ja, ich weiß: ich habe versagt. ihr braucht mir das nicht noch deutlicher zu sagen. ich hätte die kleine besser aufklären sollen über die dinger und natürlich, sobald sie in die pubertät kommt und nicht erst irgendwann. und das ausgerechnet am 1. dezember! world anti-aids day!
aber lasst mich die geschichte mal erzählen. vielleicht versteht ihr mich dann.
war ein prachtvoller tag heute. wirklich. und natürlich erst recht nach den letzten tagen, die so grau verschwiemelt waren: klarblauer himmel, sonnenschein, kaum wind und 8 grad plus! also hab' ich abby zu mittag geschnappt und bin los mit ihr ins grüne. 8-)
ich hatte auch noch etwas gutzumachen von gestern. da hat sie mich beim gassigehen zur raserei getrieben: immer mit der schnauze auf dem strassenbelag, schnüffelnd an jedem stückchen dreck! an jedem hundstrümmerl! an jedem klacks ausgespucktem! mir hat gegraust bei der vorstellung, dass sie dann später mit der von alldem feuchten schnauze ankommen würde, um mich zu küssen. :-o glaubt mir: manchmal ist es echt hart, meinen hund zu lieben!
also haben wir uns mal wieder im rhythmus der monotonen leier: "pfui!", "abby, laß das!", "abby, komm!", "nein!!!" durch die gassen fortbewegt. und abby hat gebockt. was heißt: gebockt? sie war stur wie ein panzer, die läufe eingestemmt in den asphalt, den kopf trotzig gesenkt, dass ihr das brustgeschirr bis zu den ohren gezogen wurde. blieb ich stehen und sagte freundlich, aber fest: "abby! hier!" hob sie ein ohr ganz leicht an, aber sonst keine wirkung. also wird sie herangezogen. natuerlich kein leckerchen. dann: "abby! schau!" abby dreht den kopf zur seite, sodass sie mich nicht sehen kann. also lege ich die hand unter ihre schnauze und schau ihr fest in die augen. ich hebe den zeigefinger ermahnend und sage nochmals fest: "abby! komm!" sie weicht meiner suggestiven gewalt und tut drei schritte. dann wiederholen wir die szene. irgendwann, nach stunden, erreichen wir beide entnervt unser wohnhaus. dort macht sich abby dann noch ein wenig im hof selbstständig, bis sie zuletzt geruht, mit mir die treppe hinaufzusteigen. oben, vor der wohnungstür trifft mich dann ihr blick: waidwund! gekränkt! vorwurfsvoll! ich versinke innerlich vor schuldgefühl in den pawlatschenboden
- lasse mir aber natürlich nichts anmerken, weil, wie ich weiß, dann hätte sie mich da, wo sie mich immer gern hat: zu ihrer verfügung…
heute also muss ich diese scharte auswetzen. hinaus ins grüne! kaum angekommen, wechsle ich ihr die stadtleine gegen die schleppleine, damit sie spielraum hat, und los geht der wunderbare spaziergang rund um den großen ziegelteich. abby liebt alle und alles, was wir auf unserem weg treffen: kinder, hunde, spaziergaenger und jogger. die ganz besonders! nein! sie will sie nicht jagen, aber begleiten.
was nicht jeder jogger schätzt.
die meisten fürchten sich vor dem bisschen hund und werden langsamer oder weichen im großem bogen aus. also hole ich beim anblick von laufenden abby immer zu mir zurück. wir üben dann: "abby! sitz" und "abby! bleib!", was gelegentlich mit hilfe der neuerdings von mir selbst gebackenen topfen-nuss-kekse auch funktioniert. manchmal üben wir zur abwechslung auch "abby! fuß und vorbei!", was mit dem eben genannten trick auch schon mal gelungen ist.
