Hallo Nicole,
ich sag dazu mal jein.
VORSICHT LANG!
Von Spielgruppen, in denen die Welpen ohne Kontrolle wie wild nur miteinander toben können, halte ich gar nichts. Als Rechtfertigung für diese Gruppen wird immer angeführt, dass die Kleinen ja aus ihrem Geschwisterrudel herausgenommen wurden und die Spielgruppen dieses nun ersetzen sollen. Das Geschwisterrudel ist ein gewachsenes Rudel unter der Kontrolle der Mutter. Die steuert alle Abläufe. Eine zusammengewürfelte Spielgruppe ist davon meilenweit entfernt. Dazu kommt, dass fast immer die Führung eines erfahrenen Althundes fehlt. Diesen erfahrenen Althund, der die Erziehung fremder Welpen übernimmt, muss man aber erst einmal finden. In der Regel sind Hündinnen fremden Welpen gegenüber nicht sehr positiv gestimmt oder wollen bestenfalls möglichst wenig mit ihnen zu tun haben. Welpenerfahrene Altrüden gibt es auch nicht so viele. Meistens mutieren Rüden selbst wieder zum Welpen, was der Erziehung der Kleinen nun absolut nicht dienlich ist. Bei uns auf dem Hupla bin ich die Welpentante, und ich beschäftige mich mit jedem Welpen einzeln. Haben wir mehrere Welpen da, die alters- und größenmäßig zusammen passen, dürfen sie auch mal ein wenig miteinander spielen, aber ich kontrollliere sehr genau, was da passiert. Die Besitzer haben immer das Bedürfnis, die Welpen sich totspielen zu lassen (dann ist er gleich zu Hause so schön lieb). Das lasse ich nicht zu. Wenn aus den Welpen Junghunde geworden sind (eigentlich ist das Welpenalter schon mit dem Absetzen von der Mutter vorbei), nehme ich immer einen Althund dazu, der die nötige Gelassenheit und Autorität hat, den Kleinen nach Hundemanier zu zeigen, wo es lang geht. Diese "Abenteuerspielplätze" für Welpen halte ich nur dann für notwendig, wenn die Kleinen in einer reizarmen Umgebung aufwachsen. Sie sollen ja auf den Alltag mit dem Menschen vorbereitet werden, und das können sie am allerbesten, wenn der Halter sie mitnimmt, wo immer es möglich ist. Teilweise erinnern mich diese Welpenparcours an Ausbildungsplätze für Rettungshunde. Wichtig ist für mein Dafürhalten die praxisnahe Prägung, und das ist eben unsere Umwelt, die man auf einem Hupla nur schlecht nachstellen kann. Meine allererste Übung mit den Welpen ist die Bindung an den Menschen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schwer sich manche Hundehalter tun, ihren Kleinen ohne Leine in ihrem Einwirkungsbereich zu halten und ihn auf sich zu fixieren. Das ist schon der erste Knackpunkt. Wenn es mir gelingt, diese Bindung zuverlässig herzustellen, wird der Junghund draußen mit jeder Situation fertig, weil er sich ja in der Nähe seines Menschen sicher fühlt. Leider gibt es da ein großes Defizit. Entweder werden die Junghunde vor jeder potentiellen Gefahr "bewahrt" und dadurch total unselbständig, oder sie bekommen in kritischen Situationen keinerlei Unterstützung, das heißt einen sicheren Hintergrund durch ihren Menschen. Zurück zu den Welpenspielgruppen. Oft höre ich, dass von den Zwergen in diesen Gruppen schon sehr viel "Gehorsam" verlangt wird. Das halte ich für völlig falsch. Die Kleinen erleben eine solch extreme Reizüberflutung in dem zusammengewürfelten Rudel, dass es für sie schier unmöglich ist, sich auch noch auf Gehorsamsübungen zu konzentrieren. Bei älteren Hunden wird erst einmal ein Befehl gelehrt, dann verknüpft, dann etabliert und erst dann wird unter großer Ablenkung gearbeitet, um das Erlernte zu festigen und abzusichern. Von einem einige Wochen alten Wusel wird aber sofort die letzte Stufe der Ausbildung, das festigen unter extremer Ablenkung, verlangt. Das ist die beliebte Übung "abrufen aus dem spielenden Rudel". Halte ich für total kontraproduktiv. Bei mir lernt der Junghund ohne jegliche Ablenkung das Hinlaufen zu seinem Menschen, indem ich ihn halte, sein Mensch entfernt sich vom Hund in schneller Gangart und ruft seinen Kleinen mit Begeisterung in der Stimme. Dann lasse ich den Kleinen los der, wenn er bei seinem Menschen angekommen ist, überschwänglich mit viel Körpereinsatz und auch mal mit einem Leckerchen begrüßt wird. Klappt das zuverlässig, wird eine leichte Ablenkung eingebaut, die dem jeweiligen Junghund angepasst ist. Der eine lässt sich von einem anderen Hund, der andere von einem anderen Menschen leicht ablenken. Unter dieser Ablenkung muss sich nun der Halter bemühen, seinen Kleinen trotzdem zu sich zu bekommen. Oft muss dann die lange Leine eingesetzt werden um dem Kleinen klar zu machen, dass er die Ablenkung ignorieren soll. Klappt das auch, wird unter erschwerten Bedingungen weiter gearbeitet. Das zu erklären, würde hier zu weit führen und kommt auch zu weit vom eigentlichen Thema ab. Ich habe diese erste Übung auch nur etwas ausführlicher beschrieben, um den Unterschied zwischen einer reinen Welpenspielstunde und dem richtigen Fördern eines Welpen oder Junghundes klar zu machen. Noch einmal meine abschließende Meinung - reine Tobestunden nein, gute und richtige Förderung ja.
Grüße von
Rita