@Hanifeh
Vielleicht hast Du Recht.
Ich weiß jedoch, dass sich die Diskussion nicht nur auf das Sterben/den Tod mit Tieren beschränken lässt, sondern unweigerlich auch erweitert wird auf die menschliche Ebene - Sterben/Tod betrifft nunmal jegliches Lebewesen. Da dies hier ein "Schnauzi-Portal" ist, möchte ich mit dieser "schweren" Thematik niemandem zu nahe treten. Daher mein Einwand siehe oben.
An ihrem letzten Tag lag sie auf der Koppel iin der Sonne, ich saß bei ihr und hatte ihren Kopf in meinem Schoß, sie war ganz friedlich und atmete auch ruhig. Dann habe ich die Nerven verloren und den TA zum Einschläfern gerufen.
Sabine, genau
DAS (Nerven verloren) ist es, was wir an uns immer wieder beobachten können, wenn wir uns und unser Tun nicht selbstkritisch hinterfragen.
Wir werden tätig - geschäftig, wir wollen was tun (..."man muss doch was tun"), um dem anderen zu helfen.
Warum machen wir das, obwohl wir oft wissen, dass nichts auf der Welt in dieser Situation noch hilft???
Weil
WIR es nicht aushalten können, die Situation nicht aushalten können...
Ich fühle mich hilflos, u.a. weil ich dem anderen nicht (mehr) helfen kann und reagiere paradox und werde tätig.
Ich fühle mich hilflos, weil auch ich etwas zu verlieren habe...
Um wieviel mehr würden wir dem Tier, dem Menschen helfen, wenn wir UNSERE Hilflosigkeit (einfach (?) nur mal) aushalten und nur mit unserer (dann oft sprachlosen) Anwesenheit mit oder ohne Tuchfühlung (so wie´s der andere!! braucht)
DA sind nach dem Motto:
Auch wenn ich dir JETZT nicht (mehr) helfen kann, du sollst wissen, du bist nicht allein, meine Gedanken begleiten dich auf deinem für mich ab jetzt unbekanntem Weg. Aber ich übergebe dich an einem anderen, der dich auf der Brücke erwartet und empfängt, damit du nicht allein in die neue, in DEINE neue Welt gehen musst.
Eine Esoterikerin sagte mir einmal, daß die Seele ihre Zeit braucht, um sich vom Körper zu lösen...
Ja, nach meinem Empfinden durch Erfahrung ist es auch so.
Aber nicht nur die Seele desjenigen, der sich von der diesseitigen Welt verabschiedet, braucht Zeit, sich vom Körper zu lösen.
Auch der Andere, der in der hiesigen Welt bleibt, benötigt Zeit, Abschied nehmen zu können.
Wie wichtig dies ist sieht man dann, wenn jemand verschollen ist und nicht wieder auftaucht...
Als meine DSH wegen fortgeschrittenem Leberkrebs (damals leider in der TA-Praxis) eingeschläfert wurde, hab ich noch ewig lange bei ihr sitzen dürfen. Leider war es mir nicht möglich, sie bei tiefst gefrorenem Garten, in diesem zu begraben.
Bella, meine MShündin, schlief am frühen Abend um 18:30h auf meinem Sofa ruhig ein (es war der Tag des Hl. Franziskus - 04.10., was für mich noch mal eine ganz besondere Bedeutung hat). Sie wurde nur 3 Jahre und 10 Monate.
Ich habe sie die ganze Nacht dort auf ihrem Schafffell liegen lassen und bin in der Nacht x-mal zu ihr hin. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass sie (trotz wirklich ALLER Bemühungen) einfach eingeschlafen ist und nun TOT war.
Ich kann mich erinnern, dass ich spontan gesagt habe "Das kannst du doch nicht machen".
Diese spontane Äußerung zeigt jedoch einen recht egoisten Ursprung: ICH wollte sie nicht verlieren.
Ihre Lebensuhr war jedoch abgelaufen. Da konnte auch die beste Tierklinik nichts mehr dran drehen.
Ich bin froh, dass sie nicht ein paar Tage vorher in der Klinik "eingeschlafen" ist (ich hätte DAS keinem geglaubt!).
Ich bin sehr froh, dass sie - wenn sie schon so früh gehen musste - auf ihrem geliebten Sofa (mit Sicherheit eine bessere Atmosphäre als im schönsten Tierklinikbereich) eingeschlafen ist, in ihrem Zuhause.
Eine Kollegin aus dem Hospizkreis hat mal gesagt,
Trauer ist nichts anderes, als Traurigkeit über vertane Chancen.
MEINE (möglichen) Chancen (mit dem anderen, in Bezug auf den anderen) gibt es nicht mehr. Nichts ist mehr möglich. Nichts kann ich mehr regeln. Nichts mehr sagen. Nichts mehr tun.
Trauer ist nichts anderes, als Traurigkeit übr vertane Chancen... So ausschließlich kann ich es nicht sehen, aber da ist was dran.
@Irena
Man MUSS sich mit dem Tod gedanklich NICHT auseinandersetzen, man MUSS sich IHM jedoch eines Tages sehr wohl stellen - wir wissen nur nicht, wann und wie.
Auch die gedankliche Auseinandersetzung mit dem Thema bedeutet nicht, dass irgendetwas deshalb leichter ist, wenn wir es erleben müssen...
Sie kann aber bedeuten, dass ich meine Gedanken mitteile und so MEINE Menschen wissen, was ICH mir vielleicht im Falle von... wünsche.
Sie kann auch bedeuten, Unklares endlich zu regeln (was man ja schon lange eigentlich machen wollte... - ob Äußerlichkeiten (Testament etc.) oder Fehden klären/bereinigen, die mich sehr belasten), damit ich, wenn ES soweit ist, auch in RUHE
und FRIEDEN gehen kann.
... Man, man, was ein Thema heute...
Edit, weil Wort vergessen
LG