zuerst machen wir einen kleinen besuch in der hundezone. glücklicherweise sind nur drei kleine hunde dort. zwei davon sollen fotografiert werden. aber abbys ankunft macht die ambitionen des fotografen zunichte: die vier hunde wuseln durcheinander, spielen und stehen keinen moment still. als zwei mit dem frustrierten fotografen abziehen, kommt ein neuer dritter: netter, mittlerer mix in fuchsrot. herrchen wirft ihm einmal seinen kong und hält sich dann - rauchend - abseits. sein "dingo" gerufener hund findet abbys quietschgelben gummihund unwiderstehlich, klaut ihn ihr vor der nase und läuft davon. abby schaut verdutzt. sie bekommt einen ball geliehen. aber dingo möchte den ball
und das quietschi. abby ist nicht schnell genug und versteht auch das spiel scheinbar nicht richtig. sie steht nun da und schaut den beiden anderen zu, wie die mit ihrem gummihund und ihren eigenen spielzeugen spielen. herrchen von dingo schaut stumm zu. ich schnappe mir bei gelegenheit abbys quietschi und locke sie etwas abseits, um mit ihr zu spielen. klappt genau einmal. dann ist dingo wieder da, will das quietschi. ich will damit aber mit abby spielen. da springt dingo mich voll an und schnappt. herrchen von dingo schaut stumm zu. ich versuche, dingo mit den gängigen kommandos abzuwehren: "nein!", "runter!", "sitz!", "weg da!" dingo aber springt und springt mich immer wieder an. ich habe nicht gerade angst, finde aber auch nicht lustig, von einem fremden hund immer wieder "besprungen" und in die hand geschnappt zu werden. dingos herrchen sagt: "na, solange er's sieht, will er's haben." sonst nix. er beschäftigt seinen dingo nicht, er ruft ihn nicht zur ordnung. er schaut zu, wie ich und die andere hundehalterin versuchen, mit unseren hunden und deren jeweiligem spielzeug zu spielen. also packe ich das quietschi schließlich ein. nun hat abby kein eigenes spielzeug mehr. sie läuft ein wenig noch mit den beiden anderen herum, aber sichtlich ohne großen spaß. ich mach mir so meine gedanken darüber-
, komme aber zum schluss, dass ein 7 1/2 monate alter welpe es nicht mit ausgewachsenen hunden aufnehmen können muss. als dann noch mehrere, große hunde in die zone kommen, leine ich abby an und wir gehen raus. ich möchte mit ihr spielen und üben.
abby ist glücklich und in ihrem element.
sie läuft meist brav vor mir her, nützt die 10-meter-leine manchmal aus, aber meist bleibt die locker. und dann will abbylein nicht länger nur entlang des breiten weges laufen und biegt ins unterholz ab. nein, nein, keine angst! sie sucht sich dafür einen schmalen, aber deutlich als solchen erkennbaren pfad in den lockeren auwald. ich folge ihr willig, weil ich auf diesem weglein weniger jogger vermute. irgendwann dann blitzt der teich direkt vor uns auf. abby bleibt stehen und schaut auf die kaum gekräuselte wasseroberfläche. das kennt sie nicht und traut ihm nicht. ich finde das okay, weil jetzt, im beginnenden winter - irgendwann wird er ja schließlich beginnen, nicht wahr? - muss meine kleine abby ja nicht schwimmen lernen. dann sehen wir beide zwei menschen ebenfalls durchs gehölz streifen. sie sehen mich und abby überrascht an. mir fällt plötzlich ein, dass hier am rande dieses teichs vor vielen jahren - muss wohl schon gut und gern 20 jahre her sein - ein junges mädchen ermordet worden ist. inzwischen ist freilich das gelände zu einem erholungsgebiet ausgebaut worden, gut durchforstet und reichlich gut von menschen besucht, sodass ich mir am freitagmittag nicht wirklich sorgen zu machen brauche. (und davon abgesehen bin ich ja kein junges maedchen mehr.) wir gehen weiter und abby weicht immer mal wieder ins entlaubte gebüsch aus, schnüffelt, schaut - aber kommt auf ein leises "hier!" sofort zu mir zurück gelaufen - sogar meist, ohne sich mit der schleppleine zu verheddern.
dann sehe ich, sie hat was im maul, sage streng: "pfui! aus!" und sie lässt das ding prompt fallen: ein benutztes kondom. :-o ähmm. - hmmpf?
ich denke nach
: hab ich sie immer im blick gehabt? kann sie so ein ding irgendwo schon zuvor gefunden haben? was passiert, wenn sie sowas frisst???? und was, wenn die benutzer des unaussprechlichen irgendeine krankheit hatten? :o ach abby! langweilig wird mir ja nicht mit dir! (**) aber könnte so ein wunderschöner spätherbstlicher tag nicht auch ohne solche unappetitlichen sachen bleiben?