Hallo Nicole,
na da gebe ich doch mal als Erste meinen Senf dazu
Wie du schon schreibst, kann man Wolfsverhalten - und schon gar nicht das von Gehegewölfen - eins zu eins auf unsere Haus- und Familienhunde übertragen. Da sind sich alle Wolfs- und Hundeforscher einig. Darum hat G.Bloch ja nun auch sein neues Projekt gestartet - die verwilderten Haushunde in der Toskana - als Bindeglied zwischen Wolf und Haushund. Schon jetzt, nach drei Monaten, konnte er gravierende Unterschiede zwischen beiden feststellen. Das Projekt läuft über drei Jahre und ich bin mächtig auf die Ergebnisse gespannt.
Nun zu der Frage, ob unsere Hunde auch außerhalb ihres Wohnbereiches Auslauf brauchen. Ich denke schon. Die meisten Hundehalter haben keine mehrere tausend qm Gelände zur Verfügung und die meisten Hunde leben auch nicht mehr in Rudeln - von unseren züchterüblichen Minirudeln mal abgesehen - sondern mehr oder weniger in keiner fest strukturierten, auf soziale Fähigkeiten abgestimmten Gemeinschaft mit dem Menschen. Futterbeschaffung, die wichtigste Aufgabe eines in der Natur lebenden Rudels, ist für unsere Hunde kein Thema. Das Rumrennen im Gelände mit Schnüffeln und Stöbern macht unseren Hunden sicherlich Spaß, aber es fehlt der Kontakt zu Artgenossen. Da wir nun mal keine Hunde sind, können wir auch nicht auf Hundeart mit unseren Vierbeinern kommunizieren. Diese artspezifischen Verhaltensweisen können unsere Hunde nur mit Artgenossen ausleben, und darum ist der regelmäßige Kontakt zu vielen verschiedenen Artgenossen mit ihren zum Teil festgelegten aber auch unterschiedlichen Körpersignalen notwendig. Man sollte sich allerdings davor hüten, immer die gleichen Wege mit seinem Vierbeiner zu gehen. Unser Hundetier sieht das als Abschreiten der Reviergrenzen an und wird möglicherweise Artgenossen gegenüber ein Revierverhalten entwickeln, dass uns Menschen überhaupt nicht gefällt. Noch ein Aspekt wäre bei der Haltung ausschließlich auf dem eigenen Grundstück zu bedenken. Der Hund wird mangels neuer Anreize doof im Kopp. Verbindungen im Gehirn(Synapsen), die eine Weile nicht genutzt werden, verkümmern oder noch nicht vorhandene werden nicht geknüpft. Welpen, die in ihrer Baby- und Kinderphase nicht im Kopf gefordert und gefördert werden, bleiben kleine Doofis ihr Leben lang. Es kommt also nicht nur darauf an, dass sich ein Hund körperlich ausleben kann, auch das Gehirn braucht Training.
Bevor das hier in einem Referat ausartet, mache ich an dieser Stelle mal Schluß. Ich kann mich ja vielleicht noch in weiteren Posts austoben
Grüße von
Rita