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1

Donnerstag, 28. März 2013, 16:42

Sozialisierung

Hallo,

nachdem in der letzten Zeit dieses Thema mehrfach gestreift wurde, möchte ich nochmal darauf zurückkommen. Es gab ja von einigen Jahren ein paar sehr spannende Beiträge dazu. Als ich dort weiterschreiben wollte, sagte mir das Programm, de Thread läge mehr als .. tausend Tage zurück. Daher also nochmal neu.

Die eine Seite ist ja wohl die Prägung auf den Menschen - Judy hatte dieser Tage beschrieben, wie ein Züchter da schon z.B. Berührungsängste der Welpen nehmen kann; die andere das Sozialverhalten, das die Babies lernen.

Ich würde gern von Euch wissen, wie das bei Euch war, soweit Ihr die Hunde als Babies bekommen habt, und wie bei Euch mit älteren. Und natürlich von den Züchtern ihre Erfahrungen aus ihrer Sicht - oder ist das ein zu riesiges Thema?

Ich habe die Mutter meiner Viola als ausgesprochen freundlich erlebt, auch als verschmust. Als ich das erste mal bei "unserem" Züchte war, durfte man die Babies noch nicht sehen, sie waren noch zu klein. Von Roma, der Mutter, war ich aber sofort begeistert. Sie hat es auch genossen, gestreichelt zu werden - und Viola ist auch eine ausgesprochene Schmusemaus. Also, ich denke, das brachte sie zum einen schon mit, zum anderen habe ich es auch sehr gefördert. Schon als wir sie abholten, lag sie während der Autofahrt auf meinem Schoß, z.T. pennte sie, z.T. guckte sie interessiert in die Lichter draußen - völlig entspannt. War dann für immer einer ihrer Lieblingsplätze, und noch heute, mit über acht, möchte sie manchmal noch Baby spielen und auf den Schoß und in den Arm.
Sie ist mir auch als Kleinkind auf Schritt und Tritt nachgedackelt, wenn ich z.B. im Wald wollte, dass sie mitkommt, brauchte ich nur in die andere Richtung zu rennen. Weggelaufen ist sie nur ein einziges Mal, in Panik. Da kam uns auf einem Waldweg ein ganzes Rudel anderer Hunde entgegengeprescht. Allerdings hat sie auch kaum Jagdtrieb (was nicht heißt, dass sie auf Rufen herbeikäme, wenn sie ein Eichhörnchen im Baum "gestellt" hat ...).

Der Züchter hatte erzählt, dass er die Welpen viel in seiner Schreinerei hatte, wo kräftig Krach war und Leute ein- und ausgingen. Ich führe darauf zurück, dass sie in den ersten Jahren auch kaum Angst vor Geräuschen hatte, sie war auch schussfest, bis wir vor fünf Jahren in der Sylvesterzeit von einer Gruppe Kinder mit Kanllfröschen beworfen wurden. Seitdem hat sie zunehmend Panik bei Schüssen, Feuerwerk, Gewitter - das steigert sich, liegt aber an dieser schlechten Erfahrung, nicht der Prägung.

Mit anderen Hunden war sie immer freundlich. Der erwachsene Rüde einer Nachbarin hat sie oft recht garstig behandelt, die erwachsene Hündin von Freunden dagegen ließ sich buchstäblich alles von ihr gefallen. Bei unfreundlichen Hunden hat sie sich immer und sofort unterworfen, das ist bis heute so geblieben.
Ist da etwas schief gelaufen? Ich bin ja einerseits froh, dass ich nicht ständig vor einer Rauferei Angst haben muss. Aber in dieser ausgeprägten Form wundert es mich. Sie hatte immer Kontakt zu anderen Hunden, konnte bei Begegnungen mit ihnen spielen (wenn die nicht wollten, war das auch in Ordnung). Warum ist sie da nicht selbstbewusster? Kann das an der Geschwister-Konstellation liegen? Sie war nicht die Dominante im Wurf.

Von Leuten, deren Hund erst im alter von ein paar Monaten zu ihnen kam, hörte ich oft, dass das schwierig war. Ein Nachbarhund z.B. kannte mit sieben Monaten noch gar nichts und hat Angst vor allem - Menschen, Hunden, Autos. Kerstin wiederum hat neulich ja geschrieben, dass mit einer Ausnahme alle ihre Hunde schon älter waren, das aber gar kein Problem war..

