Hallo Gill,
klar haben Sensibelchen genau so viele Zähne, wie ihre starken Kollegen. Aber die setzen sie meistens nur ein wenn sie meinen, sich verteidigen zu müssen, also aus Angst. Ein wirklich starker und souveräner Hund hat es nicht nötig, seine Zähne einzusetzen. Ich hatte eine solch souveräne Hündin, die es ihr ganzes, langes Leben lang niemals nötig hatte, die Zähne einzusetzen. Ihre starke Ausstrahlung und ihre Körpersprache (ihre Muttersprache), die sie perfekt beherrschte, reichten völlig aus, um andere Hunde zu beeindrucken.
Ich habe beide DVDs von Trumler "Das Jahr des Hundes", auf denen der Weg von Welpen im Rudel ab dem Tag ihrer Geburt bis zu einem Jahr gezeigt wird. Da ist nichts zu sehen von verprügeln durch den Vater oder schütteln im Nacken. Zunächst lässt die Hündin den Vater und die anderen Rudelmitglieder gar nicht in die Nähe der Welpen. Der Vater darf allenfalls das Gebiet um die Höhle, in der Mutter und Kinder leben, markieren, mehr aber auch nicht. Ab etwa der dritten Woche dürfen von ihr ausgewählte "Kindermädchen" mit den Kleinen Kontakt aufnehmen, unter strenger Aufsicht der Mutter. Ist ein "Kindermädchen" zu grob, ist Mutter sofort zur Stelle. Ab der fünften Woche übergibt die Mutter die Welpen an die "Kindermädchen", in der Regel eine junge Hündin und ein junger Rüde, aber immer noch unter ihrer Aufsicht. Nun darf auch der Vater seine Welpen mal näher betrachten, aber der hat mit ihnen nicht viel am Hut. Die Kleinen haben sozusagen Narrenfreiheit. Sind die Welpen zu Junghunden heran gewachsen, etwa mit acht bis neun Wochen, werden die "Strafen", wenn sie sich daneben benehmen, etwas deutlicher. Aber auch dann werden sie nicht durchgeschüttelt, sie werden auf den Rücken gedreht und müssen so lange liegen bleiben, bis der erwachsene Hund ihnen erlaubt, wieder aufzustehen. Sind die Junghunde ein halbes Jahr alt, werden sie strenger zurecht gewiesen, das heißt, sie werden angeschnauzt oder mal mit den Schneidezähnen gezwickt, aber auch nun ist von verprügeln und durchschütteln nichts zu sehen. Bald können die Junghunde ihre Sprache und sind auch in der Lage, die der anderen Rudelmitglieder genau zu lesen. Die Körpersprache ist die Kommunikation der Hunde und mit ihr werden Kämpfe und Beißereien vermieden. Ein verletztes Rudelmitglied bringt die ganze Gruppe durcheinander, wenn es ein erwachsenes Tier ist, fällt es bei der Nahrungsbeschaffung aus und das ganze Rudel hat darunter zu leiden. Darum sind Kämpfe mit dem Einsatz der Zähne äußerst selten. Die Zähne werden nur eingesetzt, wenn es um die Rudelführung geht oder wenn ein rudelfremdes Tier vertrieben werden muss. Also rabiates Umgehen miteinander gibt es in einem intakten Rudel nicht.
Grüße von
Rita