Mal was interessantes über den Zeckenbiss.
Herzprobleme nach Zeckenbiss!
Im Sommer zieht es viele Menschen hinaus ins Grüne. Doch das sonnige Wetter hat auch seine Schattenseiten - mit der warmen Witterung beginnt jedes Jahr die Zeckensaison. Die kleinen Blutsauger können gefährliche Krankheiten übertragen.
Doch während vor der Hirnhautentzündung FSME oft gewarnt wird, ist die ebenfalls von Zecken übertragene Borreliose ungleich weniger bekannt - dabei ist sie die Erkrankung, die am häufigsten durch Zeckenbisse verursacht wird. Und anders als die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME), die in Deutschland nur in bestimmen Gebieten akut ist, ist die Borreliose bundesweit verbreitet.
«In Deutschland gibt es jährlich bis zu 100 000 Neuinfektionen», sagt Karl-Heinz Leipholz von der Borreliose-Selbsthilfegruppe in Fulda. Ab Temperaturen über 4 Grad Celsius beginne die Gefahr, warnt der Experte. «Vom Frühjahr bis zum Spätherbst haben Borreliose-Erreger Hochkonjunktur.» Dagegen haben sich nach Angaben des Robert-Koch-Institutes in Berlin bundesweit nur 276 Menschen mit FSME infiziert, die meisten davon in Bayern und Baden-Württemberg. Allerdings ist die Hirnhautentzündung, die in rund drei Prozent der Fälle tödlich endet, auch gefährlicher als Borreliose.
Doch auch die Borreliose ist nicht zu unterschätzen: Eine Infizierung rechtzeitig zu erkennen ist nicht immer leicht, da die Zeckenbisse leicht übersehen werden und die Symptome anderen Krankheiten ähnlich sind. «Bei etwas mehr als der Hälfte der Vorfälle kommt es nach einigen Tagen oder Wochen zu einer Rötung um die Stichstelle», erklärt Jürgen Peters vom Deutschen Borreliose-Bund in Hamburg. Die Hautrötung breitet sich oft ringförmig aus. Mediziner sprechen deshalb von der Wanderröte.
«Beim anderen Teil der Betroffenen trifft die Zecke ein Blutgefäß, und so kann der Erreger direkt ins Blut gelangen und setzt sich an anderer Stelle fest», erläutert Peters. Leicht übersehen wird ein Zeckenstich an Körperregionen, die nicht sofort ins Auge fallen: «Zum Beispiel am Kopf unter den Haaren, hinter den Ohren oder am Rücken.»
Wer infiziert wurde, fühlt sich meist etwas abgeschlagen, klagt über Nachtschweiß oder Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen. Patienten denken dabei zuerst an eine harmlose Sommergrippe. «Wenn eine Borreliose nicht erkannt und dadurch auch nicht gleich behandelt wird, kann es zu einer chronischen Nervenentzündung, Herzbeschwerden und sogar Lähmungen kommen», sagt Leipholz. Von allen jährlichen Neuinfizierten kämen 20 Prozent in ein chronisches Stadium. Deshalb rät Leipholz jedem Betroffenen, die Zecke so schnell wie möglich mit einer Pinzette zu entfernen.
Allerdings verkaufen laut Leipholz viele Apotheken dafür ungeeignete Pinzetten, die nicht spitz genug sind. Beim Entfernen sollte der Quälgeist knapp über der Einstichstelle gepackt und mit einer Drehbewegung herausgezogen werden. «Auf keinen Fall auf den Körper des Tieres drücken, um es zu zerquetschen», warnt der Allgemeinarzt Thomas Schubert aus Berlin. «Das kann schwerwiegende Folgen haben», erklärt der Mediziner. «Die Zecke gibt dann während des Todeskampfes ihren Darminhalt und damit auch die Erreger direkt in die Haut ab.»
Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte die Zecke vom Arzt entfernen lassen. Borreliose-Erkrankte erhalten im Anschluss eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika, die zwischen drei bis fünf Wochen angewandt wird. «Viele Ärzte verschreiben die Medikamente leider nur für einen zu kurzen Zeitraum», bemängelt Leipholz von der Selbsthilfegruppe. Auch dadurch könnten Patienten ins chronische Stadium kommen.
Um es gar nicht erst soweit kommen zu lassen, kann jeder Vorsichtsmaßnahmen treffen, die es Zecken erschweren, überhaupt zuzubeißen. «Wer ins Grüne geht, sollte auf alle Fälle lange Hosen und darunter Strümpfe tragen», empfiehlt Schubert. Auch der Oberkörper muss bedeckt sein, da sich die Tiere auf einer Höhe von bis zu eineinhalb Metern aufhalten können. Peters rät außerdem zu heller Kleidung, die Zecken leichter sichtbar macht. «Durch deren gefährliche Angriffe sind übrigens gerade Kinder gefährdet», weiß Leipholz. «Die stromern ja gern durchs Gebüsch, wo sich die Tiere verstärkt aufhalten.» Deshalb sollten Eltern ihren Nachwuchs immer nach Zecken absuchen.
Viele Menschen fühlen sich bereits vor Borreliose-Erreger geschützt, wenn sie sich gegen Zeckenbisse impfen lassen haben. «Eine trügerische Sicherheit», warnt Leipholz. «Sie sind dann lediglich gegen die Viruserkrankung FSME immun, aber gegen Borreliose-Bakterien ist der Impfstoff wirkungslos.»
Informationen: Borreliose Bund Deutschland, Große Straße 205, 21075 Hamburg (Tel.: 040/790 57 88, Fax: 040/792 42 49)
Borreliose Bund Deutschland: www.borreliose-bund.de