Hallo Astrid,
wenn du erziehungstechnisch auf einem Schlingerkurs bist, möchte ich mal wieder sehr gerne Günther Bloch zitieren. Seine Einstellung zur Erziehung ist folgende:
"Alles was meiner Frau und mir auf den Keks geht, ist verboten."
So einfach kann Hundeerziehung sein
Deine Hunde leben mit DIR zusammen und du kannst die Erziehung so gestalten, wie es in DEIN Leben passt. So wie ich dich einschätze, bist du ganz sicher kein Tierquäler, der vom Hund etwas verlangt, was körperliche und/oder geistige Schäden verursachen könnte. Hunde stellen sich sehr gut und ganz selbstverständlich auf das Leben mit ihrem Menschen ein, ganz egal ob der in einem Beduinenzelt oder in einer Vorstadtvilla lebt. Du musst deinem Hund nur erklären, was du möchtest und was nicht. Die Hunde sollten in DEIN Leben integriert sein, und nicht deines in ihr Leben. Entscheide einfach mehr aus dem Bauch heraus und taktiere nicht soviel. Wenn dir etwas auf den Wecker geht, was deine Hunde tun, hast du jedes Recht der Welt ihnen klar zu machen, dass du DAS nicht willst.
Meine Mädels kennen zwei Äußerungen von mir die ihnen sagen, dass ich nun gerade für sie nicht zur Verfügung stehe - das "Nööö" und das "Jetzt nicht". Wenn sie das hören, gehen sie, beschäftigen sich mit ihrem Kram oder legen sich zum Dösen irgendwo hin. Das ist eine klare Abgrenzung, die sie gelernt haben zu respektieren.
Es gibt natürlich viele unterschiedliche Möglichkeiten, einem Hund etwas beizubringen. Wenn sie dem Hund in keiner Form schaden, sind sie alle legitim. Außerdem kommt es sehr auf den einzelnen Hund an, mit welcher "Methode" man ihm etwas vermitteln und/oder klar machen kann - und auch auf den Menschen, welche ihm persönlich liegt.
Ich denke, wichtig für dich ist erst einmal deine Einstellung den Hunden gegenüber. Wenn dein Hund dich anschaut heißt das für dich nicht, dass du nun bitte antanzen und ihn bespaßen musst. Eher das Gegenteil ist der Fall. DU bestimmst, wann was wo und wie passiert, nicht deine Hunde.
Mein Julchen ist ein sehr fordernder Hund und sie wurde in ihrer ersten Familie darin auch noch bestärkt. Zur Zeit ist bei uns beiden mal wieder Ignorieren meinerseits angesagt. Julchen ist dann ein paar Stunden - und notfalls auch länger - einfach Luft für mich. Ich laufe sozusagen durch den Hund durch. Sie wird von mir gut versorgt wie immer, aber ansonsten stehe ich für sie nicht zur Verfügung. Beim ersten Mal hat es gedauert bis sie kapierte, dass sie mich nicht hynotisieren und für ihre Zwecke einspannen kann. Sie hat an mir herumgeschubst, mit der Pfote am Bein gekratzt, alles mögliche angeschleppt, sich vor mir auf den Boden geworfen und gekaspert usw., ihr Repertoir war da sehr groß. Ich war oft kurz davor, sie anzuschnauzen weil sie mich nervte. Ich habe aber beharrlich durchgehalten und sie einfach nicht gesehen. Irgendwann hat sie es kapiert, dass von mir zur Zeit nichts zu erwarten war. Heute begreift sie das sehr schnell und gibt Ruhe. Sie macht nun auch keinen anderen Blödsinn mehr, sonder legt sich einfach ruhig irgendwo hin, nagt bisschen an einem Rinderhuf oder legt sich in ihre Box.
Dieses Ignorieren bewirkt außerdem, dass deine Hunde sehr schnell begreifen, WER bei euch das Sagen hat. Außerdem wissen sie - um mal einen menschlichen Begriff zu nehmen - es danach mehr zu schätzen, wenn du ihnen deine Zeit widmest und sind viel kooperativer.
Dieses Verhalten habe ich auch bei allen unseren Hundemüttern beobachtet. Wenn ihnen gerade nicht danach war, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen, konnten die Welpen Kopfstand machen, sie haben sie einfach nicht beachtet und haben sich auf ihren erhöhten Platz zurück gezogen. Die Kleinen haben dann noch ein paar Minuten versucht, an Mama ran zu kommen, aber die lag total gelassen auf ihrem Platz und "schaute durch die Welpen durch",als wären sie nicht vorhanden. Wenn die sich dann irgendwo verteilten und eine laaaange Zeit Ruhe gaben ging Mama zu ihnen, und begann ein Spiel oder beschäftigte sich sonst in irgend einer Form mit ihnen. Aber IMMER bestimmten die Hündinnen, wann Aktion angesagt war und wann nicht. Ebenso macht es ein Chef im Rudel, einer Gruppe oder im Familienverband - und so sollten auch wir Menschen das tun. Die Hunde verstehen das - oder lernen es, wenn sie es nicht kennen.
Sorry, dass es etwas lang geworden ist
Aber manches kann man einfach nicht in kurzer Form erklären.
Grüße von
Rita