Bin gespannt auf Eure Berichte!

Liebe Grüße
Müp

2

Donnerstag, 28. März 2013, 21:16

Dann will ich mal.......... :407: :407:

Als erstes nehme ich dir die Bedenken wegen des unterwürfigen Verhaltens. Ich halte es für eine sehr schlaue Handlung, und wenn Du mal einen Film über Wildhunde oder Wölfe sehen kannst , dann achte mal auf ihre Gestik wenn ein Ranghöherer auf der Bildfläche erscheint. Die biegen sich bis der Arzt kommt. Das rettet ihnen ihre Haut. Also ist Deine Viola ein sehr instinkt sicherer Hund, der sofort einschätzt wenn mit einem anderen nicht gut Kirschen essen ist. Leider können wir Menschen mit dieser Haltung nicht gut umgehen, wir sehen unsere Viechlis lieber aufrecht und fröhlich. (Manche Idioten sind sogar stolz, wenn ihr Zeberus alles auf den Baum jagt X()

Wobei wir schon mitten in der Sozialisierung sind... Du beschreibst Deinen Hund im Wurf als nicht so dominant ( dominante Hunde gibt EINEN unter hunderten), ich würde nicht so lebhaft und fordernd bevorzugen. Sozialisierung fängt an, wenn Aktion und Reaktion der Welpen untereinander oder mit den Alttieren einsetzt.

Beispiel 1: Wenn in den ersten Lebenstagen die Welpen zusammenliegen, dann geschieht das instinktiv um die Körperwärme aufrecht zu erhalten. Tun sie es ab Ende der dritten Woche, dann suchen sie aktiv Körperkontakt um sich zu vergwissern, nicht allein zu sein. Sie haben also schon ein Gespür dafür, was für ihre Sicherheit wichtig ist: NIcht verloren zu gehen!

Beispiel 2: Tabu und Frustration....die ersten Frustrationen müssen die kleinen Herrrschaften hinnehmen, wenn ihr Mama ihnen ernsthaft klar macht, dass es nicht mehr Milch zu freier Verfügung gibt. Es sieht manchmal brutal aus und hört sich gemein an, wenn die Bande losstürmt und kurz vor der Milchbar mit einem Knurren und Schnappen gestoppt wird. Wobei ich fasziniert bin, wie gut die Hündin einschätzen kann, wann sie das Maul zu machen muss damit kein Welpe ernsthaft in ihre Zähne gerät. Die Hündinnen fangen an Tabus zu setzen, indem sie sich ein Spielzeug nehmen oder irgend einen Knochen oder Ast und anfangen, mitten in der Kinderschar darauf rum zu kanabbern. Hurra brüllt der Haufen und wird unsanft daran erinnert, wem die Beute gehört. Der ein oder andere versucht es noch mal ehe er mit seinen Geschwistern in gebührendem Abstand darauf wartet, dass das Tabu aufgehoben wird und Muttern weg geht, um ihnen die Beute zu überlassen. Die meisten jedoch schon wieder mit etwas anderem beschäftigt oder eingeschlafen. Die jenigen, die sich aber konzentriert haben, ernten dann den Lohn.

3. Beispiel: In manchem Wurf gibt es einen schüchternen Welpen, einen der sich öfter früher aus den Spielen zurück zieht oder sofort beiseite geht, wenn die Althunde erscheinen. Diese bekommen von Mama Nachhilfestunden. Sie zergert und provoziert sie solange bis sie sich wehren und auf sie los gehen, dann dreht sie sich um und geht. Erledigt, Kind ist doch ein Hund und kann sich wehren, man musste es nur mal raus kitzeln.

4. Beispiel: Rangordnung gezeigt bei der Verteidigung des Grundstücks, am eindruckvollsten mit Rüde, der sich zwar vor den Müttern in Acht nimmt nicht allzu grob und streng mit den Kindern zu verfahren, aber wenn es um ernste Dinge wie Grenzbewachung geht, schon klar zeigt, wer dabei der Chef und der Stärkste ist. Das heißt , er steht an vorderster Linie nach ihm die Hündinnen und ganz hinten die Welpen. Und wehe einer der Kleinen vertut sich und geht größenwahnsinnig auf Höhe des Chefs. Der kriegt mal ganz schnell Haue und stellt sich wieder brav hinten an.

