liebe schnauzer freunde,
ich melde mich aus wien und hab gerade eine tragoedie hinter mir, in der ein kleiner schnauzer eine hauprolle spielte:
nach langem ueberlegen und beratung mit meinem tierarzt hatte ich mich entschlossen, zu meinen beiden erwachsenen katzen einen hund aufzunehmen.
aus tierliebe / verantwortungsgefuehl habe ich zunaechst wochenlang auf den websites der tierheime und tierschutzvereine ausschau gehalten. und dann wurde ploetzlich als notfall ein reinrassiger pfeffer-salz-schnauzer im alter von 10 monaten angeboten, der erst 2 wochen zuvor in einem der schrecklichsten tierheime der slowakei, in nitra, abgegeben worden war, weil der kleine anhaltend geweint habe, nicht ins haus gelassen zu werden und mit einem aelteren schaeferhund im garten leben zu muessen. da es in meinem familienumfeld bereits einen schnauzer gibt und ich diese grundsaetzlich sehr wesensruhigen hunde mag, hab ich - wieder nach ruecksprache mit meiner tieraerztin - mir den kleinen im tierasyl mal angeschaut. die verhaeltnisse dort waren derart katastrophal - kein wasseranschluss, daher auch kaum reinigung der zwinger mit jeweils 5-6 hunden, in die trinkwasserbehaelter tappten die hunde mit ihren kotverschmutzten pfoten, und am tag meines besuches bissen zwei grosse hunde eine kleine huendin tot - sodass ich mich entgegen meiner absicht, das ganze nochmal gruendlich zu ueberlegen, entschloss, den kleinen, der wirklich wunderschoen war, wenn auch mit kupierter rute, und noch keine tierheim symptome oder krankheitszeichen aufwies, sich auch abseits der anderen hunde hielt, sofort mitzunehmen, um ihn aus dieser hoelle rauszuholen. ich bekam einen impfpass mit auf den weg, aus dem hervorging, dass er erst 7 monate alt war.
er war verschmutzt und verfloht. ich habe ihn am abend bei der ankunft in wien zunaechst mal von den katzen getrennt im badezimmer auf einer weichen decke untergebracht. er schlief brav durch. am naechsten tag dann zuerst bad mit puppies-shampoo und zur tieraerztin, weil er auch durchfall mit blutbeimengung hatte. die tieraerztin fand den kleinen grundsaetzlich prachtvoll und gut entwickelt. sein impfpass "belegte" eine tollwut- und leptospiroseimpfung im alter von 10 wochen - bereits im tierasyl, sowie eine kombiimpfung gg. staupe, parvo, hcc und adenoviren im alter von ca. 6 monaten - durch einen slowakischen tierarzt - und eine "aerztliche" untersuchung - de facto von der tierpflegerin des asyls durchgefuehrt - am vortag seines transfers nach wien. sonst nichts. er schien auch zeitweise aeusserlich gepflegt - getrimmt? gebuerstet - worden zu sein. also spulten wir das programm ab mit entwurmung und entflohung, spezialfutter gg. verdauungstoerungen und tabletten gegen den durchfall. am naechsten tag stand fest, dass der kleine band-, spul- und hakenwuermer hatte. sonst aber war er der charme in person und lernwillig und neugierig. er schien gluecklich, endlich ein gutes, liebevolles zuhause gefunden zu haben. er wurde gepflegt, gestreichelt, geliebt...
ich habe meinen ganzen tagesablauf umgekrempelt und auf den neuen mitbewohner eingestellt.
ich habe in den ersten 3 tagen viel mit ihm unternommen, vielleicht zuviel. am 4. tag war der hund erschoepft und hustete. zum tierarzt: fieber, rachenentzuendung, mandeln geschwollen, lymphknoten leicht vergroessert. behandlung mit antibiotika, hustensaft und vitamin c. leichte besserung am naechsten tag. fortsetzung der behandlung. dann ging die tieraerztin auf urlaub. am 6. tag war der kleine total apathisch, unmoeglich, ihm die medikamente einzgeben. also ab zur von der ta empfohlenen klinik. fieber 40,1. infusionen, antibiotika, vitamine + lidbindehautabstrich. am 7. tag deutliche besserung, rueckgang des fiebers, gelgentliches niesen. fortfuehrung der infusionen und antibiotikagaben. dann umstellung auf spezial - feuchtfutter + pflanzliches mittel zum aufbau des immunsystems. 8. tag neuerlich besserung, fieber fast weg, aber der test hatte ergeben: staupe. der tierarzt war zuversichtlich, weil die therapie wirkte und staupe-viren heutzutage manchmal nicht mehr so aggressiv waeren. fortfuehrung der therapie: aufbau des autoimmunsystems am 9.+10.tag. der kleine war zwar ziemlich muede, aber grundsaetzlich scheinbar auf dem weg der besserung, lief brav seine runden 3 mal am tag. das fieber war fast zur gaenze verschwunden.
