naja, heute wieder so ein tag. die zweibeinige hat lang geschlafen. aber da ich und auch mein adoptivbruder diderot noch ein paar von den runden brocken in der kueche gefunden haben, die uns zum zaehne putzen hingestellt worden waren, haben wir mal in ruhe gewartet. ich auf dem tisch im wohnzimmer liegend, diderot auf dem sofa im arbeitszimmer.
irgendwann am fruehen morgen war sie ohnehin schon durch die wohnung gegeistert, hat aus dem fenster geschaut.es war noch finster und die lichter in den fenstern der lohnknechte im haus gegenueber haben sie nicht munterer gemacht. dann hat sie was gesucht, sogar die wohnungstuer aufgemacht. da bin ich natuerlich los, aber es war mir viel zu kalt da draussen. sie hat mich gesehen und mit einem freundlich brumm die tuer geschlossen, mir ueber den kopf getatscht und ist wieder ab in ihr weiches bett. ich hab heute nicht mal den versuch gemacht, mitzukommen. bin auch auf winterschlaf eingestellt.
spaeter kam sie wirklich raus, na, hab ich mich ein bisschen bitten lassen los zu schnurren. ich muss sie gelegentlich noch ein wenig erziehen. und dann ab in die kueche. hat dann schnell fein geduftet. neuerdings werkt sie immer ueber feuer 'rum, bevor sie uns die schuesseln fuellt: es gibt ein bisschen fast food aus der tuete und die haelfte dann gekochtes zum beissen. sie hat ja schon mal probiert, mir das roh vorzusetzen: roch nicht uninteressant, aber ich hab's dann ausgekotzt. so, mit ein bisschen fett gekocht und suppe dazu, das ist gerade recht. meint diderot uebrigens auch. der steht ja mehr auf gekochte voegel, ich mehr auf das von den richtig grossen beutetieren, die ich ja gar fangen koennte. drum bleib ich ja aiuch gern bei ihr. macht auch keinen spass, die grossen viecher laufen naemlich nicht vor mir davon wie die netten kleinen maeuschen, von denen es auf dem dachboden und im hof immer wieder mal welche gibt. am liebsten hab ich ja die ganz kleinen. aber fressen tu ich sie nicht. tja, da gibt es ein problem mit meiner zweibeinigen: ich bring ihr die beute manchmal frisch erlegt nach hause und manchmal sogar noch lebend - aber sie kocht sie mir nie! und roh!, na hab ich doch schon erwaehnt...
so, jetzt geh ich dann mal in das zimmer mit dem weichen bett. diderot bleibt katzengottseidank draussen. ich mag den kleinen ja durchaus, aber er nervt auch oft. weil er aus thailand stammt, haelt er sich fuer was besonderes. sollte doch eigentlich froh sein, dass ich ihn damals, vor acht jahren so freundlich aufgenommen habe, als er ein haeufchen floehe mit fell gewesen ist. da hat sie mir ja was eingebrockt, die zweibeinige: faengt sich auf der strasse ein fauchendes etwas ein, kriegt einen muttertrieb und schleppt es mir an. in meine wohnung! niedlich war er dann ja, aber er hat das mit dem adoptieren irgendwie falsch interpretiert. er glaubt, er sei ein muelltonneprinz und wir seine dienerschaft. ich geh ihm oft lieber aus dem weg. und wenn's gar zu arg wird, dann zieh ich ihm eine drueber, oder ich beiss ihn in den bauch, bis er quiekt. die zweibeinige schaut dann recht besorgt. aber meistens schimpft sie ohenhin mit diderot. die hat ihn durchschaut. er wickelt sie trotzdem mit seinem schmachtenden blick um seine samtpfoetchen. der langt ihr doch glatt ins gesicht! sogar ohne krallen! hat er wohl von ihr abgeschaut: sie langt uns ja auch immer ins gesicht ohne krallen und krault und krabbelt und streichelt schnurrrrrrrr
was uns sorge macht, diderot ebenso wie mir, ist, dass die zweibeinige plant, uns noch einen dritten anzuschleppen: diesmal aber nicht unsereinen, sondern einen fremden, so richtig andere rasse, kurzes fell, staemmiger koerper und schnauzbart statt schnurrhaaren. wie die sich das vorstellt? der bellt dann hier herum und macht sich wichtig. keine spur von eleganz und wohltemperierter kultur. immer haengt dem dann die zunge raus, und freundlich wirkt das gewedel mit seinem schwanz auch nicht! wenn ich so wedel, dann ist vorsicht geboten, dann bin ich kurz vor der ernsthaften attacke! sie hat uns ja schon mal im sommer kurze zeit so einen eindringling zugemutet: da war der aber immer hinter einer geschlossenen zimmertuer. roch interessant, aber geheuer war uns das nicht. anfangs haben wir vor allem auf den buecherregalen gehockt, aber dann sind wir zu unserem normalen leben zurueck gekehrt: tagsueber runter in den hof, abends im wohnzimmer - und nachts hat SIE dann gemeinsam mit uns im arbeitszimmer geschlafen. war wirklich toll! ich bin sie nicht einmal angesprungen, wenn sie schlief. mach ich sonst immer wieder mal ganz gern. ist irgendwie verlockend, wenn sie da schlaeft - wehrlose beute
. nicht so schoen war, dass sie schon ein bisschen weniger zeit fuer uns hatte - tagsueber. da rannte sie viermal mindestens mit dem fremden raus. und dann hat der zu husten angefangen und sie war ueberhaupt nur mehr voller sorgen und eines tages kam sie dann ohne den fremden wieder. schien aber nicht gluecklich zu sein. wir schon eher. endlich wieder das gewohnte leben: morgens futter, dann spaziergang im hof, dann in der sonne pennen auf dem balkon, vom fensterbrett aus fernsehen auf die strasse, imbiss, schlafen, wieder eine runde im hof, diesmal mit kaeferbeobachtung oder vogeljagd - eh immer vergebens, ein kurze spielstunde mit der zweibeinigen und dann ist wieder futterzeit, abendspaziergang, doesen vor so einem bunten kleinen fenster, in dem sich immer was bewegt, was man aber nicht fangen kann, weil hinter glas... gibt auch toene von sich. eigentlich wie im paradies - und jedesmal, wenn SIE vorbeikommt an einem von uns, gibt's eine streicheleinheit. wir wachen schon darueber, dass es dabei schoen gerecht zugeht.
ja dann, also: mach ich mir einen angenehmen tag. zuerst mal aufs fensterbrett, schauen, was draussen los ist. brrr. grau, nieselig feucht und kalt. brauch ich nicht. also hechtsprung in die daunen! hmmm, und da liegt ja auch ihr nachtkleid, duftet mir gut in die nase. na dann: nach dem essen ist gut ruh'n...