Warum ich diese Beispiele gewählt habe? ganz einfach, wir können sie 1:1 für unser Zusammenleben mit den Hunden übernehmen.

Zu 1: Trennung erweckt Ängste, je jünger der Hund um so stärker, Körperkontakt bedeutet Sicherheit und Zusammengehörigkeit. Soll heißen, je enger ich den Welpen zu mir lasse, desto eher erwächst sein Selbstbewußßtsein um mit Trennung um zu gehen.

zu 2: ein Hund leidet nicht, wenn er seinen Willen nicht bekommt oder auf etwas begehrenswertes warten muss, im Gegenteil es ist Teil seines natürlichen Verhaltens.

zu 3: Stress macht auch stark, wer ihn aushält wird sich auch anderen Aufgaben stellen können. Wir sollten einfach mal mutiger mit unseren Welpen umgehen.

zu 4: Mein Aufgaben und die meines Hundes sollte ich schon recht früh klar machen, zur Not auch körperlich. Wenn ich meinem Welpen erlaube, sich auf jeden zu stürzen, der uns begegnet, dann ist es unfair, später von im Abstand ein zu fordern.



eins noch zur Prägung: die meisten Welpen, die nicht im Zwinger oder gar noch isolierter aufwachsen erfahren schon eine ausreichende Prägung auf Menschen und Umwelt. Ein Landei, das mit Trecker und Kuh aufwächst kommt nach kurzer Verwunderung auch mit Straßenbahnen und Eseln klar.

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Donnerstag, 28. März 2013, 21:37

Hallo,

ich frage Dich jetzt mal frei heraus: warum sollte bei Deiner Hündin in der Sozialisierungsphase etwas fehlgelaufen sein, nur weil sie keine Krawallschachtel ist?

Freu Dich darüber und sei entspannt, das Deine Süße so ist, wie sie ist. Mein jetziges Doppelpack ist im Verhalten im direkten Vergleich der absolute Gegensatz:

Köpi rauft nie bzw. geht jeder Rauferei elegant aus dem Weg, muß sich nie als Macho beweisen - er ist einfach ein "Herr und Gentlemen" :**: .

Dagegen Max der absolute Provokateur, Macho im Quadrat, keiner Schlacht abgeneigt, schnell hysterisch und auch mal schnappig und und und....

Rate mal welcher Hund perfekt vom Züchter bzw. Züchterin sozialisiert wurde.... Köpi. Er durfte mit Kindern, seiner Mutter und Tante und einem Bruder aufwachsen, hat alles gelernt und weiß alles korrekt anzuwenden. Max wurde leider nach meinem Kenntnisstand schon nach der sechsten Woche mit seinen Geschwistern von der Mutter getrennt.... was weiter danach war entzieht sich meiner Kenntnis. Okay, bei so einem Züchter hätte ich auch niemals gekauft..... Max kam mit 16 Monaten auf "Umwegen" zu mir, war/ist verdorben und holt nun schon seit 2,5 Jahren alles nach, was ihm alles als Welpe und leider auch Junghund entgangen ist bzw. vorenthalten wurde. Aber er macht sich langsam 8) und wird vielleicht mal ein ganz normaler netter Bursche :love: .

Fazit in Kürze: ich würde immer bei der von mir bevorzugten Rasse (egal welche - gilt für alle) schon lange Zeit im Voraus die von mir ausgewählten Züchter auf Ausstellungen anschauen, Daheim besuchen, mir ihre Hunde und das Umfeld anschauen und auf mich wirken lassen. Anschließend immer in Kontakt bleiben und wenn es dann endlich soweit ist meinen Hund holen. Ich bevorzuge Züchter/innen die die Welpen auch von Tanten und eventuell Onkeln miterziehen lassen, sich öfters eine "Horde" Kinder einladen (wenn sie keine eigenen mehr haben) und auch sonst einiges für ein gutes Aufwachsen tun. Meine letzten drei geplanten Jungs waren/sind der lebendige Beweis für gute Zucht - auf Gesundheit, Schönheit und Alltagstauglichkeit.

Gruß Jella
Signatur von »Jason-my-love« "Es ist Unsinn" sagt die Vernunft...

"Es ist was es ist" sagt die Liebe...