ich hielt ihn seit ausbruch der ersten krankheitszeichen natuerlich von allen anderen hunden fern, was ihn einigermassen frustrierte. kein auslauf mehr in der hundezone. ich fuehlte mich zwar schlecht dabei, den kleinen auf der strasse seine geschaeftchen erledigen zu lassen wegen der anderen hunde, aber der tierarzt meinte, die meisten seien ohnehin geimpft und ich koenne nichts anderes machen. ich putzte den kot des kleinen immer sorgfaeltig von der strasse. auch die quarantaene in bezug auf meine katzen wurde aufrecht erhalten. ich hatte die wohnung in eine hunde- und eine katzenzone eingeteilt, wischte taeglich mindestens einmal mit desinfektionsmittel im wasser die boeden, wechselte die schuhe beim uebergang von einer in die andere zone. ich wechselte den bezug seines bettes und wusch ihm selbst nach jedem ausgang den bart und die pfoten ab. er war ja ein begeisterter "schnueffler". auch da hielt ich ihn weitgehend zurueck. in der nacht vom 10. auf den 11. tag begann der kleine hund zu husten und schleim in grossen mengen auszuwerfen. ich putzte alles weg, versuchte, das tier zu beruhigen, gab ihm hustensaft ein... es half nur immer ein paar minuten. mein kleiner schnauzer hustete bis zum morgen 7 stunden durch. da ging ich sofort mit dem voellig erschoepften hund in die klinik. der tierarzt machte ein ernstes gesicht und erklaerte, dass die staupe voll ausgebrochen sei, der kleine fieber habe und lungengeraeusche und dass er kaum 50% chancen zu ueberleben habe und die spaetfolgen unabsehbar waeren. gebeten um einen offenen rat, meinte er, es sei vertretbar, einen kleinen hund in diesem zustand zu erloesen. ich war geschockt, dachte nach und hab schliesslich zugestimmt, um dem kleinen wochen des quaelenden auf und ab mit ungewissem ausgang zu ersparen. es schien mir auch schlimm fuer ihn, so isoliert gehalten zu werden und ich fand es unverantwortlich gegenueber anderen hunden. ich haette in diesem zustand auch nicht mehr mit ihm runter gehen duerfen. ich blieb bei ihm bis zum letzten schlag seines kleinen hundeherzens, hielt ihn fest, damit er spueren sollte, dass ich mich um ihn sorgte, ihn liebte, so kurz er bei mir war. er war ganz ruhig.
ich weiss nicht, ob ich das richtige getan habe. aber wer koennte schon in einer solchen lage sicher sein, das richtige zu tun. ich meine, weder zeit, kosten noch muehe gescheut zu haben. ich bin immer noch voellig fertig, heule bei der erinnerung an den kleinen los, spuere das loch, das er in den 10 tagen bei mir schon hinterlassen hat. sogar die katzen suchen den fremdling, den sie natuerlich rochen und gelegntlich beim oeffnen der tuer zu gesicht bekamen. ich versuche , ueber den verlust hinwegzukommen.
und ich beginne nachzudenken, ob ich noch einmal von vorn beginnen soll und mich auf die suche nach einem kleinen schnauzer machen. dass ich nun nicht mehr in der lage bin, in tierheimen zu suchen, ist vielleicht verstehbar. ich denke eher daran, einen kleinen, der von anderen menschen aus welchem grund auch immer, nicht mehr behalten werden kann, zu mir zu nehmen. das wuerde meinem verstaendnis von tierliebe und tier"partnerschaft" doch noch nahe kommen.
mich wuerde eure meinung interessieren.