Hallo Anke - VORSICHT LAAANG!
Zuerst mal, bevor ich irgend etwas anderes schreibe - eine Hündin, die aggressiv ist kastrieren, macht die Sache nur noch schlimmer, weil dann die dämpfenden Hormone fehlen. Ich kenne solche Hündinnen, die sind nach der Kastration zu wahren Furien geworden und das IMMER im Alltag, sie waren die reine Pest.
Nun zum eigentlichen Problem.
Ich würde die Hündin zunächst mal nicht frei mit den anderen Hunden laufen lassen, solange sie so "spinnt". Jeder Erfolg ist Wasser auf ihre Mühle. Als nächstes wäre ein "einnorden" deinerseits wichtig. Die Übung dazu schreibe ich gleich am Schluss auf. Ich denke auch, dass deine Kleine Defizite aus der mangelnden Prägung mit sich herum schleppt. Außerdem hast du Terrier. Die haben, auch bei sozialen Defiziten, ein Löwenherz und wenn die zupacken, dann meinen sie es ernst.
Bachblüten würde ich folgende vorschlagen:
Holly - gegen Wut und Gewalttätigkeit
Vine - gegen Intoleranz
Willow - gegen Verbitterung aufgrund früherer Erfahrungen
Star of Betlehem - um negative Erlebnisse zu verarbeiten
Zu der Übung, die ich vorschlagen möchte, eine kleine Geschichte vorab.
Ich habe einen ZSss auf dem Hundeplatz im Training. Sein Frauchen geht auf die 80 (sie hat sich den Hund vor einem Jahr gekauft) zu und ist mit dem Zwerg total überfordert. Sie hat früher schon zwei Zwerge zur Begleithundeprüfung geführt, ist nun aber körperlich dazu nicht mehr in der Lage. Wenn sie schnell laufen soll, kommt sie aus der Puste, bei Richtungswechseln wird es ihr schwindelig, sie ist nicht mal in der Lage, beim Laufen ein Bein vor ihren Hund zu stellen, dann verliert sie das Gleichgewicht. Bücken kann sie sich auch nicht, dann fällt sie auf die Nase. Also alles was nötig wäre, um den Hund zu regulieren, kann sie nicht mehr. Der Kleine hat natürlich eine Klappe für Zehn und gehorchen ist für ihn ein Fremdwort. Also hat das Frauchen mich gebeten, den Zwerg zu erziehen. Sie ist immer dabei, sieht was ich mache, ich erkläre ihr alle Zusammenhänge und kann so nur hoffen, dass ich das, was ich dem Hund beibringe, später auf sie übertragen kann.
Als ich mit dem Kleinen los laufen wollte, hat er gebockt wie ein Mini Esel. Ich dachte zuerst, dass es die Bindung an sein Frauchen ist, die ihn nicht mit mir gehen lässt. Ich habe das dann getestet. Ich bin mit ihm über den Platz gelaufen, er zog natürlich Richtung Frauchen und nach einer Weile habe ich ihm erlaubt, zu ihr zu gehen. Ich dachte, er kriegt sich nun nicht mehr ein vor lauter Freude. Pustekuchen - den interessierte sein Frauchen überhaupt nicht. Er setzte sich einen Meter neben sie und schaute sie nicht mal an. Der kleine Herr wollte lediglich seinen Willen durchsetzen. Ich habe das mehrmals getestet und das Ergebnis war immer gleich. Nun musste ich ihm klar machen, dass er bei mir seinen Kopf nicht durchsetzen kann und das habe ich nach meiner, für mich sehr bewährten Methode gemacht, wen ein Hund nicht folgen will (körperlich und geistig). Es geht um reinen Gehorsam und Kooperation.
Soooo und nun kommt eeeeendlich das für dich wichtige, was ich empfehlen möchte (die Erklärungen waren aber wichtig wegen des Zusammenhanges).