In Gedanken immer dabei

"Der Mausi" Max Tinker van Skaka`s Royal Kraal 18.02.2009 - 02.02.2021

Köpi Bell Pepper`s Gentle Rain 11.03.2006 - 07.08.2018

Jason-my-love Zento vom Ihlpol 15.05.1997 - 11.06.2010

"Mausi" Primus-Quincy vom Ihlpol 05.05.1994 - 11.06.2006

4

Donnerstag, 28. März 2013, 22:34

Danke für die ausführlichen Antworten -:- !

  • »kerstin s.« ist weiblich

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Donnerstag, 28. März 2013, 23:01

Von Leuten, deren Hund erst im alter von ein paar Monaten zu ihnen kam, hörte ich oft, dass das schwierig war. Ein Nachbarhund z.B. kannte mit sieben Monaten noch gar nichts und hat Angst vor allem - Menschen, Hunden, Autos. Kerstin wiederum hat neulich ja geschrieben, dass mit einer Ausnahme alle ihre Hunde schon älter waren, das aber gar kein Problem war..


naja, klar kenne ich das von den hunden auch...nicht durch türen gehen, vor allem angst, auch vor berührungen, halsband anlegen etc.
ich sehe es nur nicht soooo als " problem " für mich an, eher für die hunde ist es eines. und da stell ich mich einfach darauf ein und schaue, was man machen kann ...nach und nach und in ruhe. das ist eigentlich alles.
ich sehe nicht in allem ein PROBLEM :D ;)
ich bemühe mich immer, vieles aus der sicht des hundes zu sehen, versuche mich in ihn hineinzufühlen, beobachte viel. und dann passt das schon ! :love:

was war, bevor ich den hund bekommen habe, kann ich eh nicht mehr ändern...leider ;(
Signatur von »kerstin s.« l.g. kerstin

Ein Riesenschnauzer ist ein Herz auf vier Pfoten

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »kerstin s.« (28. März 2013, 23:25) aus folgendem Grund: zusatz


Riho

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Donnerstag, 28. März 2013, 23:08

Hallo Müp,

ist schon spät, darum nur kurz etwas.

Sozialisierung heißt, mit den Sozialpartnern klar zu kommen, mit denen ein Hund leben soll.
Das Sozialverhalten unter Hunden lernt er schon bei Geschwistern, Mama und eventuell noch anderen Althunden, wie Judy schon schrieb.
Da aber auch der Mensch ein zukünftiger Sozialpartner ist, muss er an den/die genau so gewöhnt werden. Das macht ein guter Züchter, aber er muss auch aufpassen, dass dieser zukünftige Sozialpartner nicht als unangenehm oder gar ängstigend empfunden wird. Bei den Hunden im Familienverband muss man sich da keine Sorgen machen, die wissen wie es geht. Aber z.b. durchgeknallte Kinder können viel Schaden anrichten. Ich habe es bei einem Züchter in meiner Zuchtwartarbeit erlebt. Die zeigen ein Verhalten, was es unter Hunden nicht gibt.

So viel für jetzt. Ich melde mich morgen noch mal.

Grüße von
Rita

Jackie

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Freitag, 29. März 2013, 12:44

