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Sonntag, 17. Juli 2005, 13:48

Der Fall Alf

Beim durchsehen alter Ausschnitte aus Hundezeitschriften ist mir gestern der folgende Artikel aufgefallen. Er erinnert mich schon sehr an Cunter.

Der Fall Alf

Alf wuchs in den ersten 12 Lebenswochen mit seinen 7 Geschwistern bei uns im Haus und Garten auf. Er erhielt eine Frühsterziehung, d. h. alles – aus menschlicher Sicht – Positive wurde belohnt, und er lernte schon in dieser Zeit die verschiedensten Situationen, Umgebungen, Personen und andere Hunde kennen. Dann kam Alf zu einem Ehepaar, lebte dort in einem Garten und in einem Anbau mit Kontakttür zum Wohnzimmer, wo er sich kurzzeitig aufhalten durfte. Spaziergänge und Radtouren in ländliche Umgebung gehörten zu seinem Tagesablauf.

Als temperamentvoller Rüde sollte Alf mit einem Jahr dann seine Grundausbildung erhalten, und so wurde eine Hundeschule besucht. Dort sollte er nun „Benehmen“ lernen, was ihm allerdings ganz und gar nicht passte. Er setzte seinen Willen, der ja über viele Monate gefestigt worden war, gegen den des Lehrgangsleiters und weil der nicht weiterkam, musste ein Stachelhalsband her. Erst als der Hals blutig war, Alf aber, trotz Drücken und Strafruck , noch immer nicht Platz machte, wurde die Ausbildung abgebrochen. Man erklärte, Alf sei ein Alpharüde, (als Welpe war er davon freilich weit entfernt!) und schwer zu auszubilden- Die Führung des Hundes nur noch mit Stachelwürger empfohlen.

Nach zwei weiteren Jahren besuchte Alf, diesmal allein, eine andere Hundeschule, auch diesmal ohne die gewünschte Wirkung. Der Tierarzt versuchte es mit Epigen-Spritzen, auch ohne Erfolg, und riet schließlich zur Kastration. Nun mussten die Besitzer Alf in naher Zukunft aus Gesundheitsgründen in naher Zukunft abgeben und nahmen wegen der beim Kauf vereinbarten Rücknahme mit mir als seiner Züchterin auf. Obwohl ich sofort anbot, den Hund jederzeit abzuholen, aber bat ihn nicht kastrieren zu lassen, vergingen mehrere Monate bis zum nächsten Kontakt und der Rückgabe von Alf. Leider war er drei Monate vorher, im Alter von dreieinhalb Jahren doch kastriert worden.

Man beschrieb ihn als aggressiven, hyperaktiven Rüden, der um sich biss, ganz egal, wer in seiner Nähe war, und dieses Verhalten habe sich auch nach der Kastration nicht sehr geändert. (War also eher anerzogen worden.)

Bei der ersten Begegnung im eingezäunten Gelände wurde Alf beim Versuch einer Kontaktaufnahme gleich zurückgerissen. Erst auf mein mehrmaliges Bitten durfte er von der Leine. Ich ersuchte den Besitzer auch, Alf ganz in Ruhe zu lassen und nicht einzugreifen, ganz gleich was passierte. Dann ließ ich unsere beiden Hündinnen, Alfs Mutter und Schwester, heraus. Er stürmte auch gleich auf sie zu, wurde aber schnell in die Schranke gewiesen, und nach ein paar Augenblicken war ein intensives Spiel der drei Hund im Gange.

Wir Menschen gingen zum Haus und regelten die schriftlichen Angelegenheiten; die Schnauzer kamen nach einiger Zeit hinterdrein. Als Alfs Herrchen, immer noch ungläubig über das Verhalten seines Rüden, heimfuhr, ließ ich die Hunde im Haus bleiben und beobachtete Alf aus den Augenwinkel. Schließlich kam er zu mir (wir hatten uns immerhin zweieinhalb Jahre nicht mehr gesehen). Schnupperte an Hosenbein, ging ins Wohnzimmer, setzte sich, Stirn in Falten und „grübelte“, kam wieder, schnupperte nochmals, ging zurück und setzte sich wieder an die gleiche Stelle. Beim dritten Anlauf kam er schon leicht wedelnd zurück. Auf ein: Na Alf?“ freute er sich richtig.

Das Eis war gebrochen, und die „Desensibilisierung“ begann. Zu allererst flog das Stachelhalsband in den Müll. Alfs ganzer Tagesablauf wurde geändert. Der erste Spaziergang erfolge an der Flexileine, und Alf wurde bei neuen Situationen stets aufgefordert, sich alles genau anzusehen. Mit dieser neuen Freiheit konnte er gar nichts anfangen – er zog nicht etwa an der Leine, sondern blieb immer in der Nähe. Auch an Hunden, die sich hinter Zäunen oder in Zwingern befanden getraute er sich kaum vorbei.

Ich leite eine Hundesportgruppe, in der auf Sozialisierung der Vierbeiner genauso viel Wert gelegt wird wie auf Gehorsam, und nachdem die übrigen Hundebesitzer eingeweiht und um Hilfe gebeten waren, begann der spannende Teil: Kastor, ein besonders verträglicher Hovawartrüde kam ganz entspannt auf den erstarrten Alf zu … Nach ein paar bangen Sekunden (für die Zweibeiner!) des Kennenlernens, entspannte sich Alf deutlich, und nach einem Moment forderte er Kastor in typischer Haltung zum Spielen auf! Eine Woche drauf sah man ihn in zärtliche Spiele mit ein paar Cain-Terrier-Welpen vertieft.

Gehorsamsübungen beherrschte er nach drei Wochen schon ziemlich perfekt, folgte doch bei richtiger Ausführung immer gleich Lob oder eine Belohnung. Die Verständigung klappte also doch, und Alfs (???) Fehlverhalten erscheint im Nachhinein nur logisch. Bei jer Kontaktaufnahme zu anderen Menschen oder Hunden hat man ihn zurückgerissen, und sein Frust über die Isolation wuchs, die Versuche, aus solchen Situationen zu entkommen, wurden immer intensiver ……


Was wäre aus Alf geworden, wenn er noch weitergereicht worden wäre und auch hier in die falschen Hände gekommen wäre ?????

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