Hallo Inka,
wir haben unseren lebenden Hunden immer die toten Hunde gezeigt. Ich hatte dann das Gefühl, dass sie damit abschließen konnten, dass er nicht mehr da ist und er nicht einfach so verschwindet. Bis auf Korry haben alle kurz geschaut und sind dann zur Tagesordnung über gegangen. Auch wenn wir die toten Hunde im Garten beerdigt haben, hat sie das nicht interessiert und sie haben auch nie an den Gräbern gebuddelt oder sich sonst wie daran zu schaffen gemacht. Möglicherweise weil sie feststellen konnten, dass ihr Kumpel tot war, hatte sich die Sache für sie erledigt.
Als Enja fünf Monate alt war, starb Ayka und als sie tot in der Küche lag, hat Enjas Mutter kurz geschnüffelt und geschaut, aber Enja ist vor der toten Ayka zurück gewichen. Vielleicht war sie zu jung, um damit umgehen zu können.
Als Enja starb, war Zwergi Korry total durch den Wind. Angie und Enja sind innerhalb eines Jahres gestorben und Korry hatte nun keinen hundlichen Chef mehr, nur noch das verrückte Huhn Julchen, die mit ihren gut fünf Monaten dazu natürlich überhaupt nicht taugte. Drei Tage lang verkroch sich Korry genau um die Zeit, als Enja auf der Couch im Arbeitszimmer eingeschläfert wurde, unter dem hintersten Strauch im Garten, zitterte wie Espenlaub und war nicht dazu zu bewegen, heraus zu kommen. Zunächst habe ich sie in Ruhe gelassen, aber nachdem sie drei Stunden dort saß, habe ich sie heraus geangelt. Ich musste sie im Haus halten, sonst hätte sie sich sofort wieder dort verkrochen. Nach drei Tagen habe ich mir überlegt, dass ich diesen Teufelskreis unterbrechen musste. Ich habe Korry um die fragliche Zeit etwas erlaubt, was sie sonst niemals durfte, aber für sie sehr erstrebenswert war, sie durfte in der Küche auf der Eckbank sitzen. Das hat geholfen. Sie wollte nicht mehr in den Garten unter den Strauch und zwei Tage später war sie wieder wie immer - außer, dass ihr das Schredder Julchen fürchterlich auf den Keks ging
Alle anderen Hunde haben niemals den toten Hausgenossen vermisst oder gesucht, aber bei ihnen stimmte auch die Gruppenordnung, nach dem Tod eines Gruppenmitgliedes. Bei Korry war diese Ordnung nicht mehr vorhanden, und da sie selbst keinerlei Führungsqualitäten hat, schwebte sie sozusagen im luftleeren Raum. Ich musste sie eh vor Julchen schützen und habe das auch verstärkt getan, was ihr wiederum Sicherheit gab. Ich war zwar kein hundlicher Chef, aber da sie ja an menschliche Autorität gewöhnt war, kam sie damit wohl zurecht.
Nun ist Korry mit ihren fast 15 Jahren der nächste Hund, der uns verlassen wird. Mal schauen, wie Julchen darauf reagiert.
Grüße von
Rita