Hallo,

ich finde das Thema auch sehr interessant. Ich würde gerne in dem Zusammenhang mal auf Baffy eingehen. Sie kam ja mit ein und einhalb Jahren zu uns. Sie war in einem sehr schlechten pflegerischen Zustand und Sozialisierung durch den Menschen scheint auch sehr zu kurz gekommen zu sein. Allerdings muss ich der Züchterin zu gestehen, dass sie krank ist und dadurch sehr bewegungseingeschrenkt. Wir hatten ja schon ihre Schwester und sind so immer in Kontakt geblieben, der eher von mir aus ging. So habe wir sie, nach dem sie sich immer mehr zu einem Hund entwickelt hat, mit vielen Problemen, zu uns genommen. Ich habe hatte ein bisschen Angst davor, da ich zum ersten Mal eine erwachsene Hündin zu unserem Rudel genommen habe. Allerdings sah ich auch eine Chance für sie, da sie bei dem Züchtern unter Hunden gelebt hat und so gelernt hat, wie man sich unter ihnen verhält. Es klappte vom ersten Tag an zwischen den Hunden super hier. Ich gebrauchte dieses Vertauen und die Prägung durch das Miteinander mit den Zwergen um an der versäumten Sozialisation durch den Menschen zu arbeiten. Baffy war extrem ängstlich, so bezog ich viel unsere Zwerge mit in die zu lernende Dinge mit ein und die zeigten ihr, dass dies alles garnicht so schlimm ist. Wie z. B. an der Straße Gassi zu gehen oder unter Menschen zu sein. Ich machte dann auch Dinge mit ihr alleine, damit sie lernte die Angst vor ihren Besitzern zu verlieren. Ich könnte jetzt noch sehr viel dazu schreiben. Aber ich möchte noch los werden, dass wir sehr viel mit dem ganzen Menschen/Hunderudel in Bezug auf Baffy erreicht haben. Sie hat gelernt, dass man nicht nur Hunden vertrauen kann sondern auch seinen Besitzern. Sie hat gelernt, dass es auch noch eine Welt ausser dem zu Hause gibt und die garnicht so schlecht ist u. s. w.. Aber trotzdem konnte sie das versämte nicht ganz auf holen und ist noch in der ein oder anderen Situation ängstlich z. B. bei manchen Besuchern hier oder unter fremden Menschen. Wir arbeiten dran möglichst entspannt und wenn es immer so bleibt, akzeptieren wir dies und werden mit ihr so leben wie sie ist, nämlich toll. :love:

LG Birgit

Riho

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Freitag, 29. März 2013, 13:09

Hallo Müp,

zunächst mal bisschen was von einem Experten. Aus dem Buch von Heinz Weidt "Der Hund mit dem wir leben: Verhalten und Wesen" habe ich folgendes rausgeschrieben:

"Der Zeitraum von der vierten bis zur siebten Lebenswoche ist als Prägungsphase zu verstehen. Sie ist insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass ein Hund in dieser Zeit - UND ZWAR NUR IN DIESER ZEIT - auf den Menschen geprägt werden kann. Die darauf folgenden Wochen, also der Zeitraum von der achten bis etwa zur zwölften Lebenswoche, ist im weiteren als Sozialisierungsphase bezeichnet worden (die Bezeichnungen sind von Scott, Fuller, Fox und Trumler-Anmerkung von mir). Besonderes Kennzeichen für diese Phase ist eine außerordentlich hohe Empfänglichkeit des Welpen, die Regeln des Gemeinschaftslebens mit Artgenossen und dem Menschen zu erlernen so wie ganz allgemein eine Anpassung an seine Umwelt herzustellen. Der Wirkung nach könnte hier auch von einer "sozialen Prägung" gesprochen werden. Für die Praxis können beide Zeiträume als eine zusammenhängende SENSIBLE PHASE aufgefasst werden, deren Verlauf demnach von der vierten bis zur zwölften Lebenswoche prägenden Einfluss auf die Entwicklung des Verhaltens nimmt. Die große Bedeutung dieser sensiblen Phase lieg darin, dass viele in dieser gemachten Erfahrungen praktisch kaum jemals wieder gelöscht und ausgebliebene Lernergebnisse praktisch nicht mehr nachgeholt werden können. Das heißt, gute und schlechte, aber auch fehlende Lernergebnisse in diesem Zeitraum bestimmen entscheidend den weiteren Entwicklungsverlauf des Wesens unseres Hundes. Demnach sollte im Falle des Hundes der eingebürgerte Begriff der PRÄGUNG nicht so sehr in dem ursprünglich engen, sondern mehr in dem erweiterten Sinne eines FRÜHEN UND INTENSIVEN SAMMELNS VON ERFAHRUNGEN, DIE EIN LEBEN LANG BLEIBEN, aufgefasst werden. Es ist das Lernen, das für den Hund zum Schicksal seines Wesens wird!
Allerdings sollte nicht außer acht bleiben, dass die Prägbarkeit eines Hundes sehr wahrscheinlich von dem Domestikationsgrad und der Zuchtgeschichte seiner Rasse und wohl auch von individuellen Unterschieden abhängig ist. Einfluss auf die Dauer der sensiblen Phase dürfte zum Beispiel die Reifegeschwindigkeit, also das Erreichen von bestimmten Entwicklungsstadien, haben. So könnte Frühreife einen kürzeren Prägungszeitraum bedeuten."

