Naja, dass es in der „Hundesache“ keinen Königsweg gibt, keinen einzig gültigen, das weiss meine Nachtmütze. Aber es gibt sinnvolle und unsinnige, brauchbare und unbrauchbare, erfolgreiche und erfolglose Wege – auch klar.
Anke, wenn Du findest, mein „Ding“ wäre „so einfach“, dann hab ich mich falsch ausgedrückt, sorry. Verdächtig „einfach“ erscheint mir die so unsägliche und immer noch weitverbreitetet Symptombehandlung. Das geht über´s Klickern und die Leckerli-stopf-rein-Chose, weiter über´s Schleppleinenranziehen und das so beliebte wie gefährliche Halti, bis hin zum guten alten Leinenruck, das Armutszeugnis jeden Halters. Worüber ich schreiben wollte ist alles andere als einfach, es ist ursächlich angelegt und fordert den Menschen mehr als den Hund (deshalb wohl so unpopulär, leider).
Rita, auch der virtuose Umgang mit der Flexi ist kein Gegenargument, finde ich. Dass Du davon ausgehst, meine Hunde dürften nicht in „ihrer Welt leben“ macht mich sehr nachdenklich. Ich werd wohl mal einen Kurs an der Volkshochschule in Deutsch und Rhetorik machen müssen bei meiner offensichtlich missverständlichen Ausdrucksweise (Früher hatte ich nur Ärger mit meinen Nachbarn. Seit ich im Internet bin hassen mich Leute aus der ganzen Welt). Du willst nicht der Animateur für Deinen Hund sein, sagst Du. Meine Verblüffung ist grenzenlos! Hat das auch Gültigkeit für Eltern, die ihre Kinder Tag für Tag vor der Glotze parken? Wir werden (wenn die Hündin aufnimmt) Anfang Dezember einen neuen Welpen bekommen. Nach einigen Kämpfen mit den Arbeitgebern habe ich den Dezember Urlaub genommen, meine Frau den Januar, ich den Februar und meine Frau wieder den März.ich. Unser Welpe wird also die volle „Berlowitz-Zeit“ über eine Rund-um-die-Uhr-Animation bekommen. Findest Du das abwegig? Was spricht dagegen, ein paar Monate den Animateur zu machen und für die nächsten 13 Jahre einen Hund zu haben, der beispielsweise nicht an der Leine zerrt?
Hallo Nicole, um Deine Gelassenheit beneide ich Dich, ehrlich. Du hast einen Hund, der an der Leine zieht, ok. Du gehst davon aus, dass er „weiss“, dass er nicht ziehen soll. Aber er kann halt nicht anders. Das nenn ich Toleranz! Und Du siehst wirklich nicht den geringsten Anlaß, Deine „Methode“ mal kritisch zu überprüfen?
Ich möchte einen Fall schildern, weil viele Probleme mit dem Leinenziehen keine echten „Leinenführprobleme“ sind. Ich habe also versäumt, meinem Welpen in der Prägezeit (und auch danach) das Treiben auf Bahnhöfen und in Zügen erleben zu lernen. Dann muß ich unerwartet doch mal mit dem Zug reisen. Selbst gestresst, mit Gepäck in der einen und dem Hund in der anderen Hand stürze ich auf den Bahnhof. Viele Menschen, viele unbekannte Geräusche, die Eile und so weiter verunsichern den Hund stark. Egal, schnell zum Gleis 5, verdammt, wo ist mein Zug? Ah, da, rein, aufpassen, dass der Hund nicht vom Bahnsteig plumst, Merde, wo ist ein freier Platz, aha, hier, gut, rein, den Hund unter die Bank geschoben, geschafft. Der Hund ist am Rande seiner psychischen Belastbarkeit. Nach zwei ihn weiter stark beunruhigen Stunden Bahnfahrt ist der nächste Bahnhof da. Das gleich Generve nur umgekehrt. Auf dem Bahnsteig zieht der Hund wie ein Irrer an der Leine. Du ahnst längst, worauf ich hinaus will: Hier gibt es kein Leinenführproblem, nicht wahr, ein Hund am Rande des Nervenzusammenbruchs will aus der Situation raus! Das Ziehen hat den Charakter einer Konfliktreaktion, wie Züngeln, hinterm Ohr kratzen etc. So ein Verhalten mit dem Leinenruck (an der Flexi, kleiner Scherz) zu beantworten wäre Schwachsinn in Reinkultur, oder? In nicht so drastischer Form findet das aber bei vielen (und in vielen Hundeschulen) ständig statt. Bei Dir wohl auch. Du solltest der Ursache der Aufgeregtheit Deines Hund mehr Aufmerksamkeit schenken als Deiner Toleranz: Er kann halt nicht anders.
Das soll´s gewesen sein, mein zweiter Beitrag, WOW. Gruß Ralf