen und frittierten Lebensmitteln vorkommen, die Zellwände verdickt und einen Austausch zwischen der Zelle innen und der Zwischenzellsubstanz wird verhindert. So wird es für die Vitamine (und natürlich viele andere Nährstoffe) schwierig, an ihren Bestimmungsort zu gelangen.
Weiterhin kann die Einnahme zusätzlicher Vitamine sogar schädlich sein, wenn der Organismus nicht in der Lage ist, sie zu verwerten. Dadurch bleibt er auf den überschüssigen Vitaminen sitzen und muß diese natürlich dann auch wieder abbauen. Da Vitamine Säuren sind, kann eine Überbelastung mit Vitaminen zu einer Hypervitaminose (Vitaminvergiftung) führen. Diese kann die Nieren schädigen und dadurch ähnliche Symptome hervorrufen, die ein Vitaminmangel aufweist.
>>> Die Vitamintheorien basieren auf der Annahme, dass die Vitaminspeicher immer voll sein müssen. Diese These, die bisher aber nicht bewiesen werden konnte, beinhaltet die Vermutung, dass ein Organismus ständig volle Leistung erbringt. Das ist aber nicht der Fall, gibt es doch große Unterschiede, was die körperliche Belastung bei Mensch und Tier betrifft. Wir laufen nicht jeden Tag einen Marathon und unsere Hunde und Katzen sind in der Regel auch keine Leistungssportler.<<<
Vitamin A
Wenn Menschen und Tiere die Carotinoide in Pflanzen verzehren, werden diese Carotinoide im Darm durch Enzyme in aktives Vitamin A umgewandelt. Am besten kann das Betacarotin in aktives Vitamin A umgewandelt werden. Die Katze kann überhaupt kein Betacarotin in aktives Vitamin A umwandeln, sie ist auf die Zufuhr von Vitamin - A - haltigen Nahrungsmitteln angewiesen. Gespeichert wird Vitamin A in der Leber. Da Vitamin A durch die Versorgung unserer Katzen mit Fleisch und Innereien (hauptsächlich Leber), Fisch sowie Eiern gesichert ist, möchte ich hier auf einen Mangel nicht weiter eingehen. Erwähnt sei aber eine Überversogrgung , die sich bei mit ausschließlich roher Leber und / oder zusätzlichen Vitamin A Tropfen gefütterten Katzen als Knochenwucherungen, vor allem im Bereich der Hals- und Brustwirbel, äußert. Die Folgen dieser einseitigen Fütterung ausschließlich mit Leber bei der Katze werden oft als Argument gegen das barfen der Katze verwendet. Beim Hund ist bei einer artgerechten Ernährung mit Fleisch, Fisch, Innereien sowie gelbem und rotem Gemüse ebenfalls kein Mangel zu befürchten. Bei fast jedem Fertigfuttermittel wird künstlich Vitamin A zugesetzt. Verluste entstehen durch Verarbeitung, Lagerung sowie bei Verwendung minderwertiger Rohstoffe, die schon im Vorhinein wenig oder gar kein Vitamin A enthalten. In industriell gefertigten Futtermitteln für Hunde und Katzen sowie in "Multivitaminpräperaten", wie sie gern vom Tierarzt verordnet werden, liegt Betacarotin immer als synthetische Substanz vor. Zusätzlich enthalten diese Vitaminpräperate einen unnötig großen Anteil an Hilfsstoffen wie Zucker, Zuckeraustauschstoffen, Säuerungsmitteln Aromastoffen und anderem mehr. Synthetisches Betacarotin enthält nur ein einziges Carotinoid, wogegen in natürlichen Carotinoidmischungen mehrere (es sind zurzeit über 500 verschiedene Carotinoide bekannt) Carotinoide sowie wirksame Vorstufen und sekundäre Pflanzenstoffe enthalten sind, die natürlich das Wirkungsspektrum um vieles größer werden lassen. Da Hunde toleranter gegenüber einer Vitamin A Vergiftung sind als Katzen, haben die Komitees Canine Nutrition Expert / Feline Nutrition Expert (CNE/FNE) die Empfehlung zum Vitamin A Höchstbedarf für Hunde von 50.000 auf 250.000 I.E. pro Kilogramm Futter erhöht. Also um das Fünffache. Nach dem Motto: Viel hilft viel. Bei heranwachsenden Leistungshunden kann sich eine Überdosierung am Bewegungsapperat manifestieren. Die artgerechte Ausformung der Knochen wird gestört. Welpen zeigen zusätzlich noch Gewichtsverlust und starke Gelenkschmerzen. Bei trächtigen Hündinnen kann eine Vitamin A Überdosierung zu Entwicklungsstörungen der Welpen führen.
