Anke,
ich erlebe es sehr oft, daß durch Stimmungsübertragung die ganze Gruppe loslegt (ob gegen einen fremden Hund oder innerhalb der Gruppe gegen ein Mitglied). Bei einer anderen Rasse habe ich mal die Frage gestellt, warum es bei Züchtern so häufig zu tödlichen Unfällen kam (eine Begleithundrasse, von der man es nicht erwartet hätte!) und habe mir von den Betroffenen die jeweilige Situation genau schildern lassen. Meist kam es durch Aufregung von außen (Briefträger am Gartenzaun oder sowas) zu einem Tumult, der sich dann an einem Gruppenmitglied entlud.
Bei meiner augenblicklichen Gruppe kenne ich die wahrscheinlichsten Kandidaten für Streß mit fremden Hunden und auch die Auslöser, die zu Angriffen führen können (Hundegesichter, bei denen man die Augen nicht sieht, Ridgebacks, blaue Augen, Ringelruten z.B.) recht genau und kann die jeweils wahrscheinlichste Zicke zurückrufen und erst die anderen hingehen lassen. Dann klappt es problemlos mit der Kontaktaufnahme.
Meine Hunde selbst werden sehr selten angegriffen, sie treten ja immer in Horden auf, da überlegt "man" sich anscheinend schon, ob "man" sich gleich mit einer ganzen Bande anlegen will. Leider führt das zu einem geringfügig übersteigerten Selbstbewußtsein bei den Zwergpinschern.... Aber auch diese kann ich bremsen (wenn auch mühsamer als die Großen!).
Es ist also schon absolut normal, wenn der Zweithund (oder vielmehr eigentlich Ersthund) eingreifen will, wenn es eine Rangelei oder Beißerei gibt, sowohl wegen der Stimmungsübertragung als auch wegen der Gruppenbindung. Trotzdem würde ich es unterbinden (den Kleinen bremsen, notfalls an der Schleppleine), denn Raufer werden meist erzogen und nicht geboren! Meinen ersten eigenen Welpen hab ich auf diese Art zum Monster gemacht; sie konnte sich alles erlauben, und wenn es brenzlig wurde, rannte sie zu den drei erwachsenen Schäferhunden, die ich außer ihr hatte, und "beschwerte" sich. Blöd wie ich damals war, fand ich das niedlich, wie die Großen die Kleine verteidigt und alle anderen Hunde vermöbelt haben. Mit dem Ergebnis, daß die junge Hündin der unverträglichste Hund wurde, den ich jemals hatte und gnadenlos jeden Hund runterbügeln wollte, der ihr begegnete. Und wenn der andere gegenhielt, wurde es blutig und richtig teuer... Man lernt am besten aus den eigenen Fehlern, 14 1/2 Jahre Spaziergänge wie ein indianischer Späher haben mich nachhaltig davon überzeugt, NIE wieder sowas zu dulden!
Li Gr S