Hallo Patricia,
ich schreibe einfach mal, was ich so mit meiner 10 Monate alten RS-Hündin anstelle...
Ich bin mit meiner Bertha, als sie 7 Monate war so ca. 1 bis aller- allerhöchstens 1,5h spazieren gegangen, und zwar meistens an der Schleppleine, in ganz ruhigen Gebieten auch mal für kurze Zeit freilaufend. Wenn sie sich zwischendurch mit anderen Hunden ausgetobt hat, waren die Gänge dann entsprechend kürzer. Das Problem bei Junghunden ist ja nicht unbedingt die Länge des Weges, sondern die Monotonie der Bewegungsabläufe. D.h. Spielen dürfen die Hunde länger als an der Leine gehen. Jetzt ist Bertha fast 10 Monate und ich gehe so 1,5-2 Stunden mit ihr spazieren - dann bin ich meistens auch "alle" (gerade jetzt im Schnee) und ich denke, das reicht ganz gut. Hinterher pennt sie so 2 Stunden - danach hätte sie gerne wieder "Action". Es reicht ihr aber schon, wenn sie bei den Alltagsbeschäftigungen dabei ist und "im Weg liegen kann und uns kontrolliert".
Wie ausgelastet sie von den Spaziergängen ist, kommt natürlich auch darauf an, wo und wie wir spazieren gehen. Wenn ich sie z.B. zwischendurch ein-zwei Mal meinen Handschuh suchen lasse, sie im Wohngebiet vor Straßeneinmündungen "Sitz" machen lasse oder sie auch mal eine "Fuß"-Übung bekommt etc. ist sie ausgelasteter, als wenn wir nur so "nebeneinander hergehen". Wir gehen zur Zeit ungefähr 2 x am Tag, manchmal auch nur eine große Runde, dafür gibt's dann ergänzend kurze Spieleinheiten im Garten, Einüben von kleinen Tricks und vor dem Schlafengehen immer ein kleines Nasenspiel mit Betthupferl (z.B. Rinderohr)-Suche.
Auch Bertha spielt gerne mit anderen Hunden und ein guter Tag ist für sie nur einer, wo sie auch die Gelegenheit zum Sozialkontakt mit ihren Kumpels hat. Die Zeit der ersten Läufigkeit (die mit 9 Monaten kam) und wo sie nur an der Schleppeine/kurzen Leine rausdurfte und limitierten Kontakt zu andere Hunden hatte - war sehr anstrengend - sie quengelte den ganzen Tag und hat den Zaun im Garten rigoros nach Schwachstellen abgesucht... - ich bin froh, dass das erstmal vorbei ist.
Ich finde es wichtig, dass die Hunde zur Ruhe kommen können und man selbst auch mal "Dinge erledigen" kann. Schließlich sollten beide Partner in der Mensch-Hund-Beziehung aufeinenader Rücksicht nehmen können und die Bedürfnisse des anderen achten lernen. Dass Du deswegen die Zugangsmöglichkeit zu einigen Zimmern limitierst, finde ich daher durchaus in Ordnung. Auch Bertha darf nicht überall mit hin. Das Dachgeschoss, wo die Katzen wohnen, ist z.B. tabu. Wenn Du Dich allerdings selbst nicht gut dabei fühlst...kann sich das sicherlich auf den Hund übertragen - er könnte es als ein "halbherziges" Kommando ansehen. Ich hatte denselben Effekt mit einer Gitterbox, die ich mir im Welpenalter angeschafft hatte, einmal aufgebaut hatte... und schließlich seufzend in den Keller verstaut habe, da ich sie in Wirklichkeit gar nicht benutzen wollte...
Ich habe das zur Ruhe kommen, wenn ich in Eile war oder doch mehr Trubel als gewöhnlich (z.B. Weihnachten, als meine SchwieMu zu Besuch war) auch schon durch "Fressbares" erschlichen. Dann gibt es einfach einen schönen Knochen, mit dem sie eine Stunde beschäftigt ist und hinterher zufrieden von Kauen einschläft. Das werde ich auch heute bei der Knallerei so machen.
Zum Spielen auffordern lasse ich mch auch zum Teil. Ich weiß, dass darüber die Meinungen auseinander gehen, da der "Chef" das Spiel anfängt und beenden soll. Es macht mir aber auch Spaß und da kann ich auch nicht aus meiner Haut. Wichtig ist für mich, ihr klarzumachen, wenn es absolut nicht passt oder ich keine Lust habe. Dann schaue ich sie bewusst nicht an und beschäftige mich mit anderen Dingen. Das wirkt mittlerweile ganz gut. Für den Abbruch eines Spiels habe ich das Wort "Feierabend!" eingeführt, das sage ich dann, lege das Spielzeug weg und aus die Maus (auch wenn's schwerfällt).
Ich weiß ja nicht, wie Deine Familiensituation ist, aber ich lege Wert darauf, dass Bertha nicht angesprochen oder zugequatscht wird, wenn sie sich ausruht oder schläft. Denn diese Phasen sind ja auch wichtig, damit sie Gelerntes und erlebtes verarbeiten kann. Wobei dies leicht bei uns durchzusetzen ist, da wir keine Kinder haben und uns zu zweit ganz gut absprechen können.
Ich wünsche Dir trotz der anstrengenden Junghundezeit viel Spaß mit Deinem Wirbelwind! Wenn ich so manchen älteren Hund auf meinen Spaziergängen treffe, der gar nicht mehr spielen will, ist das doch eine tolle Phase, die wir als Junghundehalterinnen auch genießen dürfen!
Grüße und einen guten Rutsch von Urtica