Ich habe den Zwerg an eine 1,20 m Leine genommen, habe ihm erklärt, dass der Bereich vor meinen Füßen Salzsäure ist (Anita Balser
), habe ihn mit einem "Ssst" reguliert, gleichzeitig die gespreizte Hand vor ihn gehalten und wenn er trotzdem vorprellen wollte und nicht darauf reagierte, ihn mit einem Schubs vor die Brust nach hinten befördert. War er total stur, habe ich ihn auch mit dem Zeigefinger in die Brust gepiekt. Das habe ich so lange gemacht, bis ich ihn nur mit einem "Ssst" wieder an seine Position neben meinen Füßen bekam. Zu Anfang habe ich das in neutraler Umgebung ohne jegliche Ablenkung trainiert. Als ich so weit hatte, dass ich ihn mit besagtem "Ssst" immer neben mich bekam, bin ich auf sein Frauchen zu gelaufen. Er wollte natürlich sofort nach vorne, aber ich habe ihn reguliert und habe auch das so lange geübt, bis er da war, wo ich ihn haben wollte. Dann kam die nächste Übung. Ich bin mit ihm weit von seinem Frauchen weg kreuz und quer über den Platz gelaufen. Er zog natürlich rückwärts, weil er ja seinen Kopf mal wieder durchsetzen wollte. Ich habe die Leine an einem Fixpunkt auf meinem Rücken fest gehalten und bin einfach in gleichmäßigem Schritt weiter gelaufen. Er bockte mal wieder wie Eselchen, aber davon habe ich mich überhaupt nicht beeindrucken lassen. Ich bin weiter gelaufen. Nach einer Weile wurde ihm das wohl zu blöd oder anstrengend und er lief schon eine kurze Strecke neben mir. Wollte er vorprellen, kam mein "Ssst" und er war wieder an meiner Seite. Natürlich hat er zwischendurch immer wieder versucht, zu bocken oder in die andere Richtung zu laufen, aber ich bin meinen Weg mit ihm gegangen.
Gaaaanz wichtig!!! Es wird NICHT an der Leine gezogen, es wird NICHT mit dem Hund geredet, außer dem "Ssst" bekommt er nichts zu hören!!
In der zweiten Übungsstunde hat er nur noch kurz gebockt, dann ist ihm wohl eingefallen, dass ihm das bei mir nichts nützt und er lief 99% neben mir an lockerer Leine. Nun kam die nächste Stufe. Wenn ich stehen blieb, sollte er mich anschauen. Zunächst schaute er in der Gegend herum, dann kam ein schräger Blick zu mir nach oben und er bekam von mir ein "Guuut". Dann lief ich wieder los mit ihm. Das Stehenbleiben habe ich in ganz unterschiedlichen Intervallen gemacht und immer öfter war sein Blick bei mir. In der dritten Übungsstunde - ich habe das Frauchen immer mit auf den Platz genommen - wollte er schon gar nicht mehr zu ihr laufen. Er lief an lockerer Leine neben mir, ich musste ihn kaum noch regulieren und er machte alle Wendungen mit, ohne auch nur einmal zu bocken. Dann habe ich noch etwas ausprobiert was mich in der Annahme bestätigte, dass er nur seinen Willen durchsetzen will. Ich bin mit ihm von seinem Frauchen weg Richtung Terrasse, auf der sich die anderen Menschen und Hunde aufhalten, gelaufen, und es passierte genau das, was ich erwartet hatte - er zog wieder nach vorne und wollte dort hin. Da er ja nun schon so viel gelernt hatte, reichte von mir ein "Ssst" und die Hand vor seiner Nase, um ihn wieder an meiner Seite zu haben. Ich bin dann wieder in die Richtung zu seinem Frauchen gelaufen, er blieb brav neben mir und bei der Richtung zur Terrasse musste ich ihn nur noch zweimal mit einem "Ssst" regulieren. Danach bekam ich sogar in dieser Richtung seine Aufmerksamkeit, sobald ich stehen blieb.
Mittlerweile freut der Kleine sich ein Loch in den Bauch, wenn er mich sieht und zieht vom Auto zum Platz (Frauchen konnte die Übungen noch nicht umsetzen), um möglichst schnell dort hin zu kommen. Wenn er bellt wie blöd, wenn ein anderer Hund auf den Platz kommt, reicht von mir ein leises "Hey" und er ist ruhig. Auf Frauchen reagiert er nicht. Man sieht dem Hund richtig an dass er froh ist, dass ICH die Verantwortung übernommen habe (was Frauchen überhaupt nicht kann), dass ICH sage, wo es lang geht. Er ist bei mir nun gehorsam und vertraut sich mir an. Nun kann ich weiter gehen in seiner Erziehung.
Ich denke, dass diese Übung etwas für deine Hündin wäre, damit sie lernt, dir wirklich zu gehorchen, dir zu vertrauen und deine Anweisungen auch anzunehmen, wenn ihr das eigentlich nicht in den Kram passt. Möglicherweise bekommst du das dann zusammen mit den Bachblüten geregelt.
Grüße von
Rita