>>>Bezüglich Vitamin A ist also eher eine Überversorgung festzustellen. Laut Lehrbuch kann es bei Hund und Katze bei Überdosierungen außer Skelettbildungsstörungen bei der Katze auch zu langsamem Wachstum, Hautverdickungen, verlängerter Blutgerinnungszeit sowie verringerten Funktionen von Leber und Nieren kommen<<<
Vitamin D
Bei Hund und Katze kann angeblich im Gegensatz zum Pflanzenfresser überhaupt keine Vitamin D Synthese über die Haut stattfinden. Damit sind Hund und Katze auf die Zufuhr von Vitamin D über die Nahrung angewiesen. Da aber Hunde und Katzen Fleischfresser sind und auch Innereien wie Leber fressen, ist hier ein Mangel in Wahrheit selten. Auch kann Vitamin D wie alle fettlöslichen Vitamine sehr gut in der Leber gespeichert werden. Bei einer artgerechten Ernährung kann ein Vitamin D Mangel ausgeschlossen werden.
Vitamin K
Beim Menschen und beim Tier können Vitamin K Mangelerscheinungen durch längere Gabe von Antibiotika auftreten, die aber nicht, wie oft beschrieben, aufgrund ihres Einflusses auf die Magen-Darm-Flora die Synthese von Vitamin K verhindern, sondern mit ihrem direkten Eingreifenin den zellulären Vitamin K Zyklus diesen schädigen. Anscheinend hat man festgestellt, dass Industriefutter für Hund und Katze zu wenig Vitamin K enthält, deswegen wird es zugesetzt. Statt der teuren Vitamine K1 und K2, die auch in der Natur vorkommen, wird Vitamin K3 verwendet, ein Laborprodukt, das um vieles billiger ist als die natürlichen Pendants. Vitamin K3 hat toxische Nebenwirkungen, führt bei Babys zu Dauerschäden und Todesfällen und ist deswegen für den Menschen verboten. Das dem Fertigfutter zugesetzte Vitamin K3 ist unnötig und schädlich.
Vitamin C
Die Gefahr, dass bei Hund und Katze bei Verabreichung von Vitamin C unter anderem die körpereigene Produktion eingestellt wird, ist groß. In manchen Vitaminpräperaten für Hunde und Katzen ist überflüssigerweise synthetisches Vitamin C enthalten. Gesunde Hunde und Katzen dürfen daher kein künstliches Vitamin C zusätzlich erhalten. Natürliches Vitamin C kann nicht überdosiert werden. Hagebuttenpulver sowie Acerolakirschen enthalten viel natürliches Vitamin C. Viele Krankheiten hängen mit der Oxidation unserer Körperzellen zusammen. Damit werden auch vermehrt Antioxidantien verbraucht und gebraucht. Da Vitamin C ein starkes Antioxidans ist, ist es sicher angebracht, die Vitamin C Versorgung zu hinterfragen. Ob hoch dosiertes Vitamin C beim Menschen wirklich hilft, Herzinfarkt, Krebs und anderen Krankheiten vorzubeugen, ist in der Wissenschaft sehr umstritten. Die Tatsache, dass wirkliche Vitaminmängel sehr selten sind, und wenn, dann in den meisten Fällen nicht durch zu wenig Vitamine, sondern durch verminderte Resorption infolge einer Verstopfung des Kapillarnetzwerkes bei Darmerkrankungen entstehen, spricht doch für die These, dass die Bedeutung der Vitamine für die Gesundheit von Mensch und Tier vielfach überschätzt wird.