Nu wieder ich :D

Um die Prägung noch besser zu verstehen, wäre die biologische Bedeutung wichtig. Aber das kann ich nicht alles hier rein schreiben. Wer Interesse daran hat, kann sich ja vielleicht oben genanntes Buch besorgen.

Julchen haben wir ja erst mit 4 1/2 Monaten bekommen und es hat in dieser Zeit Defizite gegeben, an denen wir heute, nach drei Jahren, noch immer kauen. Es ist nichts Gravierendes, aber im Vergleich mit unseren selbst aufgezogenen Hunden ist das deutlich zu sehen und zu spüren. Oft rätsel ich, wieso sie dieses oder jenes Verhalten zeigt und kann nur mutmaßen, was da fehlt oder falsch geprägt und erlebt wurde. Ich kann mit Erziehung einiges Erreichen, aber es bleibt eine wackelige Sache und in stressigen oder auch von ihr nur als positive Aufregung erlebten Situationen bricht das mit gebrachte Verhalten wieder durch. Da ich das mittlerweile weiß, kann ich gegen steuern, aus der Situation raus gehen oder mal einfach gar nichts tun, bis sie wieder "online" ist.

Vielleicht hilft dir das bei deinen Überlegungen ein bisschen weiter.

Grüße von
Rita

9

Freitag, 29. März 2013, 14:13

-:- -:- -:- Danke Euch, das ist alles sehr spannend! -:- -:- -:-

Auch traurig, wenn man sieht, wie viele Chancen manchen Hunden genommen werden (@ Kerstin und Birgit: großartig, was Ihr dann trotzdem hinkriegt! -:- )

Nun interessiert mich noch mehr in diesem Zusammenhang: wie "lernen" Hunde "Fürsorglichkeit" oder "Trost" (das ist jetzt auf Mensch übersetzt) - oder ist das als Bestandteil des Rudelgefühles schon in den Genen angelegt? Vielleicht wird es an dem Beispielen deutlich, was ich mit diesen Begriffen meine:

Als ich nach diesem Biss von der Dogge neulich nach Hause kam und mich hinsetzte, um meinen Arzt anzurufen, stand Viola mit klappernden Zähnen vor mir (wirklich, nicht im Übertragenen Sinn!!). Sie schob sich an mir hoch und leckte mir - mit klappernden Kieferchen! - das Gesicht und die Tränen ab
(bei der Erinnerung kann ich mich kaum bremsen vor :love: :love: :love: :love: :love: usw.!)

Ich glaube, das ist nochmal etwas anderes als der Drang, auf eine Rudelmitglied aufzupassen. Den hat sie auch, wieder ein Beispiel: Wenn ich meine Mutter, die schon seeeeehr gebrechlich war, zum Arzt fuhr und vor dem Haus absetzte, um das Auto zu parken, regte sie sich immer ganz entsetztlich auf, bellte und jaulte und sprang fast durch die Scheibe: "Die kann man da doch nicht zurücklassen !!!!!!!!!!"

Das kennt Ihr sicher auch. Aber das "Trösten"? Und das Zähneklappern?

LG, Müp

10

Freitag, 29. März 2013, 21:39

Hallo ihr,

gestern ist sie einzogen, unsere Amira!
Auf der Autofahrt war sie zunächst etwas unruhig, bald wussten wir aber auch warum: sie musste mal! Als sie das dann auf der Decke verrichtet hatte, wurde sie ruhiger. Hat sich hingelegt und geschlafen. Zwischendurch konnte man mal aus dem Fenster gucken.

Zu Hause hat sie sich dann auch gleich wie zu Hause gefühlt! Wir haben momentan Baustelle zu Hause, deshalb waren auch Handwerker da. Amira tobte gleich im Garten rum, hat alles erkundet.
Die Handwerker mussten dann eine Platte sägen. Hat sie nicht abgeschreckt, im Gegenteil, sie wollte sogar hin und gucken!
Mein Papa hatte dann auch noch Krach gemacht, alles kein Problem! Sie hat zu geschaut, ist dann mal ein paar Schritte zurück, dann aber auch wieder vor.

Heute waren wir mit der Leine schon etwas unterwegs, Leine kein Problem!

Franzi war an ihrem ersten Tag echt schüchtern, bis sie auftaute. Da saß sie nur in der Ecke und war k.o., aber Amira ist das krasse Gegenteil!
Ich glaube, bei ihr kriegen wir noch Spaß in der Erziehung :D

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