Wenn ich den erwische, der irgendwann einmal das Gerücht in die Welt gesetzt hat, dass alle Hunde dieser Welt sich vertragen und miteinander spielen müssen, den erschlage ich höchstpersönlich.
ich halte mich bei solchen Diskussionen immer sehr zurück, weil ich finde, dass es fast unmöglich ist, in diesem Forum sachlich über dieses Thema zu diskutieren. Aber einige Dinge möchte ich doch gerne loswerden.
Ich kenne niemand, der behauptet, alle Hunde der Welt müssen sich vertragen. Aber ich kenne jede Menge Leute, die sich genau so verhalten und keine Rücksicht auf andere Hundehalter nehmen, die ihren Hund aus welchen Gründen auch immer, an die Leine nehmen.
Da kommt der nur spielen wollende Tutnix angerannt, während der Besitzer kilometerweit weg ist und sich um nix schert, weil seiner ja nix tut.
Und wenn dann doch was passiert, bist du schuld, weil dein Hund keinen Maulkorb trägt.
Warum um Himmels Willen muss euer Hund anders handeln und leben.
es gibt für mich durchaus Unterschiede zwischen Mensch und Hund. Wenn ich jemand nicht leiden kann, hau ich ihm deswegen nicht gleich aufs Maul - mein Hund schon.
Ich gebe dir in allen Punkten recht, Judy, ich bekomme auch die Krise, wenn mir eine junge Frau erklärt, warum sie ihre Hündin vor der ersten Hitze mit 8 Monaten kastrieren lässt, weil es dann im Alter weniger Mammatumore gibt und sie das ausserdem so gelernt hat in ihrer Ausbildung. Seit ich sie gefragt habe, ob sie sich auch schon die Brust hat abnehmen lassen, damit sie dann im Alter keinen Brustkrebs kriegt, spricht sie nicht mehr mit mir.
Oder auf dem Hundeplatz die Besitzerin eines völlig unausgelasteten Riesen überlegt, ob ihr ADS-Hund kastriert werden soll, damit er ruhiger wird. Regelmäßig Fahrradfahren würde da schon helfen. Kastrieren sicher nicht! Ansonsten ist es nämlich ein superverträglicher Kerl, der völlig normales Interesse an läufigen Hündinnen hat.
Aber was tun mit einem Hund, der so triebgesteuert ist, dass er jeden Nebenbuhler am liebsten in Stücke zerreissen würde, wenn er nur könnte?
Wenn selbst erfahrene Hundetrainer, die normalerweise diese methoden strikt ablehnen, sagen da hilft nur noch Stachler und Co.?
Wenn die Versicherung dich rausschmeisst, und das Ordnungsamt SEK-mäßig vor der Türe steht, weil dich der nette Nachbar aus der Siedlung, dessen kleiner keifender und völlig unerzogener Hund leider leider eine unliebsame Begegnung mit diesem Hund hatte, anzeigt?
Was dann?
Ein Leben an der kurzen Leine? Oder nur noch mit Halti oder gar Maulkorb?
In die Einöde ziehen?
Bin ich dann der unfähige Hundebesitzer, der niemals einen Hund in die Finger hätte kriegen sollen? Obwohl dieser bis zu seinem 2. Lebensjahr ein freundlicher Hund war auch mit anderen Rüden? Der erst in einer Hundeschule gelernt hat, dass man seine Rangordnung klären muss/darf/soll? Und der geklärt hat, bis der Arzt kommt? Und auch kam? Wir sind schon lange nicht mehr in dieser Hundeschule, aber das Kind war in den Brunnen gefallen und zwar gründlich.
Besagter Hund bekam mit über 3 Jahren seinen ersten Chip und der wirkte Wunder. Ganz klar war sein Raufverhalten auf die Hormone zurückzuführen, denn andere Rüden interessierten ihn nicht mehr, er wurde neutral ihnen gegenüber und wurde auch nicht gemobbt, dafür war er offensichtlich zu groß.
Und nun? Lebenslang Chippen?
Nachdem die Wirkung des 2. Chips nachgelassen hat und er wieder der alte Raufer wurde, haben wir ihn mit fast 4 Jahren kastrieren lassen.
Er jagd noch genauso gerne, wenn man ihn lässt (DAS allerdings wird langsam, langsam besser durch konsequentes Training), er ist lebhaft wie eh und je, er ist weder fett noch lethargisch geworden, weil wir da höllisch aufpassen und er ist ein bisschen verschmuster geworden, als er es eh schon war.
Ich kann ihn frei laufen lassen, er gehorcht super (wenn keine Rehe in Sichtweite sind), wenn andere Hunde nicht so ganz seine Wellenlänge sind, knurrt und droht er auch mal, aber das wars auch schon und die anderen Hunde respektieren ihn.
Diese Entscheidung ist mir extrem schwergefallen und hat mich diverse schlaflose Nächte gekostet.
Heute weiß ich, was wir hätten anders machen können von Anfang an.
Seine doch sehr ausgeprägten Wachinstinkte sind dieselben wir vorher und er hat sich weder von der Statur, noch vom Fell her verändert.
Mein 15-jähriger Sohn hat angefangen, THS mit ihm zu machen, sie trainieren grade für die BH und haben beide unheimlich viel Spaß am Training! Das wäre vorher ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.
Wir haben übrigens noch eine 8 Jahre alte, unkastrierte Hündin, die das auch bleiben wird, solange sie sich so guter Gesundheit erfreut wie im Moment.
Ich tauch jetzt mal ab, bevor alle hier über mich herfallen.
Schönen Sonntag noch und viele Grüße!