Hallo Rita,
jetzt bin ich irritiert.
Bislang dachte ich, Schnauzer seien deswegen so selbständig, weil sie in Eigenregie den Hof bewachen, Ratten jagen etc. mußten.
Die Riesen seien als Begleithunde u.a. für die Bierkutschen "gemacht" und deswegen mehr auf den Menschen fixiert.
Vielleicht kann Walther uns mal was dazu sagen?
LG Heike
Ich habe mal auf die schnelle versucht etwas zusammenzuschreiben.
Riesenschnauzer
Eine recht gute Beschreibung der Geschichte des Riesen finden wir auf
http://www.info.riesenschnauzerzuechter.…e/geschich.html
Der hier beschriebene alte Landschlag Bayerns wird von Fitzinger in seinem 1876 erschienen Buch „Der Hund und seine Rassen“ als „bayrischer Wolfhund“ als einen kräftigen schwarzen oder schwarzbraunen Hund mit langem, rauhem oder zottigem Haar, starker Brust mit verschmächtigtem Hinterleib und gestutzten Ohren und Schwanz beschrieben und er sagt weiter, diese Rasse sei am häufigsten in Südbayern, Salzburg und Tirol anzutreffen, wo sie vorzugsweise in den Alpentälern gezogen werde und sich durch ihre Größe und Stärke wie durch ihren Mut zum Zusammenhalten von Schweine und Rinderherden und zum Schutze gegen feindliche Angriffe besonders eignen.
Schnauzer
Im 1. Pinscherzuchtbuch welches im Jahre 1902 vorgelegt wurde wird der Schnauzer wie folgt beschrieben:
Eine kräftige sehnige, in allen Theilen gedrungene Erscheinung von fast quadratischer Bauart ist der rauhharige Pinscher, auch seinem ganzen Wesen nach frei von allen Eigenschaften, die bei dem Foxterrier typisch sind. Beides sind Tiere von eminentem Temperament. Aber während bei diesem eine gewisse unbändige Wildheit eigenthümlich ist, sehen wir im Pinscher einen harmloseren, klug und ruhiger überlegenden Hund, der seine Kraft und seinen Eifer in planmäßiger Weise und fast ausschließlich auf seine notorischen Widersacher beschränkt, die sich ihm in seinem Beruf
als Wächter von Haus und Hof, als treuen Begleiter von Mensch und Gefährt und als geborenem Feind und Vertilger des Hausungeziefers, der Mäuse und Ratten entgegenstellen. Hochentwickelte Sinnesorgane, Klugheit, große Dressurfähigkeit, rastlose Aufmerksamkeit, blitzartige Schnelligkeit, nie wankende Treue, Muth und Ausdauer, zähe, sehnige Kraft, Widerstandsfähigkeit gegen die Unbilden der Jahreszeiten sind seine hervorstechendsten Eigenschaften, welche Wesen, Haltung, Augen, Bau, kurz, seine Gesammterscheinung charakterisieren
Die Vorfahren unserer heutigen Schnauzer waren also sowohl die Hunde der Stallknechte als auch die der Fuhrleute.
Verlangt wurde von ihm, dass sie dort wo täglich Pferde mit Hafer gefüttert werden und sich demzufolge Mäuse und Ratten einnisten, diese Schädlinge zu vertilgen.
Die Schnauzer der Fuhrleute waren größere und kräftigere Exemplare allerdings deutlich kleiner als die heutigen Schnauzer, sie mussten ja mit dem Fuhrwerk mitlaufen und zwar bei jedem Wetter und um die teuren Fuhren und die Pferde zu bewachen. Dazu benötigte man einen zähen ausdauernden Hund-
Der Hund hatte also Hof, Stall und Fuhrwerke zu bewachen, er mußte daher misstrauisch gegen jeden Fremden, wachsam und auch kämpferisch sein und vor allem einen ausgeprägten Sinn für das Eigentum seines Herrn haben.
Da kaum anzunehmen ist, dass sich die Fuhr- und Stallknechte große Gedanken um die Nahrung ihrer Hunde gemacht haben, mussten die Schnauzer genügsam und vor allem selbständig sein und dazu fähig sich die Nahrung selbst zu besorgen. Auch diese Selbständigkeit des Handelns ist ein wesentlicher Charakterzug unserer Schnauzer.
Aber nicht nur die Jagd auf Ratten und Mäuse war ihre Passion, sie wurden auch dazu genutzt die Kleinraubzeug wie Marder zu Jagen und besonders Wertvoll waren sie bei der Tötung von Feldhamstern, die den Landwirten einen erheblichen Schaden zufügten. So gab es später nicht nur die Rattenfängerprüfung sondern auch eine Hamsterfangprüfung die meist mit der ersteren verbunden war. Zeugnis hierüber legt u.a ein Bericht der OG Erfurt aus dem Jahre 1913. Fitzinger nennt den Schnauzer in seinem Werk „Der Hund und seine Rassen“ als Experte im Rattentöten, der auch zur Fuchs und Dachsjagdt bestens verwendet werden kann.
In der Zeit vor 1900 soll es im Württembergischen Ortschaften gegeben haben, die mehr Pinscher als Einwohner gehabt haben.
Die Ausführungen auf der Web-Site der OG Münster sind im übrigen sehr gut, ansonsten wird im Netz schon sehr viel Unsinn über die PSK Rassen geschrieben. Die Ausführungen auf Wikipedia sind grottig, die Ausführungen zum Biberhund finden wir auch im Werk von Gallant über den Schnauzer.
LG Walther
PS: mich persönlich würde einmal das Gründungsdatum der hier genannten OG Erfurt interessieren. Die OG scheint sehr alt zu sein und das 100jährige Vereinsjubiläum scheint schon vergangen oder unmittelbar bevorzustehen.